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Offenbach
Spezialist für historische Gebäude
- vonTimur Tinçschließen
Der Offenbacher Malermeister und Restaurator Jürgen Jobmann feiert mit seinem Betrieb 50-jähriges Jubiläum.
Jürgen Jobmann hat mehrere dicke Kataloge auf den Tisch des Pfarrhauses der Französisch-Reformierten Gemeinde verteilt. Darin hat der Malermeister und Restaurator im Handwerk seine Arbeiten an den verschiedensten Gebäuden im Rhein-Main-Gebiet dokumentiert – unter anderem auch das Kirchengebäude und das Pfarrhaus in der Herrnstraße. „Das ist eine der Aufgaben als Restaurator“, sagt der 49-Jährige. Dazu gehört für ihn, sich im Stadtarchiv alte Stadtpläne zu besorgen und zu recherchieren, welche Farben beim barocken Bauwerk von 1717/1718 eigentlich benutzt worden sind.
2017 hat Jobmann bei der Sanierung des Pfarrhauses herausgefunden, dass durch die Anbringung einer elastischen Kunststofffarbe in Kombination mit Altschäden des Fachwerkhauses, sich das Gebäudes abgesenkt hat. „Leider sind wir der Spezialist für die Sanierung der Sanierer“, sagt Jobmann. Zwischen den 1960er und 1980er Jahren und noch Anfang der 90er Jahre sei sehr viel falsch gemacht worden. Mittlerweile steht das Pfarrhaus wieder sicher.
Jürgen Jobmann ist sein Beruf in die Wiege gelegt worden. Vater Hermann gründete bereits 1970 seinen Malerbetrieb in Offenbach und der Filius sollte den Betrieb 1997 übernehmen. In diesem Jahr feiert er das 50-jährige Jubiläum. „Eigentlich kam das für mich nie infrage“, erzählt Jobmann. Mit 16 hatte er damals eine Lehre bei einem Betrieb in Frankfurt-Sachsenhausen angefangen. So arbeitete er unter anderem im Römer und am Fachwerkhaus in der Schellgasse 8, wo seine Leidenschaft für die Restauration geweckt wurde. „Nachdem ich meinen Gesellenbrief hatte, sagte mein Vater zu mir: Jetzt fängst du an zu lernen“, erinnert sich Jobmann schmunzelnd. Er lernte im Betrieb des Vaters das Verarbeiten von hochwertigen Tapeten und das Montieren von Stuck.
Das gemeinsame Arbeiten und das Aufeinanderhocken im gleichen Haushalt ging aber nicht lange gut. Jobmann schloss sich nach zwei Jahren der Firma Jürgen Hembus an, die eigentlich gar keine Mitarbeiter suchte: „Ich habe gesagt: Sie geben mir erstmal einen Stundenlohn von 17,50 Mark und ich überlasse Ihnen, wie Sie meinen Lohn erhöhen“, erzählt Jobmann. Er wollte aber unbedingt an den großen Projekten mitarbeiten, „bei denen kleine Handwerksbetriebe auch nichts zu suchen haben“.
Erst nach der Bundeswehr und nachdem Jobmann seine Meisterprüfung an der Badischen Malerfachschule in Lahr abgelegt und sich 1997 in Fulda zum Restaurator im Handwerk weitergebildet hatte, übernahm er dann im Alter von 26 Jahren doch den Betrieb des Vaters. Dabei hat er sich vor allem auf historische Gebäude spezialisiert. Das Schloss Philippsruhe, eines der bedeutendsten Kultur- und Baudenkmäler Hessens, das Goldschmiedehaus in Hanau oder das Gärtnerhaus der ehemaligen Villa Löwenruhe in Offenbach gehören zu Jobmanns Referenzen.
Seit 2011 ist er Obermeister
Das schönste Gebäude an dem er kurzzeitig arbeiten durfte, war die Kathedrale der russisch-orthodoxen Kirche in Nizza. „Da stand ich zwei Tage an der Grabkapelle mit Skalpell an der Hand und war glückselig“, erzählt Jobmann. Mit zwei weiteren Handwerkern aus Deutschland hatte er schon geplant, wie er sechs Monate an dem Gebäude arbeiten würde. Den Auftrag bekam dann aber eine bulgarische Firma, die günstiger war.
Über mangelnde Arbeit kann Jürgen Jobmann aber nicht klagen. Seit 2011 ist er Obermeister der Maler- und Lackiererinnung Rhein-Main und gleichzeitig Lehrlingswart im Prüfungsausschuss. Kürzlich erhielt das von Jobmann denkmalgerecht sanierte Haus in der Frankfurter Straße 131 den Denkmalschutzpreis der Stadt Offenbach.
„Was mir fehlt ist, dass die Denkmalpflege besser auf die Dokumentation achtet“, sagt Jobmann. In der Maler- und Lackiererinnung Rhein-Main ist kürzlich ein Katalog zum Thema Anstriche auf Fachwerkhölzer erschienen. „Wir versuchen, Wissen festzuhalten. Das haben die Generationen vor uns leider nicht getan“, sagt Jobmann.