1. Startseite
  2. Rhein-Main

AfD sucht den Neuanfang

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Jutta Rippegather

Kommentare

Anhänger der Partei Alternative für Deutschland (AfD) freuen sich am 22.09.2013 in Oberursel (Hessen) bei der Wahlparty.
Anhänger der Partei Alternative für Deutschland (AfD) freuen sich am 22.09.2013 in Oberursel (Hessen) bei der Wahlparty. © dpa

Im zweiten Anlauf geht alles glatt: Die Hessen-AfD hat nach dem Debakel bei dem Chaos-Parteitag vor drei Wochen einen neuen Vorstand. Doch klar ist auch: Nach der Führungskrise bleibt die Partei zerstritten.

Im zweiten Anlauf geht alles glatt: Die Hessen-AfD hat nach dem Debakel bei dem Chaos-Parteitag vor drei Wochen einen neuen Vorstand. Doch klar ist auch: Nach der Führungskrise bleibt die Partei zerstritten.

Es ist keine einfache Aufgabe für Bernd Kölmel. Der Landessprecher der Alternative für Deutschland (AfD) Baden-Württemberg hat die Aufgabe das zusammenzuführen, was offenkundig nicht zusammengehört. Kölmel ist  Mitglied des dreiköpfigen „Notvorstands“ der AFD Hessen und leitet die  Versammlung in Friedberg. Beim Landesparteitag am 23. November in Gießen hat es so gefetzt, dass der Landesverband führungslos ist. Es kam zu Eklat, mancher spricht gar von „Putsch“, knapp die Hälfte der Teilnehmer verließ den Saal.

30 Mitglieder sind nach diesem Desaster ausgetreten. Aktuell  hat der vor einem halben Jahr gegründete Landesverband noch 2003 Anhänger. Ob ihm noch weitere den Rücken kehren, hängt auch von dem Ausgang der Vorstandswahl in der Wetterauer Kreisstadt ab. 

Start auf Los

Das Interesse ist gewaltig. Ein Viertel der Anhängerschaft,  exakt 534 Mitglieder, haben sich am Samstag in der Stadthalle akkreditiert. Der Notvorstand hat weniger als die Hälfte erwartet. Es geht um viel, nämlich um einen Neuanfang. Der zur Wahl stehende neue Landesvorstand  soll die weitere Selbstzerfleischung der Hessen-AFD verhindern. Eines Landesverbands, der in der kurzen Zeit seiner Existenz enorme Erfolge verzeichnet.  4,1 Prozent der Stimmen bekamen die Euroskeptiker bei der Landtagswahl im September.

Nach dem „Chaos“ von Gießen jetzt also wieder Start auf Los. Die Polarisierung müsse ein Ende haben, heißt es. Der Vorstand habe die Aufgabe zu vermitteln und ausgleichen, statt – wie in der Vergangenheit - autoritär zu regieren. „Es ist sinnvoll, dass kein Lager gewinnt, der Landesvorstand muss neutral sein“, sagt Jürgen Gattner aus Frankfurt am Rande der Versammlung der Frankfurter Rundschau.

Die Gräben, die die Gruppe um den Frankfurter Rechtsanwalt Eberhard von der Bussche aufgerissen habe, müssten zugeschüttet werden. Auch Antonio Kuiter vom Kreisverband Bergstraße  ist die Personal-Querelen gründlich satt.  „Zu Sachfragen ist die Partei seit ihrer Gründung noch nicht gekommen.“ 

Kommt sie auch in Friedberg nicht. Das Lagerdenken ist schwer zu überwinden. Davon zeugen schon die beiden Kandidaten-Listen, die auf den Tischen liegen. Die eine Gruppe nennt sich „Mut zur Wahrheit – Für Lucke“, gemeint ist Bundesparteichef Bernd Lucke.

„Sonst trete ich aus“

Unter den Mitgliedern heißt sie kurz „Salga-Liste“, weil der Frankfurter Rechtsanwalt Hanns-Christian Salger dort die Fäden zieht, der dem Lager des Frankfurter Stadtverordneten (Freie Wähler) und Ex-Landesvorstandsmitglied Wolfgang Hübner zu gerechnet wird. Beide kandidieren nicht.

Die anderen, das  sind die „Bussche-Leute“. Dazu gehören außer dem 52 Jahre alten Frankfurter Anwalt selbst unter anderem Albrecht Glaser (71) und Simon Roger (43), Diplom-Kaufmann aus Wiesbaden.  Die drei seien die Hauptverantwortlichen für den Eklat in Gießen gewesen, sagt ein Mitglied aus Mittelhessen, das seinen Namen nicht nennen will. Sie dürften nicht wieder in den Landesvorstand gewählt werden. „Sonst trete ich aus.“  Und er werde nicht der einzige sein.

Volker Bartz (62) aus Linden im Kreis Gießen ist einer der 13 ausschließlich männlichen Kandidaten für das Amt des Vorstandssprecher. Bei seiner Bewerbungsrede diagnostiziert der Privatier:  „Der Kernpunkt des Problems ist, dass gewisse Leute allein an der Macht interessiert sind, nicht an der Partei.“

Befragung wird zur Abrechnung

Auch Harald Oestreich aus Hofheim im Main-Taunus-Kreis will einen Posten an der Spitze. Die Führungskrise gebe es seit Gründung, sagt der 70-Jährige. „In Gießen ist das eskaliert.“ Die Befragung der Kandidaten gerät zur Abrechnung mit ihnen. So gut wie jeder, scheint es, hat sich in der kurzen Zeit Feinde in der Partei gemacht. Es gibt Buh-Rufe, und immer wieder Vorwürfe: angefangen von  Prozesshanselei über Faulheit und Hetze bis zu Diffamierung und autokratischem Führungsstil. 

Die AfD ist weiter mit sich selbst beschäftigt. Auch wenn sie nach acht Stunden endlich wieder einen  Landesvorstand hat.

Auch interessant

Kommentare