Trauerfahrt für tote Radfahrer

Allein im August sind auf Frankfurts Straßen vier Radler getötet worden - ein Trauerkorso erinnert an sie.
Während am Sonntagnachmittag der Verkehr rundherum vorbeilärmt, halten die Radfahrer an der Kurt-Schumacher-Straße, Ecke Battonnstraße für einige Momente inne. Sie gedenken des 60-jährigen Radfahrers, der an dieser Stelle Anfang August unter einen Lastwagen geraten und verstorben war. „Ich hoffe, dass sein Tod keine weiteren Opfer fordert und dass die Stadt etwas an der Infrastruktur ändert“, sagt ein Angehöriger an der Unfallstelle.
Insgesamt sind im August vier Radler in Frankfurt tödlich verunglückt. In Gedenken an die Opfer hat eine private Initiative am Sonntag zu einem Fahrradkorso aufgerufen, der durch die Innenstadt führt. Unterstützt wird die Initiative vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) sowie von den Initiatoren des Radentscheids Frankfurt, der sich für eine fahrradfreundlichere Stadt einsetzt. „Gerade Menschen ohne Knautschzone, also Radfahrende und Fußgänger, brauchen eine sichere Infrastruktur auf der Straße“, sagt Alexander Breit, Sprecher der Initiative. Bei drei der vier Unfälle habe die „mangelhafte Radinfrastruktur“ dazu beigetragen, dass die Unglücke passiert seien.
Rund 100 Radler sind laut einem Polizeisprecher am Sonntag zum Platz vor der Alten Oper gekommen. Die Veranstalter sprechen von 150 Teilnehmern. Von dort aus rollt der Korso, der von Polizeifahrzeugen begleitet wird, zur Kurt-Schumacher-Straße, über den Alleenring zu einem weiteren Unfallort auf dem Uni-Gelände im Westend sowie zu einer dritten Unfallstelle an der Fürstenberger Straße. Insgesamt drei weiß angestrichene Fahrräder, so genannte „Ghostbikes“, haben die Veranstalter in einem Fahrradanhänger mitgebracht. Diese werden an den Unfallstellen angekettet, um der Toten zu gedenken. „Wir wollen Ghostbikes aufstellen, um in der Stadt ein sichtbares Zeichen zu setzen für die Opfer, damit diese nicht vergessen werden“, sagt Sprecher Breit.
„Ich war sehr geschockt, dass es vier Tote in einem Monat gegeben hat“, sagt Winfried Köppler. Der 48-Jährige zeigt auf die weißen Streifen, die die Auto-Fahrspur der Kurt-Schumacher-Straße an der Kreuzung Battonn-/Berliner-Straße als Radweg ausweisen. Hinter der Kreuzung enden die Streifen Richtung Konstablerwache. Solche „hingepinselten“ Radstreifen gebe es in der Stadt zahlreich. Die Kinder zwischen acht und dreizehn Jahren ließen er und seine Partnerin nur mit einem mulmigen Gefühl auf die Straße beziehungsweise zur Schule radeln. „Man hat ja als Erwachsener selbst Angst“, sagt Köppler.
Ähnlich geht es Annette Baumgartner. „Ab und zu hat man schon schlechte Gedanken“, sagt die 50-Jährige, wenn sie ihren Nachwuchs über den Marbachweg zur Schule schicke. „An so vielen Stellen sind Verkehrssituationen nicht zu Ende gedacht“, sagt sie. Für erfahrene Radfahrer ginge das häufig gut. Sie denke jedoch auch an Jüngere und Ältere.
An verunglückte Frankfurter Radfahrer wird indes auch online erinnert. Auf www.ghostbike-ffm.de sind die tödlichen Unfallstellen auf einer Karte markiert.