Schulessen in Rüsselsheim zu 80 Prozent bio

Die Stadt Rüsselsheim vergibt die Konzession für das Schulessen neu – und besteht auf einem Bioanteil von 80 Prozent. Darmstadt hinkt da noch hinterher.
Die Stadt Rüsselsheim setzt beim Schulessen Maßstäbe: Schon jetzt gibt es an allen 17 Schulen in Trägerschaft der Stadt ein vegetarisches Mittagessen zur Auswahl. Und zwar nicht nur ein- oder zweimal pro Woche, sondern an jedem Schultag. Mit Beginn des neuen Schuljahres sollen darüber hinaus mindestens 80 Prozent der verwendeten Lebensmittel bio-zertifiziert sein. So weit ist man in Darmstadt noch nicht – auch wenn der Eigenbetrieb für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen (EAD) bis Vorjahresende den Anteil von Bio-, Fair-Trade- und regionalen Produkten von ehemals zehn Prozent auf 28,5 Prozent steigern konnte.
In Rüsselsheim läuft der Vertrag mit dem bisherigen Dienstleister FPS Catering GmbH & Co. KG aus Frankfurt aus und kann aus vergaberechtlichen Gründen nicht mehr verlängert werden. Die Stadt muss die Konzession für das Mittagessen für mehr als 2000 Kinder und Jugendliche an den Schulen deshalb neu ausschreiben. Dabei wurde auch gleich festgelegt, dass 80 Prozent der verwendeten Lebensmittel bio-zertifiziert sein müssen. Die Stadtverordneten werden die Ausschreibung in ihrer Sitzung am 23. März beschließen.
Wünsche der Schüler und Schülerinnen fürs Schulessen wurden in Rüsselsheim abgefragt
Die Stadt entschied bei den Essensvorgaben für den neuen Caterer nicht autokratisch, sondern ließ die Schulgemeinden und Schüler:innen sowie den Stadtelternbeirat und den Stadtschüler:innenrat mitreden. Der Ist-Zustand wurde analysiert, es fand ein Erfahrungsaustausch per Online-Konferenz statt. In den vergangenen zwei Jahren wählte ein Drittel aller Schüler und Schülerinnen demnach ein vegetarisches Essen.
Fragebogen zur Schulverpflegung wurden verschickt, die die Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte der Ganztagsbetreuung mit den Jungen und Mädchen durchgingen. Sie durften unter anderem angeben, was ihnen in der Mensa schmeckt, was sie dort nicht so gerne essen, ob sie den Speiseplan auch einsehen oder vielleicht sogar mitbestimmen können und was ihnen bei der Schulverpflegung wichtig ist. 14 Prozent aller Schüler und Schülerinnen wünschten sich demnach Obst zum Mittagessen, acht Prozent Gemüse, sechs Prozent Salat oder Rohkost und vier Prozent ein Essen ohne Fleisch.
Auch künftig jeden Tag ein vegetarisches Menü an den Schulen in Rüsselsheim
Die Ergebnisse flossen in die Ausschreibung für das Schulessen mit ein – genauso wie Regionalität und Saisonalität. Die Leistungsbeschreibung für den neuen Caterer berücksichtigt kurze Transportwege, regionale und zertifizierte Bioprodukte und die Müllvermeidung. Standard wird es dann auch wieder sein, dass es mindestens zwei Menüs, davon durchgehend ein vegetarisches Essen zur Auswahl gibt.
Ob das Mittagessen in den Rüsselsheimer Schulen im neuen Schuljahr teurer wird, ist für die Stadt derzeit noch nicht abzusehen. Der zukünftige Preis werde Ergebnis des anstehenden Ausschreibungsverfahrens sein, hieß es auf FR-Anfrage. Aktuell kostet das Mittagessen 4,05 Euro; die Eltern rechnen direkt mit dem Caterer ab. Die Stadt als Schulträgerin übernimmt als Eigenanteil die Personalkosten des Caterers, was im Jahr 2021 mit rund 221 800 Euro zu Buche schlug. In der neuen Konzession, die zunächst für vier Jahre vergeben wird, ist der Dienstleister auch für die Essensbestellungen, Anlieferung und Ausgabe der Essen sowie die Reinigung der Schulküchen verantwortlich.
Bioanteil beim Schulessen in Darmstadt liegt mittlerweile bei 28,5 Prozent
In Darmstadt beliefert der städtische Betrieb EAD seit 2015 Kitas und einen Teil der Schulen mit Mittagessen; aktuell sind das 15 Grundschulen und sieben Schulen der Sekundarstufe 1. Seit 2019 arbeite der EAD nach einem Bio-Konzept, mit dem er seit 2020 zertifiziert sei, heißt es vonseiten der Stadt. Seit dem Schuljahr 2021/2022 sei der Gemüse- und Rohkostanteil im Speiseplan erhöht, die tierischen Produkte seien reduziert worden. Bio-, Fair-Trade- und Regionalprodukte machen mittlerweile 28,5 Prozent aus, Fleisch und Fisch werden pro Woche einmal angeboten. Täglich stehen zwei unterschiedliche Menüs zur Auswahl, sowie ein glutenfreies und ein laktosefreies Essen.
Das Schulamt führe aktuell eine Erhebung zum Thema Essen an den staatlichen Schulen durch, so die Stadt. Diese Erhebung beleuchte unter anderem die Essensanzahl, die Preise und die Caterer – jedoch nicht, ob mit Bio- oder regionalen Lebensmitteln gekocht wird. Die Ergebnisse liegen voraussichtlich in der letzten Märzwoche vor.