ÖPNV in Offenbach: „Wir müssen alles neu berechnen“

Zum Fahrplanwechsel wird Bürgel-Ost angebunden und alle 36 E-Busse gehen auf die Strecke. Zwei Planungsbüros beraten die Stadt für den Nahverkehrsplan 2022, um weitere Einsparpotenziale zu finden.
Zwei positive Neuigkeiten hat die Stadt Offenbach zum Fahrplanwechsel hervorgehoben. Pünktlich ab Sonntag werden zwölf weitere und damit alle 36 bestellten E-Busse auf die Straße gehen. Damit sind knapp 40 Prozent der 84 Busse elektrisch angetrieben. Seit der Inbetriebnahme haben sie 736 000 Kilometer zurückgelegt und im Fahrbetrieb im Vergleich zu Dieselbussen über 1000 Tonnen CO2-Emissionen eingespart. Bis auf die Linien 101 und 102 werden sie im gesamten Stadtgebiet eingesetzt.
Außerdem wird die neue Linie 108 erstmals das Neubaugebiet Bürgel-Ost anfahren. Allerdings in deutlich geringerer Taktung wie ursprünglich geplant. Das Angebot wurde im Rahmen des Beschlusses der Ampel-Koalition, 19 Millionen Euro bis zum Jahr 2025 im öffentlichen Nahverkehr zu sparen, im Sommer um 400 000 Kilometer reduziert, was den Subunternehmer hart getroffen hat. Ursprünglich sollte das Angebot im Gebiet sogar einmal um 500 000 Kilometer ausgeweitet werden. Stattdessen wurden im gesamten Stadtgebiet durch Streichungen von Taktzeiten, besonders in den Abendstunden, sowie verkürzten Linienwegen insgesamt 83 000 Kilometer eingespart. Dieser Fahrplan gilt seit dem 12. September.
Die Neuerungen:
Die Stadtbuslinie 108 wird verlängert und bedient Bürgel-Ost über den Mainzer Ring. Dafür endet die Linie 107 künftig an der Haltestelle „Ernst-Reuter-Schule“. Der Linienweg der Linie 106 ändert sich ebenfalls und führt bis zur neuen Endhaltestelle „Seniorenzentrum“.
Das Fahrplanbuch ist in der RMV-Mobilitätszentrale im Salzgässchen 1 für zwei Euro erhältlich. Die neuen Fahrpläne sowie die Liniennetzpläne der Offenbacher Stadtbusse können aufgerufen werden unter: www.offenbach.de/fahrplanwechsel
Die Kürzungen in Bürgel haben 1,6 Millionen Euro Ersparnis gebracht, das Zusammenstreichen des restlichen Angebots 200 000 Euro. Drei Millionen Euro erhält Offenbach von Bund und Land, um den Ausfall von Einnahmen durch Fahrkartenverkauf im Jahr 2021 zu kompensieren.
Doch wie viel muss die Stadt im kommenden Jahr im ÖPNV weiter einsparen, um dem Beschluss aus dem Sommer gerecht zu werden? „Wir müssen alles neu berechnen“, sagt Mobilitätsdezernentin Sabine Groß (Grüne). Dazu hat sich die Stadt externe Unterstützung geholt. Zwei Planungsbüros tüfteln mit der NiO (Nahverkehr in Offenbach) an den Einsparpotenzialen für den Nahverkehrsplan 2022. Für die neue Kalkulation müssen unter anderem die gestiegenen Energiepreise hinzugezogen werden. Gleichzeitig hat der RMV seine Fahrpreise angehoben und will es auch kommendes Jahr tun. Damit hat die Stadt perspektivisch höhere Einnahmen.
„Wir können für 2022 so gut wie sicher davon ausgehen, dass es den Ausgleich von Bund und Land erneut geben wird. Das hat die neue Ampel-Koalition deutlich gesagt“, sagt Groß. Außerdem solle es vom Bund mehr Mittel für den ÖPNV geben. Da müsse man schauen, wie viel Geld bei den Kommunen ankomme. Deshalb sei noch unklar, wie viel die Stadt in den kommenden Jahren noch im ÖPNV einsparen muss. Fünf Millionen Euro jährlich müssen es allerdings nicht sein. Diese Summe hätte eingespart werden müssen, wenn der ÖPNV so weitergefahren wäre wie vor dem Sommer. „Wir schauen uns strukturell im Betrieb an, was wir da einsparen können“, sagt Groß. Sogenannte Hopper, also Anrufsammeltaxis, wie es sie im Kreis Offenbach gibt, kann sich die Stadträtin in einer Großstadt nicht vorstellen. Zum einen, weil sie eher in ländlichen Gegenden zum Einsatz kommen. Zum anderen, weil sie teuer seien. „Wir werden uns im Detail und unter Hochdruck alles anschauen und dann überlegen: Wie kriegen wir das beste Angebot hin“, verspricht Groß.