Spiel ohne Grenzen und Barrieren

Das Theaterfestival „Starke Stücke“ für junges Publikum kehrt mit seiner 29. Ausgabae zurück zu alter Größe – und gibt sich dabei äußerst aktuell
Es wütet ein Krieg in Elzbietas Land. Auf der Flucht trifft sie an der Grenze den Soldaten Tak, der sie nicht auf die andere Seite lässt. Trotzdem schließen die beiden Freundschaft miteinander. Ein Märchen, so zeitlos wie aktuell. Und es zeigt, wie Grenzen überwunden werden können – sowohl die sichtbaren als auch die in den Köpfen der Menschen.
„Geçmem Gerek“ ist eines der „Starken Stücke“, die vom 2. bis zum 13. März an knapp 50 Spielorten in der Region aufgeführt werden. Zur 29. Ausgabe des „Internationalen Theaterfestivals für junges Publikum Rhein-Main“ kommt das Eskisehir Metropolitan Municipality City Theatre damit extra aus der Türkei. Es freue sie ganz besonders, dass dieses Gastspiel trotz des verheerenden Erdbebens verwirklicht werde, betont Susanne Freiling von der Festivalleitung bei der Vorstellung des Programms am Donnerstag.
Auch inhaltlich sind die „Starken Stücke“ in diesem Jahr geprägt von den jüngsten Krisen und Konflikten. „Krieg ist ein Thema, das in vielen Inszenierungen aufgegriffen wird“, sagt Freiling, und ihr Kollege Detlef Köhler ergänzt: „Es gibt in Krisenzeiten ein starkes Bedürfnis nach Unterhaltung.“ Gleichzeitig gehöre es zu den Möglichkeiten von Theater, Kindern und Jugendlichen zu helfen, mit der „Komplexität der Welt“ umzugehen. Und die ist nicht nur infolge von Corona eine andere geworden.
Starke Stücke
Das 29. Internationale Theaterfestival „Starke Stücke“ für Kinder und Jugendliche bringt vom 2. bis zum 13. März 21 Inszenierungen aus 13 Ländern auf Bühnen der Region. Geplant sind rund 130 Vorstellungen an 49 Spielorten.
Das Projekt der Kultur-Region Frankfurt-Rhein-Main und der Starke Stücke GbR wird getragen von einem Netzwerk von 30 Kulturinstitutionen in 22 Städten. Unterstützt wird es etwa vom Land Hessen, den teilnehmenden Kommunen, internationalen Kulturinstituten und dem Kulturfonds Rhein-Main.
Karten zwischen 2 und 15 Euro gibt es direkt bei den Veranstalter:innen. myk
Programm, Infos und Kontakte auf: www.starke-stuecke.net
2023 kehre das Festival nach den Ausfällen und Entbehrungen der Pandemie „wieder zur alten Größe zurück“, sagt Meike Fechner vom Leitungsteam. Das Workshop-Programm „ist doppelt so groß wie 2022“. Wichtig sei immer schon die „Nähe zum Publikum“ gewesen: Auch für weniger mobile und begüterte Familien sollten die Aufführungen erreichbar und erschwinglich sein. „Wir wollen die Barrieren in jeder Hinsicht niedrig halten.“ Etwa mit kurzen Anfahrtswegen und niedrigen Eintrittspreisen. So werde zum Beispiel das Stück „Little Love Machine“ des israelischen Figurenspielers Ornan Braier für Kinder ab drei Jahren an sieben verschiedenen Spielorten gezeigt.
Neben dem Thema Natur und dem Umgang mit selbiger tauche das „Reisen“ in vielen Stücken auf, sagt Freiling. Passend zum internationalen Anspruch des Festivals. So begibt sich mit „Splatsch … in mir drin!“ die französische Kompanie Dégadézo auf eine Expedition ins Innere des Körpers. Derweil nimmt das Materialtheater „M.A.R.“ von Andrea Díaz Reboredo aus Spanien Kids ab zwölf mit auf eine poetische Spurensuche in die Vergangenheit eines Hauses. Und „Kolofu“ von Kininso Koncepts aus Nigeria befasst sich mit Farben und deren Bedeutung und richtet sich an die Allerkleinsten ab zwei Jahren, einer der Schwerpunkte des Festivals.
Ob Erzähl-, Objekt-, Figuren- oder Tanztheater: Es werde wieder eine „große Vielfalt an Genres und Erzählformen“ präsentiert, kündigt das Festivalteam an. Dabei probiere man auch „neue Räume der Begegnung“ aus. In diesem Sinne tourt die schwedische Kompagnie Ansadans mit ihrer interaktiven Tanzperformance „The Playground“ über mehrere Spielplätze der Region.