Ostermärsche – Friedensbewegung in Zeiten des Krieges

Zu den Ostermärschen werden mehr Menschen erwartet.
Die Ostermärsche haben in diesem Jahr eine bedrückende Aktualität, auf die alle Beteiligten sicherlich gerne verzichtet hätten. Doch der Krieg in der Ukraine bringt auch eine gewisse Dringlichkeit mit sich. „Wichtiger denn je“, sei eine Teilnahme am Ostermarsch, betont Marita Salm vom Limburger Ostermarschkreis. Dass der Krieg im Osten Europas viele Menschen umtreibt und auf die Straße bringt, hat bereits die Friedensdemo am 13. März in Frankfurt gezeigt. Philipp Jacks, Vorsitzender des deutschen Gewerkschaftsbunds Frankfurt und seit Jahren in der Ostermarschbewegung aktiv, glaubt, dass der Krieg in der Ukraine „die gesamte Friedensbewegung vor neue Aufgaben stellt“. Vieles müsse nun neu bewertet werden und einige Ankündigungen seien vermutlich unter dem akuten Eindruck dieses Angriffskriegs gefallen. So glaubt Jacks nicht wirklich, dass der Bundestag „den diesjährigen deutschen Kriegshaushalt verdreifachen“ wolle.
Willi van Ooyen, eine der treibenden Kräfte der Ostermarschbewegung ist sich da nicht so sicher und hat am Rande eines FR-Interviews bereits angekündigt, dass die Friedensbewegung bei der anstehenden Haushaltsdebatte im Juni in Berlin ebenfalls aktiv werden müsse und dann anders als bei den Ostermärschen auf eine zentrale Protestkundgebung setzen will.
Termine
Im Rhein-Main-Gebiet finden am Osterwochenende Friedensveranstaltungen statt. Die FR gibt einen Überblick.
Freitag, 15. April, Bruchköbel: Demonstration durch die Innenstadt, Start um 14 Uhr auf dem Freuen Platz, Ende um 16 Uhr an der Dicken Eiche.
Samstag, 16. April, Wiesbaden: Demonstration durch die Innenstadt, Start um 10.30 Uhr am Hauptbahnhof Wiesbaden, Ende gegen 12.30 Uhr am Mauritiusplatz. Ab 15 Uhr Friedensfest im Infoladen Wiesbaden, Blücherstraße.
Samstag, 16. April, Erbach: Demonstration, Start um 11 Uhr auf dem Marktplatz am Erbacher Schloss, Ende um 13 Uhr in Michelstadt.
Samstag, 16. April, Limburg: Demonstration durch die Innenstadt, Start um 11 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz, Abschlusskundgebung gegen 12 Uhr auf dem Europaplatz.
Samstag, 16. April, Aschaffenburg: Demonstration durch die Innenstadt, Start um 11 Uhr auf dem Stiftsplatz, Ende um 13 Uhr auf dem Theaterplatz.
Montag, 18. April, Frankfurt: Kundgebung um 13 Uhr auf dem Römerberg.
Gemeinsame Anreise zur Frankfurter Kundgebung mit dem Zug aus Gießen, Treffpunkt 9 Uhr am Hauptbahnhof, mit dem Zug aus Hanau, Treffpunkt 9.50 Uhr am Hauptbahnhof (Gleis 1), mit dem Fahrrad aus Eschborn, Treffpunkt 10.30 Uhr in der Frankfurter Str. 29, aus Oberursel, entweder mit dem Fahrrad, Treffpunkt 10 Uhr am Bahnhof oder mit dem Zug, Abfahrt 10.19 Uhr am Bahnhof Oberursel, und mit dem Fahrrad aus Darmstadt, Treffpunkt 10.30 Uhr auf dem Luisenplatz.
Montag, 18. April, Offenbach: Kundgebung um 10.30 Uhr im Stadthof, anschließend gemeinsamer Weg zur Kundgebung um 13 Uhr auf dem Frankfurter Römerberg.
Montag, 18. April, Marburg: Demonstration, Start um 11 Uhr am Deserteursdenkmal in der Frankfurter Straße, Ende im Schülerpark.
Montag, 18. April, Wetteraukreis: Kundgebung von 14 bis 17 Uhr auf der Seewiese in Friedberg, Aufruf zur Anreise aus dem ganzen Kreis .
Weitere Infos finden sich online unter https://www.friedenskooperative.de/termine?
Doch spätestens wenn es darum geht, den Krieg ohne zusätzliche militärische Aufrüstung zu beenden, sind sich die Kriegsgegner:innen nicht einig. Das geht schon bei den Gewerkschaften selbst los. Zwar betont Jacks, dass die Gewerkschaften die traditionellen Forderungen der Friedensbewegungen uneingeschränkt mittragen, gibt aber auch zu bedenken, Resolutionen würden Gewaltherrscher nicht kümmern. „Auch der Hitlerfaschismus musste mit Waffen besiegt werden.“ Der Weg zu einer friedlichen Welt, den alle wollen, müsse diskutiert werden, gibt Jacks zu bedenken, zeigt sich aber „zuversichtlich, dass es auch weiterhin einen gemeinsamen solidarischen Weg gibt“.
Jacks glaubt auch, dass am Ostermontag in Frankfurt „viele neue Leute“ die Gelegenheit nutzen, ihren Protest gegen den Krieg in der Ukraine deutlich zu machen. Zumindest wird erstmals der Jugendclub des DGB bei einem Ostermarsch dabei sein. Bislang war der Gewerkschaftsnachwuchs nur bei Veranstaltungen am 1. Mai oder dem feministischen Kampftag aktiv. Der fehlende Nachwuchs in der Friedensbewegung und insbesondere bei den Ostermärschen ist seit Jahren ein Thema. Ähnlich wie Willi van Ooyen (siehe nebenstehendes Interview) findet es Jacks nicht tragisch, dass sich junge Menschen außerhalb von Gewerkschaften und Friedenbewegungen politisieren. „Aber wir haben inzwischen auch gelernt, dass die Akteure der sozialen Bewegungen viele Überschneidungspunkte haben und in thematisch, zeitlich begrenzten Bündnissen viel Kraft entfalten können“, so Jacks.
Auf dem Frankfurter Römerberg dürfte es am Ostermontag also deutlich voller werden als in den vergangenen Jahren. Initiativen aus Gießen, Hanau, Darmstadt, Offenbach, Oberursel und Eschborn wollen den Weg nach Frankfurt finden. In Frankfurt selbst werden sich die Menschen von Rödelheim, Bockenheim und Preungesheim Richtung Römerberg in Bewegung setzen.