Umzüge im Rhein-Main-Gebiet
Die Fastnachtszüge rollen wieder los - nach zwei Jahren Corona-Pause. Wir zeigen, wo es sich auf den Straßen der Region feiern, schunkeln und lachen lässt
Zwei Mal – es war ja kaum zu fassen / fiel aus die Fastnacht auf den Gassen / Die Welt geriet ganz aus der Spur / Ein Virus kam, doch das nicht nur / Corona, Krisen, Krieg und Schmerz / Masken trug man nicht zum Scherz / Doch Spott kann helfen, Lachen auch / Kamell‘ und Krebbel füll’n den Bauch / Tufftä, Narhallamarsch, Helau / herausgelassen wird die Sau / An Rhein und Main auf jeden Fall / tobt nun wieder der Karneval.
Zum Beispiel in Mainz, unangefochtenes Epizentrum der Fastnacht nicht nur in der Rhein-Main-Region. Nachdem der Mainzer Rosenmontagszug 2021 und 2022 wie andernorts komplett dem Virus zum Opfer fiel, geht er am 20. Februar um 11.11 Uhr endlich wieder an den Start, Motto: „In Mainz steht Fastnacht voll und ganz / für Frieden, Freiheit, Toleranz“. Die 137 Zugnummern schlängeln sich auf einer Strecke von gut sieben Kilometern durch die Mainzer Neu- und Altstadt.
Auf der anderen Rheinseite macht sich derweil der Wiesbadener Fastnachtssonntagszug am 19. Februar um 12.11 Uhr – eine Stunde früher als sonst – auf den Weg durch die Innenstadt. Auch die Strecke ist neu, Aufstellung ist in der Friedrich-Ebert-Allee, wo der närrische Lindwurm nach seiner Runde wieder ankommt.
Der Große Rosenmontagsumzug in Seligenstadt gilt als einer der schönsten der Region. Am 20. Februar treffen sich die Närrinnen und Narren bereits um 7.11 Uhr auf dem Marktplatz zum „Weckruf“. Selbiger gilt dem Prinzen, der anschließend die Prinzessin wachküsst. Der eigentliche Rosenmontagszug im „Schlumberland“ mit etwa 100 Nummern startet um 14.01 Uhr an der Evangelischen Kirche.
Die Dieburger Fastnacht als Brauchtum lässt sich urkundlich bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen. Deshalb singt man dort voller Inbrunst: „Seit anno 1508 feiert Dieburg Fassenacht!“ Am Dienstag, 21. Februar, zieht der Große Dieburger Fastnachtsumzug von 13.33 Uhr an wieder durch die Innenstadt, allerdings heuer nur mit 99 statt mit 111 Zugnummern.
Nach zwei Jahren Abstinenz geht auch die Karnevalshochburg im Main-Taunus-Kreis wieder in die Vollen: „Hall die Gail!“, schallt es am Sonntag, 19. Februar, zum Flörsheimer Fastnachtszug durch die Straßen. Um 12.31 Uhr marschieren die Gardekorporationen vor der Kulturscheune in der Wickerer Straße auf. Der Zug setzt sich eine Stunde später in Bewegung.
Zenit der Orscheler Fastnacht ist der Taunus-Karnevals-Zug Oberursel am Fastnachtssonntag, 19. Februar, ab 14.11 Uhr. Mit mehr als 190 Zugnummern knüpft er an seinen Rekord von vor der Pandemie an und schlängelt sich vom Rahmtor über den Epinay-Platz bis zur Oberhöchstadter Straße.
Eigentlich sollte inzwischen überall angekommen sein, dass Blackfacing nicht lustig ist. Auch nicht an Fasching und auch nicht in der Wetterau. Und so hagelte es keine Kamelle, sondern Kritik an der KG Mörlau, die jüngst bei einem Empfang von Ministerpräsident Boris Rhein mit einem schwarz geschminkten Delegierten aufschlug. Doch Ober-Mörlen, wo nachweislich seit 1753 Fastnacht gefeiert wird, zog Konsequenzen. Der „Mohr von Mörlau“, ein Symbol des Karnevals dort, wird am Sonntag, 19. Februar, ab 14.11 Uhr, nicht am Umzug in Ober-Mörlen teilnehmen.
Auch in Hanau kam es zu unschönen Kollisionen – terminlicher Art: Denn die Umzüge an Fastnachtssonntag in den Stadtteilen Steinheim und Klein-Auheim sowie im Tümpelgarten fallen heuer auf den dritten Jahrestag der rassistischen Anschläge in Hanau am 19. Februar. Karnevalsvereine und Rathausspitze kamen überein, diesen Balanceakt zu wagen.