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Ohne Abriss wird es nicht gehen

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Egal ob Neubau oder Sanierung: Die Fassade des Kurhauses wird künftig einheitlich sein. Aktuell ragt ein Teil des Maritim-Hotels (heller Gebäudeteil) über den Kongressbereich. hillebrecht
Egal ob Neubau oder Sanierung: Die Fassade des Kurhauses wird künftig einheitlich sein. Aktuell ragt ein Teil des Maritim-Hotels (heller Gebäudeteil) über den Kongressbereich. hillebrecht © ahi

Kurhaus-Umbau: Auch bei einer Sanierung müssen Teile ersetzt werden

BAD HOMBURG - Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Die Tage des Kurhauses, wie wir es kennen, sind gezählt. Doch warum ist es so still um das Mega-Projekt? „Dass man nichts hört, bedeutet nicht, dass nichts passiert“, sagte Kurdirektor Holger Reuter jetzt dem Ortsbeirat Innenstadt. Reuter hatte eine Menge Neuigkeiten im Gepäck, die man der Homepage kurhaus-bad-homburg.de nicht entnehmen kann - dort stammt die jüngste „Neuigkeit“ vom 6. April 2022. Im Sommer wurde bekannt, dass die Hotelkette Maritim aus dem Vorhaben aussteigt - was die Sache noch komplizierter macht, als sie ohnehin schon ist. Denn deren Gebäudeteil soll so stehenbleiben, wie er ist.

Nun müssen die beiden ausgewählten Architekturbüros ihre Raumbücher - also die detaillierten Pläne über die entstehenden Räume des Gebäudekomplexes - neu planen, ohne das Maritim mitzuerweitern. Eine Quadratur des Kreises, denn das Hotel ragt in den kur- und stadteigenen Kongressbereich hinein.

Die Anforderungen für die Raumbücher wurden, so Reuter, den Architekten am 6. Januar übergeben. Mitte Februar folgten die Abstimmungen mit den Fachplanern. Bis Ende Mai sollen die fertigen Pläne an die Kur übergeben werden. Dann soll auch die Baukosten-Schätzung fertig sein. Anschließend wird die Wirtschaftlichkeit der Modelle bewertet.

Doch wann wird die Frage der Fragen entschieden, nämlich ob es einen Neubau geben wird oder ob man versuchen wird, das jetzige Kurhaus zu sanieren? Die Sparzwänge und die Baukosten seit Beginn des Ukraine-Krieges haben die Frage nach den Kosten noch mal drängender gemacht. Das Stadtparlament muss diese Entscheidung treffen, wenn alle Informationen zu den Alternativen vorliegen, auch die der Kosten. Zum Investitionsvolumen könne man noch nichts sagen.

Zuvor sollen alle Bürger ab 16 Jahren ihre Einschätzung abgeben. „Wir werden in diesem Jahr noch etwas präsentieren, was in der Politik diskutiert wird“, versprach Reuter. „Wir wollen eine möglichst breite Meinung. Es ist unser wichtigstes Gebäude an zentralster Stelle.“

Kosten sparen durch Geothermie?

Dass das Kurhaus erneuert werden muss, ist unumstößlich. Nichts tun wäre fatal, erläutert der Kurdirektor und verweist auf die Tiefgarage. Die müsse in vielleicht zwei Jahren aus statischen Gründen geschlossen werden, „und dann müssen Sie oben auch alles schließen“. Jetzt hat das Parkhaus 342 Stellplätze, die aber für heutige Autos zu eng sind. Bislang konnte man wegen der Stahlträger an der Breite nichts verändern. Will man künftig nicht weniger Stellplätze haben, muss die Garage größer werden: Man könne bis unter die Louisenstraße gehen.

Die Frage, ob sich eine Sanierung lohnen würde, wird auch frühestens Ende 2022 entschieden. Dass der zentralsten Stelle der Stadt aber ein größeres Abriss-Szenario bevorsteht, scheint nach Reuters Worten in jedem Fall klar. Denn auch bei einer Sanierung werde es „massive Eingriffe“ in die alte Bausubstanz geben. Es werde eine Entkernung und einen Teilabriss geben. „Das muss man den Bürgern aber auch klarmachen“, mahnte Stefanie Wassermeier (SPD).

In Anbetracht der gestiegenen Energiepreise müsse man umdenken, wie man das Gebäude künftig versorgen wolle, so der Kurdirektor: „Im Dezember haben wir erfahren, dass wir im Kurhaus eine 400-prozentige Preissteigerung hatten und 800 000 Euro Mehrkosten.“ Denkbar seien inzwischen auch der Einbau von Solaranlagen - oder Geothermie. War dies bislang wegen des Heilquellenschutzes an dieser Stelle untersagt, so gebe es jetzt wegen „anderer Bohrmöglichkeiten“ neue Horizonte. Auch kann sich Reuter vorstellen, dass alte Teile, etwa im Theater, beim Umbau erhalten werden. Die Größe von 766 Plätzen sei passend für Bad Homburg.

Somit ist die zuvor leidenschaftlich diskutierte Fassadengestaltung fast ein wenig in den Hintergrund geraten. Klar sei aber, so Reuter, dass der jetzige Flickenteppich beseitigt wird. Derzeit ragt ein Teil des Hotels über den Kongress-Bereich, was man von der Alten Post aus gut sehen kann. Künftig soll es hier eine schicke Front in einheitlicher Höhe geben - ob modern oder nach historischem Vorbild, muss ebenfalls noch entschieden werden. Ein Foyer mit mehr Licht und eine „Blickachse von der Louisenstraße bis zum Schwanenteich“ sind das Ziel. Baubeginn werde „frühestens 2025“ sein.

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