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Stadtwerke machen Strom selbst

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Von: Annette Schlegl

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Immer mehr Rodgauer Hausdächer könnten bald von der SWR.E verkaufte oder gepachtete Solarmodule tragen.
Immer mehr Rodgauer Hausdächer könnten bald von der SWR.E verkaufte oder gepachtete Solarmodule tragen. © REUTERS

Die Stadtwerke verkaufen und verpachten Solaranlagen an Privatkunden und steigen in das Stromgeschäft ein. Den Grundstein zu diesem Geschäft hat das Unternehmen schon vor einem halben Jahr gelegt.

Die Stadtwerke werden mehr und mehr zum „Multifunktionsunternehmen“. Der neueste Coup von Betriebsleiter Dieter Lindauer: Die Stadtwerke verkaufen und verpachten Solaranlagen an Privatkunden und steigen in das Stromgeschäft ein. Sie bieten nun Sonnenstrom an, aber auch regenerativ hergestellten Rodaustrom sowie Vereinsstrom, mit dem der Kunde örtliche Clubs unterstützen kann.

Den Grundstein zu diesem Geschäft hat das Unternehmen schon vor einem halben Jahr gelegt: Am 18. Februar wurde die kommunale Gesellschaft Stadtwerke Rodgau Energie GmbH (SWR.E) als hundertprozentige Tochter gegründet, am 29. April ins Handelsregister eingetragen.

Seit gut vier Wochen verkauft und verpachtet die neue GmbH nun Photovoltaikanlagen an jedermann und bietet auch Sonnenstrom an. Hausbesitzer können ihr eigenes Solardach selbst konfigurieren – mithilfe eines Solar-Portals auf der Internetseite der SWR.E. In wenigen Klicks erfahren sie, ob sich eine Solaranlage für sie lohnt und welche finanziellen Vorteile das bringt.

Wasser kann nicht erhitzt werden

„Nicht die Einspeisung ins öffentliche Netz steht hier im Vordergrund, sondern der Eigenverbrauch“, erklärt Dieter Lindauer, der als Geschäftsführer des neuen Unternehmens fungiert. Der Kunde produziert auf seinem Dach beispielsweise 1500 Kilowattstunden Strom selbst und verbraucht diese Menge auch in seinem Haus. Die Solarmodule eignen sich rein zur Stromerzeugung, Warmwasseraufbereitung ist damit nicht möglich.

Trotzdem rechne sich die Solaranlage für den Privatmann, sagt Lindauer, denn er spare sich die EEG-Umlage und das Netzentgelt und somit rund zehn Cent pro Kilowattstunde. Mitsamt der Abschreibungssumme amortisiere sich die Investition binnen acht bis zehn Jahren.

Wer den Kauf scheut, kann die Photovoltaikanlage bei der SWR.E auch pachten – 18 Jahre lang für 29 Euro pro Monat. Selbst das würde sich rechnen, so der Geschäftsführer. „Das funktioniert, weil die Solarmodule im Preis gefallen sind“, erklärt er. Die Energietochter bestellt die Solarmodule auftragsbezogen bei der greenergetic GmbH in Bielefeld, die Wechselrichter kommen von SMA aus Niestetal.

Die Schritte zur eigenen Solaranlage sind einfach. Die Daten der letzten Stromrechnung müssen im Internet eingegeben werden, sowie die geschätzte Größe, der Neigungswinkel und die Ausrichtung des Daches. Ein einheimischer Handwerker überprüft zur Sicherheit nochmal, ob das Projekt auf dem Hausdach auch realisierbar ist. Erst danach kommt es zum Vertragsabschluss.

„Wir wollen das Stromgeschäft in Rodgau nicht anderen überlassen und gehen in Konkurrenz zur EVO und zur Entega“, sagt Lindauer. Die beiden Energieunternehmen haben in Rodgau die meisten Kunden und fungieren als Grundversorger.

Neukunden können ihren Club unterstützen

In Sachen Strom geht die SWR.E ganz bewusst ungewöhnliche Wege: Vom 12. Juli an ist in Rodgau Vereinsstrom zu haben. Neukunden, die sich für diesen Tarif entscheiden, können damit ihren Verein unterstützen. Die Energietochter spendet einen jährlichen Permanentbetrag an den Verein der Wahl. „Wir zahlen eine Art Provision“, erklärt Lindauer. „Die Vereine gehen mit uns eine Partnerschaft ein und wir unterstützen sie.“ Die Nieder-Röder Handballer, die SG Nieder-Roden und der TCR Dudenhofen sind schon mit im Boot.

Beim Rodgauer Sommersonntag am 12. Juli wird auch Rodaustrom, das Ökoprodukt der SWR.E, erstmals beworben. „Wir kaufen den Strom an der Börse ein, er hat ein Ökozertifikat“, sagt Lindauer. Das heißt: Er ist regenerativ, kommt nicht aus Atom- oder Kohlekraftwerken. Einst haben die Stadtwerke die Rodgauer Bürger mit Wasser versorgt. Das tun sie zwar heute noch, aber nicht einzig und allein. Das Aufgabenfeld hat sich ständig erweitert.

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