Tanken in Frankfurt: Preisschwankungen wie an der Börse

Viele Menschen sind wenig informiert oder tanken einfach dort, wo sie immer tanken. Nur wenige echte Schnäppchenjäger sind in Frankfurt unterwegs.
Frankfurt – An der Oil-Tankstelle in der Eschersheimer Landstraße 458 in Frankfurt hat sich am Mittwochmorgen eine Schlange gebildet, die bis auf die Hauptstraße zurückreicht. Warum die Autofahrerinnen und Autofahrer gerade hier tanken wollen, ist nicht ganz ersichtlich, denn sonderlich günstig ist der Sprit zu dieser Uhrzeit nicht. „Ich tanke immer hier, schon seit 1996“, sagt ein Mercedes-Fahrer in der Schlange schulterzuckend. Dabei ist es nur ein paar Hundert Meter weiter, an der Total-Tankstelle in der Kurhessenstraße, deutlich günstiger, ganz ohne Stau. Der dortige Tankstellenmitarbeiter kennt das schon: „Wir sind hier Nebenstraße und Wohngebiet, auf den Hauptstraßen ist immer mehr los.“
An der Total in Ginnheim kostet der Liter E 10 gegen neun Uhr 1,78 Euro. Eine Rentnerin, die ihren Twingo betankt, strahlt. „Ich bin zufrieden, gestern habe ich noch 2,14 Euro bezahlt, aber nur fünf Liter getankt.“ Die Seniorin ist eine der wenigen an diesem Morgen, die zugibt, auf den vom 1. Juni an möglichen Tankrabatt gewartet zu haben.
Tanken in Frankfurt: Eher dezente Freude über Tankrabatt
„Ich tanke, weil der Tank leer ist“, sagt ein Mann mit teurer Limousine. Jubel lösen die recht günstigen Preise bei ihm nicht aus. „Die Preise sind unrealistisch, wenn man sich die Mineralölpreise insgesamt anschaut“, mosert er. Außerdem hätten die Tankstellen die Preise vor dem Stichtag extra noch mal angehoben – was der Total-Mitarbeiter unumwunden einräumt. Einfluss auf die Preise habe der Pächter ohnehin nicht. „Die werden von der Zentrale in Berlin gesteuert, wir sehen das auch immer erst, wenn sie sich geändert haben.“

Das geht mitunter schneller als man denkt. Um 9.54 Uhr sind die Super-Kraftstoffe E 5 und E 10 an derselben Tankstelle schon wieder um sechs Cent teurer, wie an den Digitalanzeigen abzulesen ist. „Das wechselt sehr schnell“, sagt der Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden will. Die Preise differieren auch bei den Filialen ein und desselben Mineralölkonzerns stark. An der Total am Alleenring / Ecke Eckenheimer Landstraße, einer der größten Tankstellen Frankfurts, kosten E5 und E10 gegen kurz nach neun Uhr ganze neun Cent mehr als in Ginnheim. Ein Handwerker hat dort gerade seinen Sprinter vollgetankt. 74 Liter Diesel. Das hat sich gelohnt. Doch auch seine Begeisterung hält sich mit Verweis auf die in den vergangenen Tagen gestiegenen Spritpreise in Grenzen.
Einige Menschen sind aber auch gar nicht informiert über den Tankbonus, der bei Super-Kraftstoffen bis zu 35 Cent betragen soll. An der Shell-Tankstelle in der Escherheimer Landstraße im Stadtteil Dornbusch ist ein Autofahrer schon zum zweiten Mal an diesem Tag vor Ort. Beim Tanken am frühen Morgen hat ihm die Kassiererin 30 Euro zu viel herausgegeben – auch eine Möglichkeit, den Rabatt an die Kunden weiterzugeben.
Preisnachlass bei Tankstellen in Frankfurt noch gering
An der Zapfsäule selbst ist der Preisnachlass noch gering, der Sprit ist vergleichsweise teuer. Als der ehrliche Kunde darauf angesprochen wird, entgegnet er, bei der Oil-Tankstelle ein Stück weiter stadtauswärts sei es noch teurer, dort habe er am Sonntag getankt. Auf den Hinweis, dass die Preise dort und anderswo seit diesem Morgen wegen des Tankrabatts deutlich gesunken seien, schaut er ungläubig.
Eine andere Shell-Kundin räumt ein, sie habe gar nicht auf die Preise geachtet, sondern nur getankt, weil sie musste. „Das war ja vorher ganz anders erwartet worden, mit langen Schlangen und so.“
Preise für Benzin und Diesel in Frankfurt: Rückstau trotz „Wucherpreisen“ vom Vortag
Mancherorts profitieren die Konzerne von der Unwissenheit der Kundschaft. Ein FR-Fotograf berichtet, an einer Tankstelle am Bad Vilbeler Heilsberg habe sich am Morgen ein kleiner Rückstau gebildet, obwohl dort noch „die Wucherpreise“ vom Vortag verlangt worden seien. In der Friedberger Landstraße / Ecke Allenring, funktioniert diese Taktik nicht: Auf dem sonst stark frequentierten Areal herrscht am Mittwochmorgen gähnende Leere, die hohen Preise dort will offenbar niemand zahlen.
Wer sich über die Spritpreise informieren will, findet dazu im Internet Vergleichsportale. Allerdings muss man schnell sein, denn die Preise schwanken wie Börsenkurse. So ist die Oil-Tankstelle in der Eschersheimer Landstraße laut clever-tanken.de gegen 14.30 Uhr auf einmal die günstigste Tankstelle Frankfurts. Einen Liter E 5 gibt es jetzt für 1,83 Euro – günstiger ist den ganzen Mittwoch über keine Tankstelle in der Stadt.
Das Fazit nach einem Tag Tankrabatt: Die Mineralölkonzerne geben den Preisnachlass nur so stark weiter, wie es nötig ist, um die Kundschaft zu locken. (Oliver Teutsch)