Taunus ist kein Mekka für Camper

Zahl der zugelassenen Reisemobile ist im Kreisgebiet aber deutlich gestiegen
hochtaunus - In manchen Wohnstraßen ist es ziemlich eng geworden, weil zunehmend Wohnmobile am Straßenrand abgestellt sind. Andere stehen wie Ungetüme direkt neben den Privathäusern auf den Grundstücken.
Zahlen des Kraftfahrbundesamtes für den Hochtaunuskreis belegen, dass sich die Zahl der im Hochtaunuskreis zugelassenen Wohnmobile seit 2010 auf nunmehr 1687 fast verdoppelt hat (siehe nebenstehenden Text). Während der Einschränkungen der Corona-Pandemie folgten viele Menschen dem Lockruf der Freiheit und kauften sich eines jener mobilen Urlaubsquartiere. „Das Interesse an Wohnmobilen ist ungebrochen. Wir gehen von einer gleichbleibenden Nachfrage und den damit verbunden Umsätzen aus. Bei der Vermietung rechnen wir aber mit einer weiteren Steigerung“, teilt Bianca Seebald von Wohnmobile United in Friedrichsdorf mit.
Der Hochtaunuskreis ist für potenzielle Touristen aus diesem Segment gerüstet - aber für Wohnmobil-Reisende offenbar auch nicht besonders gefragt. In der zweiten Auflage der Broschüre „Wohnmobil & Caravan“ des Taunus Touristik Services (2021) sind 18 offizielle Standorte im gesamten Taunus für Wohnmobil-Touristen ausgewiesen - aber nur fünf im Hochtaunuskreis.
SINKENDE ZAHLEN
1687 Wohnmobile sind aktuell im Hochtaunus zugelassen. Das Kraftfahrbundesamt (KBA) führt in seiner Statistik für das Jahr 2010 gerade einmal 863 zugelassene Wohnmobile an. Sprunghaft war der Anstieg seit Beginn der Corona-Pandemie. Seit dem 1. Januar 2020, als noch 1270 Wohnmobile bei der Zulassungsstelle gemeldet waren, sind gleich 417 Wohnmobile neu hinzugekommen, was einem Plus von satten 33 Prozent entspricht, so die Statistik.
Der bundesweite Boom der beiden ersten Corona-Jahre aber scheint abzuebben. Verband der Caravan-Industrie bilanziert: „Im vergangenen Jahr wurden bundesweit 66507 neue Wohnmobile zugelassen, was einem Minus von 18,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.“ map
Kurstadt will keine neuen Stellplätze
Einer davon befindet sich unweit des Taunus Informationszentrums an der Hohen Mark. Nach Auskunft der Stadt Oberursel sind die dortigen fünf Stellplätze für Reisemobile in den Sommermonaten aber nie komplett ausgelastet. Im Stadtparlament Oberursel wurde jüngst ein Antrag, auf dem Parkplatz „An der Bleiche“ weitere Stellplätze auszuweisen, abgelehnt. „Mit den Stellplätzen auf dem Lindenhof verfügt Bad Homburg über ein attraktives Angebot für Wohnmobil-Touristen“, lautet die Antwort der Stadt Bad Homburg auf eine Anfrage dieser Zeitung. „Die Ausweisung weiterer Stellplätze ist nicht geplant, weil die Nachfrage für Wohnmobil-Aufenthalte überschaubar ist.“
Da in Kronberg bislang nur „wild“ auf öffentlichen Parkplätzen gecampt wird, möchte die Stadt hingegen am Waldschwimmbad oder am Bahnhof für „Wohnmobilisten“ ein entsprechendes Angebot schaffen. „Für eine infrage kommende Fläche gibt es bereits einen interessierten Betreiber“, teilt die Stadt mit. Im Usinger Land weist der Taunus-Wohnmobilführer des TTS zudem den Großparkplatz am Freilichtmuseum Hessenpark, die zwei Plätze auf dem Waldzeltplatz in Usingen-Eschbach sowie das Taunus Mobilcamp in Weilrod aus. Mit 42 Stellplätzen ist dieser auch der einzige professionell betriebene Standort im Hochtaunus. Direkt an der B275 im Weiltal gelegen, ist der Platz großzügig angelegt und mit gepflegten Sanitär- und Waschräumen ausgestattet. „Ich werde ab März offiziell als Mieter den Betrieb des Taunus Mobilcamp übernehmen“, teilt Tom Hornig auf Anfrage mit. Seit über zwei Jahren bietet er bereits ein gastronomisches Angebot für die dortigen Caravan-Urlauber in der benachbarten „Onkel Toms Hütte“ an. Sein Bistro ist einerseits Treffpunkt für Bürger aus den benachbarten Ortschaften, andererseits auch bei Durchreisenden als Raststation gefragt. „In den ersten Jahren nach der Eröffnung verlief die Belegung nur schleppend. Zuletzt aber waren während der Saison etwa 250 bis 300 Camper pro Monat zu Gast“, teilt Ingrid Buhlmann mit, die mit ihrem Mann Erhard das zwischen Weil und Bundesstraße gelegene Camp vor etwa 15 Jahren gegründet, während der Pandemie aber verkauft hatte. Für Weilrods Bürgermeister ist das dortige Ensemble von Camp und Gastronomie eine „Institution im Weiltal“ geworden. „Das Konzept der Buhlmanns war vor allem wegen der Sauberkeit und der angebotenen Möglichkeiten sehr beliebt“, sagt Götz Esser (FWG). Er ist froh, dass nach dem Abschied des Gründer-Ehepaares mit dem neuen Mieter und Pächter für Touristen auch weiterhin der Standort im Weiltal gesichert ist.