Tierquälerei im Dannenröder Forst: A49-Gegner erheben schwere Vorwürfe

Fangeimer mit Amphibien stehen ungeschützt in der Sonne an der A49 im Dannenröder Forst. Naturschützer und Autobahngegner protestieren.
Dannenrod – Es war ein trauriges Bild: Erdkröten, Grasfrösche, Teichmolche, Bergmolche – noch morgens um 10 Uhr saßen sie in der prallen Sonne in den Fangeimern, die nicht rechtzeitig geleert worden waren. Manche Molche waren schon trocken. „Das ist fachlich nicht in Ordnung“, sagt Wolfgang Dennhöfer, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) im Vogelsbergkreis der Frankfurter Rundschau.
Spaziergänger hatten ihm von der Tierquälerei an der Baustelle der Autobahn 49 berichtet und Fotos geschickt. Damit die Amphibien bei der trocken-warmen Witterung nicht zu Schaden kamen, befreiten sie die Tiere und setzten sie in einem nahe gelegenen Weiher aus. Er habe ihre Informationen geprüft, sie seien seriös. „Von den zuständigen Behörden des Landes Hessen und der bundeseigenen Autobahngesellschaft fordern wir dringend sicherzustellen, dass die aufgestellten Fanganlagen so naturschutz- und tierschutzgerecht wie irgend möglich betrieben werden“, sagt der Kreisvorsitzende und Diplombiologe.
A49 im Dannenröder Forst: Tierquälerei ist kein Einzelfall
Amphibien seien sehr empfindlich gegen Sonne und Trockenheit. Sie könnten sterben. Zudem seien sie in den Eimern leichte Beute für Krähen oder Waschbären. Die Sammelbehältnisse müssten spätestens zwischen 7 und 8 Uhr geleert werden. Das wisse jeder, der Amphibienzäune betreut. Am Sonntag an der A49-Baustelle sei dies nicht geschehen. Obwohl es an diesem Tag für einen Märztag ungewöhnlich warm war.
Kein Einzelfall, meint Barbara Schlemmer vom Aktionsbündnis gegen den Autobahnausbau. Schon im vergangenen Jahr seien immer wieder Amphibien auf der Baustelle zu Tode gekommen, Vögel an Zäunen hängen geblieben. „Aus unserer Sicht klappt die ökologische Baubegleitung nicht.“
Die zuständige Autobahngesellschaft konnte am Dienstag zu dem Vorfall nichts sagen.
Tierquälerei an der A49 im Dannenröder Forst: Kritik von Naturschützern wird laut
Das Protestcamp im Dannenröder Forst ist zwar seit mehr als einem Jahr geräumt. Der Widerstand gegen die Zerstörung von 80 Hektar Lebensraum für Tiere und Pflanzen ist aber ungebrochen. Nach Ansicht der Gegnerinnen und Gegner wird für das verkehrspolitisch falsche Signal wertvolle Natur geopfert. Der Herrenwald etwa beheimatet das größte hessische Vorkommen an Kammmolchen, sagt Dennhöfer.
„Dieses europäische Schutzgebiet wird durch die A49 brutal zerschnitten – ebenso wie der Dannenröder Forst, einst berühmt für seine naturgemäße Forstwirtschaft mit den 250-jährigen Eichen.“ Nun schaffe die Autobahngesellschaft es nicht einmal, ein wenig die Schäden abzufedern. Richtig gemacht könnte das Sammeln der Amphibien mit Hilfe von Zäunen und Eimern zumindest einen Teil des von der Autobahn bedrohten Lebens retten. „Und jetzt geschieht das noch nicht mal nach den allgemeinen Standards.“ (Jutta Rippegather)