Seligenstadt: Ein Ananashaus im Klostergarten

Eine Ananas, die wie früher bei den Mönchen mit Mist und Erdsubstrat wächst? Ja klar, im neuen Ananashaus im Garten des Klosters Seligenstadt.
Eine Ananaszucht im Rhein-Main-Gebiet? Selbst wenn es in unseren Breiten immer wärmer wird, ist es doch eine Seltenheit, was Gärtnermeister Uwe Krienke mit seinem Team im Kloster Seligenstadt geschaffen hat: Am Mittwoch wurde ein kleines Ananashaus im Seligenstädter Klostergarten eröffnet. Darin wird die exotische Frucht nach historischem Vorbild gezüchtet – so, wie dies schon die Mönche im 18. Jahrhundert taten.
Ananas-Anzucht mit der Methode der Mönche
Ob es in dem Benediktinerkonvent damals auch ein solches Haus gab, ist historisch nicht belegt. Die „Rezeptur“ ist aber die gleiche wie einst: „Unten die Mistpackung, oben ein Erdsubstrat“, erklärt Gärtnermeister Krienke bei der Eröffnung. Auch Gerberlohe – zum Gerben verwendete Baumrinde – sei früher zum Einsatz gekommen.
Schon im März wurden die Kästen im Ananashaus befüllt. „Dann hat sich der Mist bis auf 60 Grad hochgeheizt“, erklärt der Leiter der Seligenstädter Liegenschaft der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen. Jetzt liege die Temperatur bei 30 Grad – optimal für die empfindlichen, wärmebedürftigen Pflanzen, die zwei Jahre brauchen, bis sie tragen.
Die Öffnungszeiten
Die Dauerausstellung „Von A wie Ananas bis Z wie Zitrus“ in der Orangerie im Garten des Klosters Seligenstadt ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Das Ananashaus kann ohne Führung nur von außen besichtigt werden. Das Glasdach lässt aber den Blick auf die Bromeliengewächse zu.
Der Klostergarten, zu dem auch noch der revitalisierte Apothekergarten mit Heil- und Blühpflanzen gehört, ist täglich bis 20 Uhr frei zugänglich.
Führungen durch Garten, Apotheke, Kreuzgang, Sommerspeisesaal und Klosterküche finden dienstags bis sonntags um 10, 12, 14 und 16 Uhr statt. Kosten: vier Euro für Erwachsene und acht Euro für Familien; dabei ist der Zugang zum Ananashaus möglich. ann
Mit einer Ananas, die er im Jahr 2001 im Supermarkt kaufte, fing alles an. „Bis die Erste Früchte getragen hat, war es 2006“, sagt Krienke. Mittlerweile hat Krienke in den Gewächshäusern der Klostergärtnerei rund 180 Ananaspflanzen gezogen. 50 von ihnen finden nun im Ananashaus, das auf dem Gelände der Klostergärtnerei halb in den Boden eingelassen ist, beste Bedingungen. Dort wächst neben der normalen Frucht auch die rote Ananas, die scharf gezahnte Blätter hat und laut Krienke nicht ganz so wohlschmeckend ist.
Ananashaus im Klostergarten in Eigenleistung erstellt
Groß ist das Ananashaus nicht, aber besonders. 2017 begonnen, wurden nur „gebrauchte Materialien“ verbaut: Klinker aus einem Torbogen in Lorsch, Sandsteine aus Bad Homburg, alte Fenster aus der Orangerie, Holz von einer großen Eiche in Hanau, die dem Sturm zum Opfer fiel. 65 000 Euro wendete die Schlösserverwaltung dafür auf, 10 000 Euro kamen aus Spenden. Mit viel Liebe und Engagement sei das Haus in Eigenleistung erstellt worden, sagt Direktorin Kirsten Worms, deshalb dauerte es vier Jahre, bis es fertig war.
Kloster-Orangerie ist erstmals geöffnet
Bis zum Herbst bleiben die Exoten in dem kleinen Haus, dann wird es zu kalt, und sie ziehen ins warme Gewächshaus. Im Ananashaus werden frostempfindliche Pflanzen aus dem Apothekergarten, wie Kaffeebäume oder Aloe Vera, überwintern.
Die Schlösserverwaltung eröffnete am Mittwoch auch in der bisher nicht zugänglichen Orangerie eine Dauerausstellung zur exotischen Pflanzensammlung im Kloster. Das „begehbare Nachschlagewerk“ trägt den Titel „Von A wie Ananas bis Z wie Zitrus“.