Inobhutnahmen in Hessen: Prävention stärken
Inobhutnahmen lassen sich in vielen Fällen verhindern. Dafür braucht es aber ein guter Frühwarn- und Hilfesystem und keine Kürzungen in Sozialetats. Ein Kommentar.
Dass die Zahl der Inobhutnahmen offenbar stark gestiegen ist, ebenso wie die Verweildauer in Nothilfe-Einrichtungen, deutet auf gravierende Probleme in vielen Familien, aber auch in der Kinder- und Jugendhilfe hin. Die Realität dürfte noch schlimmer sein. Expert:innen gehen von einer hohen Dunkelziffer bei Kindeswohlgefährdung aus. In Jugendämtern und Institutionen wie Kitas herrscht große Personal- und Zeitnot, so dass Missstände erst spät oder gar nicht erkannt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Mitarbeitenden in den Ämtern teils verzweifelt nach Plätzen für Schutzmaßnahmen suchen müssen. Ganz abgesehen davon, dass sie viel zu viele Fälle betreuen.
Die hohen Zahlen zeigen, dass das Land und die Kommunen die Prävention dringend ausbauen müssen. Eine Inobhutnahme sollte die letzte Maßnahme sein – und sie lässt sich in vielen Fällen tatsächlich verhindern. Wenn das Frühwarnsystem funktioniert. Wenn Familien, von denen viele seit Jahren unter großem Druck stehen, umfassend unterstützt und Anlaufstellen gut ausgestattet werden.
In Obhut genommene Kinder sollten nicht ein halbes Jahr warten müssen, bis ihre Situation geklärt ist. Zudem kommt es darauf an, dass sie in einer Einrichtung mit ausreichend Fachleuten Halt finden. Dafür braucht es in diesem wichtigen Bereich höhere Löhne. Dass Heime trotz hoher Nachfrage mangels Personal schließen müssen, spricht Bände.