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Unterkünfte für Flüchtlinge fehlen

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Wetterau - Hinsichtlich der Flüchtlingssituation ist laut Landrat Jan Weckler (CDU) keine Beruhigung der Lage in Sicht. 2022 nahm der Wetteraukreis 4898 Geflüchtete auf, aus der Ukraine, aber auch aus anderen Ländern. Im ersten Quartal 2023 würden 788 Personen erwartet, 61 pro Woche. Weckler: „Der Migrationsdruck steigt.“

In den aktuell 94 Gemeinschaftsunterkünften gibt es 2300 Plätze. Laufend kommen neue hinzu. Der Wetteraukreis setzt mittlerweile auf Leichtbauzelte, doch ganz so „leicht“ sei es nicht, diese in Betrieb zu nehmen. „Die Vorbereitungen sind komplex, manche Grundstücke nicht geeignet.“ In Friedberg entstehen momentan 150 Plätze in einer Leichtbauhalle in der Kaserne. In den dortigen (festen) Gebäuden wurde Schimmel festgestellt. „Soviel zum vermeintlich hervorragenden Zustand“ der Gebäude, sagte Weckler.

Im Dezember wurden 77 mögliche Flächen für Leichtbauhallen untersucht. Ergebnis: Nur zehn Prozent können genutzt werden, bei den übrigen Grundstücken gebe es „schwierige Verhandlungen“, „unannehmbare Konditionen“ oder sie seien schlicht ungeeignet. Wecklers Fazit: Zelte in Leichtbauweise bedeuteten einen erheblichen Aufwand für die Verwaltung, generierten aber nur einen geringen Erfolg. Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch (SPD) berichtete über die Situation unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge. Auch in diesem Fall gebe es Probleme, geeignete Immobilien zu finden. Die Betreuung der jungen Leute sei eine „enorme Aufgabe“. Für dieses Jahr würden 67 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Kreis erwartet.

Die Linke wirft dem Landrat derweil vor, mit öffentlichen Aussagen Vorbehalte gegen Geflüchtete zu schüren. Wenn Weckler von den besonderen Belastungen durch die Aufnahme von Flüchtlingen spreche, stelle er die Gruppe der so genannten Weltflüchtlinge stets nach vorne, will Fraktionsvorsitzende Gabi Faulhaber beobachtet haben.

Bis Ende Oktober vergangenen Jahres seien überwiegend Ukrainer in die Wetterau gekommen, ab November dann mehr Weltflüchtlinge. Das Verhältnis von etwa 80 zu 20 Prozent habe sich umgekehrt, die wöchentliche Anzahl der Ankömmlinge aber bis zum Winter hin nicht verändert, merkt die Linken-Vorsitzende an.

In den bisher bestehenden Gemeinschaftsunterkünften würden noch 800 anerkannte Weltflüchtlinge „feststecken“. „Die bleiben da nicht, weil es dort so schön ist. Sie finden keine bezahlbare Wohnung“, kritisiert Faulhaber und verweist einmal mehr darauf, dass der Wetteraukreis seit Jahren keinerlei Anstrengungen unternehme, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Stattdessen habe man beim Abbau der Sozialwohnungen „tatenlos zugesehen“. Faulhaber: „Könnten die anerkannten Geflüchteten in eine eigene, bezahlbare Wohnung umziehen, bräuchte sich der Landrat nicht über mangelnde Unterkünfte aufregen.“ jw/red

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