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Umstrittener Tierschutz

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Von: Jutta Rippegather

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Nicht genug Auslauf: der Paradeplatz vor dem Reithaus des Landgestüts in Dillenburg.
Nicht genug Auslauf: der Paradeplatz vor dem Reithaus des Landgestüts in Dillenburg. © Arne Dedert (dpa)

Für die geplante Schließung des Landgestüts Dillenburg erntet Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) Lob und Protest.

Deutschlands Pferdelobby macht mobil: 14 404 Unterstützer hatten bis Dienstagnachmittag die Online-Petition gegen die geplante Schließung des Landgestüts Dillenburg unterzeichnet. Am selben Tag schrieb der Magistrat der Umweltministerin Priska Hinz (Grüne), sie möge das vom Förderverein beauftragte Gutachten abwarten. Rückendeckung bekam Hinz von der Tierrechtsorganisation Peta: Seit Jahren verstoße das Landgestüt gegen tierschutzrechtliche Vorgaben, sagte der Leiter der Wissenschafts- und Rechtsabteilung, Edmund Haferbeck. „Die Haltung ist de facto illegal. Die Beendigung der tierschutzwidrigen Pferdehaltung war längst überfällig.“

Vor zwei Wochen hatte Hinz das Aus für die Ställe im Herzen der mittelhessischen Stadt verkündet. Die Tiere bekämen zu wenig Auslauf und die Bereitstellung der acht Zuchthengste sei keine staatliche Aufgabe mehr. Außerdem stehen dort 30 Pferde für die Reit- und Fahrschule, die wegen vertraglicher Bindungen erst in einem Jahr schließen kann. Das Gestüt ist ein Zuschussbetrieb: 1,2 Millionen Euro zahlt Wiesbaden jährlich den Dillenburgern, hinzu kommen die Kosten für die Sanierung des denkmalgeschützten Ensembles.

Eine Summe, die sich ein wirtschaftsstarkes Land wie Hessen durchaus leisten kann, schrieb der Magistrat der Ministerin. „Es würde ihm gut stehen, sich um die Bewahrung der Kultur- und wirtschaftsgeschichtlichen Stätte in besondere Weise zu kümmern.“ Das Land subventioniere ja auch andere Einrichtungen. Wiesbaden habe alle Verbesserungsvorschläge ignoriert. Etwa auf den Hofgarten auszuweichen.

Der Hofgarten mit Biergarten werde als öffentliche Grünfläche genutzt, erläutert Ministeriumssprecherin Franziska Richter. Als Auslauf für Pferde müsste er komplett eingezäunt werden. „Der Bürgerpark stünde damit für die Dillenburger nicht mehr zur Verfügung.“ Auch sei der Vorsitzende des Fördervereins und Bürgermeister, Michael Lotz, in allen Gesprächen eingebunden worden. „Er wurde über die Entscheidung frühzeitig informiert.“

Zu wenig Auslauf für Pferde

Das Land habe eine Vorbildrolle und halte sich an die Vorgaben von Gesetz und Justiz, sagt Richter. Das jüngste Urteil stamme aus dem vergangenen Jahr. Demnach müssen Pferde täglich mehrstündigen Auslauf bekommen. „Das wird in Dillenburg nie umsetzbar sein.“ Durch die Innenstadtlage stoße das Gestüt an Grenzen. Nach Auffassung des Landes reicht es nicht aus, dass die Tiere täglich geritten oder gefahren werden, an der Führmaschine laufen oder in der Reithalle.

Wie Richter ergänzt, ist Tierzucht schon seit mehr als zehn Jahren keine hoheitliche Aufgabe mehr. Auch schwinde das Interesse, seitdem 2009 der Hessische Zuchtverband entschieden habe, in dem Hannoveraner Zuchtverband aufzugehen. „Die Nachfrage nach Dillenburger Hengsten und die Bedeckungszahlen sind seit vielen Jahren rückläufig.“

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