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Dreieich/Rodgau
Synergien durch Fusion
- vonAnnette Schleglschließen
Die evangelischen Dekanate Rodgau und Dreieich sind nun eins. Damit können sich Pfarrerinnen und Pfarrer leichter gegenseitig vertreten.
Von vielen unbemerkt hat sich am 1. Januar im Kreis Offenbach eine Fusion vollzogen: Die Evangelischen Dekanate Dreieich und Rodgau haben sich zu einem Dekanat zusammengeschlossen. Direkte Auswirkungen hat diese Fusion für die Gläubigen zwar nicht – wohl aber indirekte. Synergieeffekte sorgen dafür, dass Geld gespart werden kann. Die eingesparten Mittel können, so hofft man, den Handlungsspielraum der Kirche vergrößern. Beispielsweise könnten nun mehr Mittel für diakonische Projekte wie die Familienbegleitung „Hand in Hand“ zur Verfügung stehen, sagt Dekan Reinhard Zincke aus Langen, der zum 1. Februar in den Ruhestand geht.
Dekanat in Zahlen
Das neue Dekanat Dreieich-Rodgau ist deckungsgleich mit dem Kreis Offenbach. Auch die Hanauer Stadtteile Steinheim und Klein-Auheim gehören dazu, da sie südlich des Mains liegen.
Der fusionierte Kirchenkreis umfasst 28 Kirchengemeinden und rund 70 000 Gläubige. Zum Vergleich: Die evangelische Kirche in Offenbach hatte knapp 19 000 Mitglieder, bevor sie 2019 in das Dekanat Frankfurt mit 120 000 Mitgliedern integriert wurde.
47 Pfarrerinnen und Pfarrer sind im neuen Dekanat Dreieich-Rodgau auf 41 Pfarrstellen verteilt.
Am 16. Januar wählt das 88-köpfige Kirchenparlament per Video-Konferenz die neue Dekanin oder den neuen Dekan. Es kandidieren Sonja Mattes, bisher stellvertretende Dekanin im Dekanat Rodgau, sowie der Langener Pfarrer Steffen Held. ann
Die Fusion bringt laut Zincke vor allem im Bereich der Kitas Synergien. Auch gegenseitige Vertretungen der Pfarrer ließen sich nun leichter bewältigen. Die Familien- und Erwachsenenbildung sei ebenfalls einfacher zu organisieren, „weil es nur eine Struktur statt Doppelstrukturen gibt“, so der 65-Jährige.
Die Fusion der beiden Dekanate sei ein Zusammenschluss „auf Augenhöhe.“ Schon im November 2013 wurde in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ein Kirchengesetz zur Neuordnung der Dekanatsgebiete beschlossen, 2016 folgten die ersten Zusammenschlüsse von Dekanaten. Grund: Die Zahl der Gemeindemitglieder und der Pfarrstellen nimmt ab, deshalb müssen größere Einheiten geschaffen werden. Die Pfarrstellen werden turnusgemäß alle fünf Jahre nach der Anzahl der Gemeindemitglieder berechnet. Laut Zincke verliert die Landeskirche jährlich zwei bis drei Prozent ihrer Mitglieder durch Sterbefälle und Austritte. Darüber hinaus gebe es bald weniger Nachwuchsgeistliche als jetzt in den Ruhestand gehen. „Im Dekanat Dreieich wären nur noch 13 bis 14 Pfarrstellen übrig geblieben“, sagt er – zu wenig, um gegenseitige Vertretungen sicherzustellen. Zum Vergleich: Bei seinem Amtsantritt von 20 Jahren gab es noch 35 bis 40 Pfarrstellen – und damit in den meisten Kirchengemeinden eine doppelte Besetzung.
Zincke macht keinen Hehl daraus, dass die Landeskirche finanziell schwierigen Zeiten entgegengeht: Bis zum Jahr 2030 müssten 140 Millionen Euro eingespart werden – bei einem derzeitigen Haushalt von 700 Millionen. Trotzdem gab es bei der Fusion der beiden Dekanate keine Entlassungen. „Alle Stellen wurden in das neue Dekanat übernommen.“ Perspektivisch würden aber Arbeitsplätze von Mitarbeitern, die aus Altersgründen ausscheiden, nicht mehr besetzt.