„Tatort“-Zeitreise in das Jahr 1944

Wetterau - Ruhe bitte, wir drehen!“, schallt es durch den Hessenpark. Die Dreharbeiten für den „Tatort“ mit Ulrich Tukur laufen. Er spielt größtenteils im Jahr 1944. Eine von insgesamt fünf Dreh-Wochen wird das „Tatort“-Team auch in Büdingen unterwegs sein. Eine Gaststätte in der Nähe des Schlosses konnte sich gegen zahlreiche andere Gasthäuser durchsetzen.
Wenn Ulrich Tukur in seiner Rolle als Felix Murot vor die Kamera tritt, ist es wieder Zeit für einen „Tatort“ des Hessischen Rundfunks (HR). Genauer gesagt Zeit für einen ungewöhnlichen „Tatort“, so wie das bei Murot häufiger der Fall ist. „Ein typischer Murot eben“, sagt HR- Redakteur Jörg Himstedt bei einer Pressekonferenz im Hessenpark. Bei den jetzigen Dreharbeiten verschlägt es Hauptkomissar Murot vom Landeskriminalamt (LKA) Wiesbaden unter anderem in die östliche Wetterau, nach Büdingen.
Inhaltlich geht es um einen Kriegsverbrecher, Hagen von Strelow, dem der späte Prozess gemacht werden soll. Der 103-Jährige befindet sich auf dem Flug von Südamerika nach Frankfurt. Von Strelow versetzt sich in dem „Tatort“ in sein jüngeres Ich zurück und lässt seine Vergangenheit Revue passieren.
Daher spielt ein Großteil des „Tatorts“ im Jahr 1944. In die Rolle des jungen von Strelow schlüpft Ludwig Simon. Kommissar Rother wird gespielt von Ulrich Tukur, und Barbara Philipp spielt Else, die im Gasthaus als Köchin arbeitet. Parallel dazu gibt es mehrere Einspieler von Felix Murot und Magda Wächter, die in der Gegenwart am Frankfurter Flughafen sitzen und diskutieren, wie sinnvoll es überhaupt noch ist, jemanden nach so vielen Jahren für ein Kriegsverbrechen zu verurteilen.
Ein Mordfall aus dem Jahre 1944 wird Gegenstand der Ermittlungen. „Es wird sehr spannend“, verspricht Tukur im Hessenpark. Dort findet der Großteil der Dreharbeiten statt. Für eine von fünf Wochen werden die Schauspieler aber auch in Büdingen vor der Kamera stehen. Die Szenerie beschränkt sich auf eine Gaststätte in der Nähe des Schlosses. Welche genau das ist, möchte die Pressestelle des HR nicht verraten. „Wir haben uns viele verschiedene Gaststätten in der Umgebung angeschaut. Bei den meisten ist nur noch ein Teil der Einrichtung historisch“, sagt Regisseur Matthias X. Oberg. Tresen, Getränkeanlagen oder das Holz sei bei vielen erneuert worden. Die Wahl sei dann auf das Büdinger Gasthaus gefallen, weil es das „einzige war, das noch das alte Mobiliar hat“.
Die Küche und das Gasthaus sind das Arbeitsumfeld von Else, denn sie arbeitet dort als Köchin. „Die Gaststätte in Büdingen ist definitiv ein Hauptmotiv“, sagt Oberg. Allerdings nur von innen, denn die Außenszenen wurden wiederum im Hessenpark gedreht. „Wer es nicht weiß, sieht nicht, dass das Büdinger Gasthaus von außen gar nicht so aussieht - außer vielleicht die Büdinger selbst“, sagt er schmunzelnd.
Für die Dreharbeiten in der östlichen Wetterau wurden Komparsen für die Szenen in der Gaststätte gesucht, Interessierte konnten sich melden. Von der Zahl der Bewerbungen war Oberg regelrecht überwältigt. „Ich denke, die Marke ,Tatort‘ ist der Schlüssel“, sagt der Regisseur. Er hatte mit etwa 150 Bewerbungen gerechnet, letztlich waren es aber über 1000. „Insgesamt haben wir jetzt 50 Komparsen ausgewählt, die dann für die Dreharbeiten in historische Kostüme schlüpfen dürfen.“
Es ist der erste „Tatort“, der in den 1940ern spielt, erzählt Oberg. Besonders der 25-jährige Nachwuchs-Schauspieler Ludwig Simon, der den jungen Kriegsverbrecher spielt, habe die Crew beeindruckt. „Wenn der in der Uniform steckt, ist das ein anderer Mensch“, sagt Tukur.
Das Dritte Reich wird laut Tukur thematisiert, weil die Deutschen sich nicht davon lösen könnten: „Diese zwölf Jahre haben uns die Seele geraubt. Sie spielen nach wie vor eine riesige Rolle in allem, was wir fühlen und tun. Wir Deutschen kleben da einfach dran.“
Wenig später ist die Presserunde vorbei. „Ruhe bitte!“, ruft ein Mann durch den Hessenpark. Die Dreharbeiten gehen weiter.

