Sanierung der Burg kostet viele Millionen
Ruine hat zahlreiche Schadstellen / Experten legen Zehn-Jahres-Plan vor
königstein - Oh, alles rot“ - einige Königsteiner Stadtverordnete könnten sich beim Blick auf die Leinwand des Hauses der Begegnung an einen Zahncreme-Werbeclip aus den späten 1980er Jahren erinnert haben. Allein, es ging in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung nicht darum, Zahnbelag sichtbar zu machen, sondern die Schad- und Schwachstellen der Königsteiner Burg. Und davon gibt es viele.
Es wird wohl zehn Jahre dauern und rund 19 Millionen Euro verschlingen, will man die Burg fachgerecht sanieren. Obwohl - von „wollen“ kann eigentlich gar keine Rede sein: Die Stadt Königstein wird für ihr Wahrzeichen das Geld in die Hand nehmen müssen. Schon heute sind einige Mauer-Teile der Festungsruine so angeschlagen, dass nicht nur die Standsicherheit, sondern sogar die Verkehrssicherheit gefährdet ist. Diesen Eindruck haben zumindest Dr. Ing. Lars Eisenhut, geschäftsführender Gesellschafter des Planungsbüros HAZ, und seine Mitarbeiter aus der Untersuchung der Burg gewonnen.
Im Auftrag der Stadt hatten die Fachleute, die auch schon bei der Sanierung des Klosters Lorsch und vieler weiterer hessischer Denkmäler eingebunden waren, im vergangenen Sommer der Königsteiner Burg über mehrere Tage intensiv auf den Zahn gefühlt - mit Sachverstand, High-Tech-Ausstattung und einem daraus entwickelten 3D-Modell, das es den Baufachleuten erlaubt, vom Schreibtisch aus auch in die hintersten und schwerer erreichbaren Winkel der Burg vorzudringen.
Das Ergebnis der umfangreichen Anamnese stellten Eisenhut und seine Kollegin Katrin Kahler jetzt im Stadtparlament vor. Was sie zu sagen hatten, hatte es in sich. Das zeigte schon der Blick auf den Grundriss der Festungsanlage.
Um deutlich zu machen, wo es auf der Burg krankt und wo nicht, hatten die Planer die entsprechenden Stellen in den Ampel-Farben markiert - mit dem einen, aber gravierenden Unterschied, dass „Rot“ dafür steht, möglichst schnell zu starten, und „Grün“ fürs Warten. Und rot ist sicher nicht alles, aber doch vieles - vom Zwinger bis zum Burghof. Man habe, so Eisenhut, zunächst die gesamte Anlage unter den Aspekten der Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit analysiert und bewertet. Im Anschluss daran habe man die erforderlichen Maßnahmen fixiert, deren Kosten kalkuliert und je nach Dringlichkeit einen auf zehn Jahre ausgelegten Bauablaufplan aufgesetzt, an dessen Ende die Burg zwar nicht wieder wie neu sein werde, aber für die Zukunft standfest und sicher. Dass sie das in Teilen schon nicht mehr ist - das unterstreichen die „Notsicherungen“, die noch in diesem Jahr und damit vor dem Beginn der eigentlichen Sanierung auf der Burg vorgenommen werden müssen. Es gilt zu verhindern, dass Steine oder ganze Mauerstücke herausbrechen und im schlimmsten Fall Besucher gefährden können.
Nur, woher sollen die 19 Millionen Euro kommen? Ohne Fördermittel gehe es nicht - davon ist Lars Eisenhut überzeugt, und er machte auch unmissverständlich klar, dass es nicht mit fünf- oder sechsstelligen Zuschüssen getan sei: „Es wird bedeutende Fördersummen brauchen.“ Aktuell, so der Fachplaner, sei man mit der Stadtverwaltung und dem Landesamt für Denkmalpflege dabei auszuloten, welche Fördertöpfe angezapft werden könnten. sj