„Schule bekommt die Note 3,9“

Junge Menschen fühlen sich schlecht auf den Umgang mit Geld und Finanzen vorbereitet, zeigt eine Studie der Comdirect Bank. Und sie haben einen Wunsch.
Die Comdirect Bank hat Jugendliche und junge Erwachsene von 16 bis 25 Jahren nach deren Finanzwissen befragt – die 1600 Befragten würden sich selbst die Schulnote 3,3 geben. Informationen beziehen die jungen Leute vor allem aus dem Internet, gerne auch von Youtube oder sozialen Medien. Wir haben Christiane Rehländer, Sprecherin der Bank, gefragt, ob sie damit gut genug auf das Leben vorbereitet sind. So richtig trauen sich die jungen Leute bei Geldfragen ja selbst nicht über den Weg. Die meisten wünschen sich, in der Schule mehr zu lernen, und würden auch ein Fach Finanzwissen begrüßen.
Frau Rehländer, kennen sich Jugendliche in Gelddingen aus?
Wir haben in unserer Jugendstudie ja 16- bis 25-Jährige befragt. Die Älteren schätzen ihr Wissen etwas besser ein als dies die Jüngeren tun. Und je höher der Bildungsabschluss ist, desto höher schätzen die Befragten auch ihre Kenntnisse ein.
Entspricht diese Selbsteinschätzung dem tatsächlichen Wissen?
Wir haben dazu einige Begrifflichkeiten abgefragt, die wir für relevant halten, um das zu messen. Das waren Begriffe wie Dax, Liquidität oder Inflation. Nicht einmal jeder Zweite hätte erklären können, was „Dax“ oder „Liquidität“ bedeuten; was sich hinter „Inflation“ verbirgt, wusste jeder Dritte nicht. Insgesamt benoten die Jugendlichen ihr Finanzwissen mit durchschnittlich 3,3, das ist nicht besonders schlecht, aber sicher auch nicht gut. Auffällig war, dass jeder Fünfte sich selbst ein Mangelhaft oder sogar Ungenügend gibt, was in Schulnoten einer 5 oder 6 entspricht.

Die Jugendlichen fühlen sich nicht wirklich kompetent?
Das kann man so feststellen.
So um das Alter von 20 Jahren herum ziehen viele zu Hause aus, verdienen vielleicht ihr eigenes Geld, haben ein Auto oder eine Wohnung. Ist diese Gruppe mehrheitlich in der Lage, die eigenen Finanzangelegenheiten selbst zu regeln?
Dazu haben wir keine validen Erkenntnisse. Klar aber ist, dass diese Jugendlichen das von sich selbst eher nicht glauben. Sogar die 22- bis 25-Jährigen benoten ihr finanzielles Wissen mit der Schulnote 3,2.
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Ausrichter sind die Frankfurter Rundschau gemeinsam mit der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) und dem Bildungswerk der hessischen Wirtschaft.
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www.schule-wirtschaft-hessen.de. Dort kann auch das Anmeldeformular heruntergeladen werden.
Anmeldungen dafür können bis zum 21. Februar abgegeben werden.
Woher kommt das Wissen, sofern es denn überhaupt vorhanden ist?
Wir haben gefragt, wie sich Jugendliche über Geldanlagen informieren. Da ist das Internet für 60 Prozent die Hauptquelle, etwa die Hälfte tauscht sich mit Freunden darüber aus, was ich erstaunlich finde, und 42 Prozent nutzen als Hauptquelle soziale Medien.
Wie schätzen Sie das als Kommunikationsexpertin ein?
Man bewegt sich damit natürlich in einer Blase. Im Internet sucht man meist immer wieder die gleichen Seiten aus, die vielleicht auch die Freunde nutzen. Für die sozialen Medien gilt das ähnlich. Eine breitere Basis wäre schon wünschenswert. Beispielsweise bieten die Verbraucherzentralen gute Informationen an, die neutral und von keinem kommerziellen Interesse geleitet sind. Das Problem ist, dass diese Informationen oft nicht für diese Zielgruppe aufbereitet sind und auch nicht dort verbreitet werden, wo sich junge Menschen eben informieren.
Wie schneidet die Schule in den Augen der von Ihnen Befragten als eine Quelle für Finanzwissen ab?
Da liegt der Notenschnitt bei 3,9, was wirklich nicht gut ist. Vier von zehn Jugendlichen geben ihrer Schule sogar eine 5 oder 6. Mehr als 90 Prozent der Befragten würden ein Fach Finanzwissen in der Schule begrüßen, fast die Hälfte will es als Pflichtfach. Da gibt es übrigens zwischen den Schulformen und Bildungsgängen so gut wie keine Unterschiede.
Halten Sie ein solches schulisches Angebot für sinnvoll?
Ich habe einen 15 Jahre alten Sohn und würde mir wünschen, dass die Schule etwas mehr auf das Leben und gerade auch auf den Umgang mit dem eigenen Geld vorbereitet. Da wird doch in den Unterrichtsmaterialien tatsächlich noch dafür geworben, die Jugendlichen sollen ihr Geld auf ein Sparbuch einzahlen, um Vermögen aufzubauen. Da es dafür aber seit Jahren keine Zinsen mehr gibt, ist das vielleicht als gutes Beispiel nicht mehr ganz auf der Höhe.
Interview: Peter Hanack