Schuld waren er oder sie
Grüne Ursachenforschung nach herber Wahlschlappe
Von CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT UND MARTIN MÜLLER-BIALON
Landestrend, es war der Landestrend. Gebetsmühlenhaft wiederholen Frankfurter Grüne dieser Tage den nach ihrer Auffassung einzigen Grund für die dramatischen Stimmenverluste bei der Landtagswahl. "Das war ein Er-oder-sie-Wahlkampf, unsere Wähler haben dabei strategisch gehandelt", meint Kreisvorstandssprecher Bastian Bergerhoff. Viele hätten SPD gewählt, damit diese im Landtag stärkste Fraktion werde. Eine Quittung für die schwarz-grüne Koalition in Frankfurt? Die lasse sich "aus dem Wahlergebnis nicht ableiten".
Partei- und Fraktionsspitze der Frankfurter Grünen hatten sich nach der Wahl zur Lagebesprechung getroffen. Hinterher gleichen sich die Analysen der Grünen-Funktionäre fast aufs Wort. So spricht auch Fraktionschef Olaf Cunitz vom Landestrend, einer "Wahl zwischen zwei Personen" und taktischem Verhalten der Grünen-Wähler. In den städtischen Hochburgen hätten die Grünen verloren, so auch im rot-grün regierten Marburg. "Wenn lokale Gegebenheiten eine Rolle gespielt hätten, dann wäre ja in Marburg Rot-Grün abgestraft worden." Als "dummes Geplapper" weist Verkehrsdezernent Lutz Sikorski die Einschätzung der SPD zurück, die Grünen hätten die Quittung für Schwarz-Grün bekommen. "Das ist ein schöner Spruch, hat aber mit der Realität nichts zu tun."
SPD muss sich erneuern
Die Themen der Grünen wie "Verkehrspolitik, Gesundheit, Bildung" seien durch den Zweikampf Koch-Ypsilanti "nach hinten gedrängt" worden. Die Unterschiede zu den Sozialdemokraten seien "nicht mehr hinlänglich deutlich" geworden. Auch Sikorski führt Marburg an: "Da haben wir sieben Prozent eingebüßt."
Immerhin gibt Vorstandssprecher Bergerhoff zu, dass an den Wahlkampf-Ständen der Grünen "vereinzelt" Leute aufgetaucht seien, "die gesagt haben, dass sie uns seit Schwarz-Grün nicht mehr wählen können". Tatsache ist auch, dass die Grünen in Frankfurt landesweit nach Marburg ihre größten Verluste einfuhren.
Eine Annäherung an die SPD ist aus grüner Sicht nicht zu erwarten. "Die schwarz-grüne Koalition arbeitet gut", sagt Cunitz. Bevor man wieder enger mit der SPD zusammenarbeiten könne, müsste sich die SPD programmatisch und personell erneuern. "Da haben die noch einen weiten Weg vor sich."