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Protest gegen Luxusturm

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Von: Claus-Jürgen Göpfert

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Henninger-Turm - nicht für jeden.
Henninger-Turm - nicht für jeden. © Boeckheler©2013

Das einstige Getreidesilo namens Henninger-Turm wird abgerissen. An die Stelle des "Hochhaus"-Wahrzeichens soll ein Wohnblock kommen. Die Frankfurter SPD übt heftige Kritik an dem Projekt eines „abgeriegelten“ Hauses und fordert bezahlbaren Wohnraum.

So unterschiedlich lässt sich dieses Projekt betrachten. Rainer Ballwanz nennt es schwärmerisch „etwas sehr Besonderes, das es deutschlandweit kaum gibt“. Klaus Oesterling schimpft auf einen „gated tower“, der „abgeriegelt“ sein werde, „keine gute Entwicklung“. Beide sprechen von dem 130 Meter hohen Wohnhochhaus, das bis zum Jahr 2016 an die Stelle des Henninger-Turms treten soll.

Ballwanz ist der Frankfurter Makler, der die luxuriösen Wohnungen im neuen Tower vermarkten wird. Ab September/Oktober 2013. Und Oesterling ist der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Römer, der vergeblich dafür kämpft, dass nach dem Henninger-Turm „bezahlbarer Wohnraum für alle“ entsteht.

Preiswert rechnet sich nicht

Ballwanz ist ein Spezialist für teure und superteure Wohnanlagen in Frankfurt und in der Region. Vor kurzem hat er die „Palazzi“-Eigentumswohnungen auf dem früheren Degussa-Gelände auf den Markt gebracht, prachtvoll ausgestattete Unterkünfte zu Preisen bis zu 11.000 Euro pro Quadratmeter. Und der neue Wohnturm auf dem Henninger-Gelände, das sagt er voraus, wird sicherlich mit ähnlichen Spitzenpreisen aufwarten. Der Makler kann die ganze Aufregung nicht verstehen. „Es ist sicherlich wünschenswert, bei gefördertem Wohnraum mehr zu tun“, sagt er. Aber auf dem Henninger-Areal nun mal nicht.

Dort rechne sich preiswerter Miet-Wohnungsbau einfach nicht. „Er ist nicht kostendeckend herzustellen.“ Dazu koste der Abriss des Henninger-Turms und der Neubau des Hochhauses nach dem Entwurf des Architekturbüros Meixner Schlüter Wendt einfach zu viel.

Präzise Zahlen hat der Investor, die Mannheimer Milliardärsfamilie Hopp, bisher nicht genannt. Sie gibt lediglich an, für die Bebauung des gesamten Henninger-Geländes mit 800 Wohnungen bis zu 300 Millionen Euro zu investieren.

Bedingungslose Koalition

Die Sozialdemokraten überzeugt diese Argumentation nicht. Wenn die schwarz-grüne Koalition im Römer eine Mischung von Wohnformen in dem neuen Hochhaus gewollt hätte, so SPD-Fraktionschef Oesterling, hätte sie dies im städtischen Bebauungsplan festschreiben können. „Die Koalition stellte aber leider keine Bedingungen bei dem Bebauungsplan“, beklagt der Sozialdemokrat.

Jetzt werde eine abgeschottete Luxus-Wohnanlage entstehen, „wie man sie aus den USA kennt“. Oesterling bezweifelt, dass sich die Investition in hochpreisige Eigentumswohnungen rechnet. Eigentlich dürfe auf dem Grundstück wegen der Nähe des lauten Landeanflugs für Rhein-Main gar nicht mehr gebaut werden. Der Wohnturm sei nur zulässig, weil er den alten Henninger-Turm ersetze.

Makler Ballwanz gibt zu, dass der Fluglärm „möglicherweise polarisieren“ könne. Es gebe sicher potenzielle Käufer, die sich abschrecken ließen. Andererseits aber auch Interessenten, die sagten: „Die Vorteile überwiegen.“

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