1. Startseite
  2. Rhein-Main
  3. Offenbach

Tauben vergiften in Rödermark

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Christoph Manus

Kommentare

Ein seit Wochen andauernder Streit um einen Taubenzüchter im Ober-Röder Ortskern ist offenbar eskaliert. Jetzt ermittelt die Polizei wegen vergifteter Vögel.

Anwohner rund um den Zehnthof klagen seit Sommer bereits über die himmlische Plage, die ihnen nicht als Dreck beschert. Brieftaubenzüchter Rolf Wiederspahn aus der Heitkämperstraße soll sie mit Futter in seinen Schlag gelockt haben. Die Behörden schalteten sich ein, Wiederspahn musste den Unterschlupf zumauern. Doch die Tauben blieben. Gern sitzen sie vor allem auf dem Zehnthof-Gebäude.

Nun hat Wiederspahn am Samstag nach eigenen Angaben eine Menge roter Körner auf dem Bürgersteig entdeckt – und drei tote Tauben. Die Körner, so vermutet er, sind mit Gift versetzter Weizen, wie es ihn im Baumarkt als Rattengift zu kaufen gebe. „Das Gift verdünnt das Blut und zersetzt die Leber“, sagt Wiederspahn. Er befürchtet, dass auch andere Vögel verendet sind oder gar Hunde und Katzen.

Die Polizei hat Proben vom vermeintlichen Giftfutter genommen, die allerdings erst im Labor des Landeskriminalamts ausgewertet werden müssen, wie Ingbert Zacharias von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Südosthessen gestern auf Anfrage sagte. Sie ermittelt wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Tote Vögel habe die Streife allerdings nicht gefunden, berichtet Zacharias.

Auch dem städtischen Ordnungsamt sind nach Auskunft von Bürgermeister Roland Kern (Andere Liste) keine toten Vögel aufgefallen. Er habe davon erst aus der Zeitung erfahren. „Die Katzen haben sie wohl geholt“, vermutet Wiederspahn.

Auf den selbst erklärten Taubenfreund sind viele Rödermärker nicht gut zu sprechen. Die Anwohner beschwerten sich bei der Stadt über den Taubendreck, berichtet Kern, dessen Büro im Ober-Röder Rathaus nur wenige Meter von Wiederspahns Haus entfernt ist. Etwa 200 Tauben lebten in dem Gebiet inzwischen. „Es ist schon eine Belästigung.“ Wiederspahn kippe Futter in den Hof und locke die Vögel damit an, ärgert er sich. Die Bewohner hätten viel Geld ausgeben müssen, um den Dreck vom Dach zu bekommen.

Wiederspahn kann zwar den allgemeinen Ärger über den Taubenkot verstehen, bezeichnet das selbst gegenüber der Frankfurter Rundschau als Riesensauerei. Er sieht aber keine eigene Schuld. Die Tauben hätten vorher einen Unterschlupf im Kirchturm gefunden. Doch den habe die Kirche zugemauert. Andere Stadttauben kämen von der Trinkbornschule.

Er halte seit 50 Jahren Brieftauben, aber nicht mehr als zehn gleichzeitig. Im Sommer seien nun an einem Tag aber allein 50 bis 100 Stadttauben hinübergeflogen. „Wenn ich die Tauben nicht gefüttert hätte, wären Krankheiten ausgebrochen“, verteidigt er sich. „Ein bisschen“ Futter schütte er noch immer in seinen Hof, gibt er zu. Er könne die Tiere ja nicht verhungern lassen.

Wiederspahn sieht vielmehr die Stadt in der Pflicht, etwas zu tun. Bürgermeister Kern habe doch im Oktober versprochen, einen Bauwagen als provisorischen Taubenschlag aufzustellen, sagt er. Doch geschehen sei seitdem nichts.

Die Stadt werde einen Taubenschlag auf dem Rathausdach installieren, kündigte Kern gestern an. Dort könnte man den Tauben dann ihre Eier wegnehmen und dafür Gipseier unterschieben, um so die Population zu reduzieren.

Auch interessant

Kommentare