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Stadt kündigt dem Heimatverein

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Hinter diesen historischen Fachwerk-Fassaden befindet sich das Königsteiner Stadtmuseum. stadt Königstein
Hinter diesen historischen Fachwerk-Fassaden befindet sich das Königsteiner Stadtmuseum. stadt Königstein © Stadt Königstein

Vorstand protestiert / Bürgermeister strebt „Neuausrichtung des Museums“ an

KÖNIGSTEIN - Es knirscht im Gebälk, und zwar gewaltig. Die Diskussion über die künftige Ausrichtung des Stadtmuseums nimmt Fahrt auf. Allem Anschein nach gibt es erhebliche Dissonanzen zwischen der Rathaus-Spitze und geschichtlich interessierten Ehrenamtlichen der beteiligten Vereine. Vorgestern hat der Magistrat mitgeteilt, dass die Stadt Königstein „zunächst den alten Mietvertrag mit dem Heimatverein gekündigt“ habe. Unter der Führung der Kunsthistorikerin Alexandra König, der Stadtarchivarin und Leiterin des Fachdienstes Kultur, habe die Stadt vor, „das Museumskonzept zu überarbeiten“.

Am Mittwochmorgen verschickte die Rathaus-Pressestelle eine vierseitige Mitteilung, in der Bürgermeister Leonhard Helm ausführlich zu Wort kommt. Dort verkündet der Bürgermeister, dessen Amtszeit im Frühjahr 2024 endet: „Das Museum mit seiner über hundertjährigen Geschichte wird seit 50 Jahren im Auftrag der Stadt vom Verein für Heimatkunde geführt. Lange funktionierte das sehr gut, aber zuletzt wurde das personell und auch fachlich für den Verein immer schwieriger. Moderne Konzepte erfordern zudem eine Verbindung von Museum und Museumscafé oder -laden. Sie müssen verlässliche, nicht mehr nur von Ehrenamtlichen abzubildende Öffnungszeiten haben.“

Im Heimatverein, dem Neuen Königsteiner Kreis und im Verein Denkmalpflege seien engagierte „Königsteinerinnen und Königsteiner aktiv, gerade der Verein für Heimatkunde zeichnete sich durch eine jahrzehntelange Beständigkeit, auch im Hinblick auf die handelnden Personen aus“, heißt es in der städtischen Presseerklärung.

Helm: „Allerdings befinden sich auch die Vereine durch Wechsel in Vorstand und neue Kooperationen in einem umfassenden Wandel. Mir fällt auf, dass der Heimatverein keine eigenen Vorstellungen mehr vorgelegt, stattdessen den Neuen Königsteiner Kreis mit einer Konzepterstellung beauftragt hat. Merkwürdig mutet dabei an, dass dieselben Personen sowohl im Vorstand des beauftragenden Vereins wie auch Vorstand des anderen Vereins sind. Besonders traurig ist für mich, wie hier mit verdienten Mitgliedern umgegangen wurde, die bereit waren, die Verantwortung im Verein zu übernehmen. Aber unabhängig von der derzeitigen Konstellation im Heimatverein muss meiner Meinung nach grundsätzlich geklärt werden, ob die Geschichte und das materielle Gedächtnis der Stadt überhaupt so umfänglich einem Verein mit wechselnden Privatpersonen anvertraut werden kann und soll.“

Was folgt für den Bürgermeister aus seinen kühnen Aussagen, die nicht überall gut ankommen dürften? Die Stadt stelle sich „eine moderne und den vielfältigen Themen der wechselhaften Geschichte angemessene Präsentation des Museums vor“. Mit dem Sachverstand Alexandra Königs „und zusammen mit dem Engagement interessierter Bürgerinnen und Bürger, die im Verein für Heimatkunde vereint sind“, kann laut Helm „eine Neuausrichtung gelingen“, die alle Facetten lebendig werden lasse. Frauke Heckmann ist Vize im Verein für Heimatkunde. Sie sagte auf Anfrage, der Verein sei von der Kündigung „überrascht“ worden. Der Vorstand habe bei der Stadt Widerspruch eingelegt und um ein Gespräch mit dem Bürgermeister gebeten. Es werde im Laufe dieses Monats stattfinden. Nach Angaben des Heimatkundevereins läuft die Nutzungsvereinbarung für das Museum bis zum 31. Juli 2023. Durch die Kündigung wäre der Verein von August an außen vor.

Villa Rothschild einbinden

Christoph Schlott (Neuer Königsteiner Kreis) hob erst kürzlich hervor, dass Königstein „ein ganz herausragender Ort der Demokratie-Geschichte Deutschlands“ sei. Wäre dies ein Schwerpunkt, der dem Museum gut zu Gesicht stünde? Dazu merkt Alexandra König in der gestrigen Mitteilung an, dies sei „ein sehr wichtiges Thema“. Das Stadtarchiv erarbeite daher einen „Weg der Demokratie“, der die originalen Schauplätze wie die Villa Rothschild als das ehemalige „Haus der Länder“ mit Informationstafeln versehe - „mit Verweis auf die nächste Station der Route und ausführliche Informationen, die über das Internet abrufbar sind“. Mittelfristig solle dieser Königsteiner Weg überregional mit weiteren Schauplätzen der Demokratie-Geschichte vernetzt werden. Es gebe Gespräche mit Verantwortlichen der Villa Rothschild, „dort in besonderer Art auf die Demokratie-Geschichte hinzuweisen“. König weiter: „Unser Stadtmuseum sehe ich daneben eher als ein Haus, das sich den Königsteiner Themen widmet, die nirgendwo anders erzählt werden, hier aber so reichhaltig vorhanden sind.“

Das Museum öffnet nach dreijähriger Schließung am Sonntag, 2. April, 14 Uhr, wieder.

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