Schleichendes Aus fürs Museum

Stadt plant, den Standort an der Horexstraße aufzugeben
BAD HOMBURG - Auf der städtischen Homepage ist unter dem Stichwort „Freizeit“ zu lesen: „Ab 2023 soll das Horex-Museum aber wieder seine Tore öffnen, um einen faszinierenden Einblick in die Zeit zu bieten, in der in Bad Homburg noch echte Rennmaschinen zusammengeschraubt wurden.“
Es hätte nur allzu gut gepasst, wird in diesem Jahr doch das 100-Jährige der Homburger Kult-Marke begangen, der markante Bau neben dem Bahn-Stellwerk in der Horexstraße ist einem Horex-Motorblock nachempfunden.
Doch die Information auf der Homburger Homepage ist überholt, der Schriftzug über dem 2012 eingeweihten Bau könnte bald selbst zum Museumsstück werden. Die Stadt will sich, so war in der jüngsten Sitzung des Kultur-, Sport und Freizeitausschusses zu hören, zurückziehen. Das Horex-Museum, das sich zum „Museum der Homburger Industriekultur“ entwickeln sollte, wie es noch 2018 geplant war, ist für das neue Bad Homburg finanziell offenbar eine Nummer zu groß geworden.
Im Haushaltsentwurf ist der Posten „Sach- und Dienstleistungen“ für das Horex-Museum um 175 000 Euro auf gerade einmal 13 700 Euro zurückgefahren worden. Verständlich, immerhin wird das Haus während der Sanierung des Gotischen Hauses als Ausweichquartier für einen Teil der Städtischen Sammlung genutzt. Das Schau-Depot ermöglicht während der Zwangspause des Haupt-Standorts immerhin rudimentären Museumsgenuss.
Und das wird noch eine Weile so bleiben. Denn selbst wenn die Arbeiten am und im Gotischen Haus baulich weit fortgeschritten sind, wird es bis zum Umzug noch dauern, wie Oberbürgermeister Alexander Hetjes (CDU) im Ausschuss erklärte. „Grund ist die Feuchtigkeit, die auch nach den Betonarbeiten zunächst herrscht.“ Dieses Klima wäre für die empfindlichen und teilweise Jahrhunderte alten und wertvollen Exponate reines Gift. „Wenn das Gotische Haus fertig ist, kommt es also nicht direkt zum Umzug“, stellte Hetjes klar. Für 2024 sind jedoch auch nur 17 700 Euro im Etat vorgesehen, 12 000 Euro für Versicherung.
Löw: Mietvertrag läuft bis 2032
Wilma Schnorrenberger (SPD) wollte wissen, ob es stimme, dass für das Gebäude ein Untermieter gesucht werde. Hetjes sagte daraufhin, der Mietvertrag laufe nicht mehr allzu lange, und man versuche, „früher aus dem Vertrag rauszukommen oder eine Übergangsnutzung zu finden“.
Ersteres dürfte schwer werden. „Der Mietvertrag läuft bis Ende Februar 2032. Wir machen uns ein Jahr vorher Gedanken über eine Folgenutzung, wenn die Stadt kein Interesse an einer weiteren Nutzung hat - bis dahin kann die Stadt da machen, was sie will“, sagt Peter Löw, der für die Lautenschläger Güterbahnhof GmbH Prokura hat, der das Gebäude gehört.
Mit dem Aus für das Horex-Museum endet eine wechselvolle Geschichte. Das in der Konzeptionsphase umjubelte Projekt legte zunächst „einen Holperstart“ hin, wie in der Zeitung während des Baus 2011 ob der Differenzen zwischen Politik und Vermieter zu lesen war.
Die Systemgastronomie, die kurz vor dem Museum eröffnet hatte, ist bereits länger Geschichte beziehungsweise wird als reines Catering von der Louisenstraße aus betrieben. Im vergangenen Jahr zog das Musikhaus Taunus in den Gebäudeteil ein.
Das Museum selbst wurde anfangs gut angenommen, in den ersten vier Monaten kamen mehr als 2500 Besucher, im ersten Jahr zählte man rund 6000 - „Kurgäste, Touristen aus den USA, aber auch Biker nach ihren sonntäglichen Touren zum Feldberg kommen vorbei - übrigens zu 40 Prozent Frauen“, so der damalige Tenor.
Später gingen die jährlichen Besucherzahlen zurück, 2016 waren es rund 2800, 2017 3300. 2018 wurde laut Haushalt ein Defizit in Höhe von rund 61 000 Euro eingefahren, 2019 waren es rund 47 000 Euro. Es war das Jahr, in dem das Horex-Museum nach sieben Jahren schloss - eigentlich vorübergehend. Die letzte Ausstellung trug den Titel „Die Legende lebt“.