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Rödermark
Schulsozialarbeit ab erster Klasse in Rödermark
- vonAnnette Schleglschließen
Die SPD Rödermark hat einen Antrag gestellt, Schulsozialarbeit schon ab der ersten Klasse zu etablieren. Bisher gibt es in zwei Städten im Kreis Offenbach ein flächendeckendes Angebot.
An weiterführenden Schulen ist Schulsozialarbeit im gesamten Kreis Offenbach schon lange gang und gäbe. Die SPD Rödermark will nun prüfen lassen, ob mit Beginn des neuen Schuljahrs auch an den Grundschulen Schulsozialarbeit etabliert werden kann. Sie hat einen entsprechenden Prüfantrag an den Magistrat gestellt und sieht sich damit in einer Vorreiterrolle im Kreis Offenbach.
Bisher gibt es nur in Dietzenbach und Neu-Isenburg flächendeckend an sämtlichen Schulen Schulsozialarbeiter:innen. Neu-Isenburg finanziert dieses Angebot dabei selbst, genauso wie die Stadt Rodgau, wo allerdings nur an drei von sechs Grundschulen Schulsozialarbeit implementiert ist. In Mühlheim und Obertshausen finanziert der Kreis das Angebot an je zwei Schulen im Rahmen des Schulversuchs „Begabungsgerechte Schule“.
„Die Probleme und Schwierigkeiten von Jugendlichen tauchen nicht erst mit dem Eintreten in die fünfte Klasse auf“, begründet Lennart Pfaff den Antrag der SPD Rödermark. Er ist selbst Lehrer und kandidiert für die Sozialdemokraten für das Stadtparlament. Sollte sich die Mehrheit der Stadtverordneten für die Einrichtung von Schulsozialarbeit auch an den Grundschulen aussprechen, muss der Magistrat den Antrag prüfen und Bericht erstatten, ob und wie das möglich ist. „Weil der Kreis Schulträger ist, könnte man argumentieren, dass die Schulsozialarbeit an Grundschulen Kreissache ist“, sagt der ehemalige SPD-Fraktionschef Armin Lauer. „Aber man muss den Stein erst einmal ins Rollen bringen.“ Der SPD-Antrag habe „Ausgabenrelevanz“, sagt Lauer, die Stadt müsse ihr finanzielles Scherflein beitragen, Planstellen müssten zur Verfügung gestellt werden. Deshalb müsse der Magistrat auch mit dem Kreis Offenbach sprechen, ob Zuschüsse fließen können.
Schulsozialarbeit
Die Schulsozialarbeit bietet Hilfestellung bei Versagens- und Schulängsten, bei einem familiär belasteten Umfeld, bei Konflikten zu Hause oder in der Schule, bei Suchtgefährdung, im Übergang von Schule zum Beruf.
Schulsozialarbeit er unterliegen der Schweigepflicht.
Die Angebote richten sich auch an Eltern und Lehrkräfte in Konflikt- oder Problemsituationen. ann
In Dietzenbach sitzt der Kreis Offenbach bei der Schulsozialarbeit schon lange im Boot. „Der Kreis und die Stadt finanzieren die Schulsozialarbeit an allen Dietzenbacher Schulen jeweils hälftig“, sagt Sozialdezernent Dieter Lang (SPD). Die soziale Kompetenz werde so von der ersten Klasse an gefördert. „Wir machen damit sehr gute Erfahrungen“, so Lang. Vor allem die Schulung für Verhaltensregeln im Konfliktfall und für den Umgang mit Vorurteilen habe sich sehr bewährt.
An den Dietzenbacher Grundschulen ist je eine Stelle für die Schulsozialarbeit eingerichtet, an den weiterführenden Gesamtschulen gibt es seit einem Jahr sogar eineinhalb Stellen – also eine halbe Stelle mehr. Die Stadt sei Vorreiter in der Schulsozialarbeit gewesen, sagt Lang, habe aber auch gleichzeitig den größten Bedarf. „Laut Sozialstrukturatlas gibt es hier viel mehr kinderreiche Familien und Kinder in Armutslagen als in den anderen Städten“, erklärt er. Dietzenbach habe viele Familien mit Migrationshintergrund und „die höchste SGB-II-Quote (Grundsicherung für Arbeitssuchende, d. Red.) im Kreis Offenbach“.
Die SPD Rödermark glaubt ebenfalls, dass gute Schulsozialarbeit Ausgrenzungen entgegenwirkt und zur Selbsthilfe befähigt. Fraktionsvize Hidir Karademir hatte im Vorfeld bereits Gespräche mit Grundschulleitern und -leiterinnen geführt – und zwar nicht nur in Rödermark. Er stieß dabei auf ein sehr positives Echo für den Prüfantrag. Stefan Wesselmann, Schulleiter der Rödermarker Trinkbornschule, lobt es ausdrücklich, dass „die Politik vorher mit uns gesprochen hat“.
Schon im Jahr 2016 hatte die Stadt mit der Trinkbornschule – der größten Grundschule im Kreis Offenbach – eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, die eine halbe Stelle für eine Schulsozialarbeiterin ermöglichte. Im Jahr 2018 brachte das Land dann einen Erlass zur Umsetzung der unterrichtsbegleitenden Unterstützung durch sozialpädagogische Fachkräfte (Ubus) heraus, der die Einstellung von sozialpädagogischem Fachpersonal ermöglichte. „Diese Ubus-Kräfte sollten die Schulsozialarbeit nicht ersetzen, sondern ergänzen und vernetzen“, sagt Wesselmann. Seit 1. Februar 2018 sind sie als zusätzliche Unterstützung gedacht. „Die Stadt stahl sich trotzdem klammheimlich aus der Verantwortung“, so der Schulleiter. Per Mail sei die Kooperationsvereinbarung zur Schulsozialarbeit an der Trinkbornschule gekündigt worden. Erst auf seine Nachfrage habe er erfahren, dass die halbe Stelle „wegwandert“. „Es hieß, meine Schule braucht die Schulsozialarbeit nicht mehr, weil sie eine Pädagogenstelle bekommt“, sagt er.