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Kolmer bleibt Mandatsträger

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Von: Annette Schlegl

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Die Anhänger von Jürgen Rogg hatten nach der Wahl am Sonntagabend allen Grund zum Lachen.
Die Anhänger von Jürgen Rogg hatten nach der Wahl am Sonntagabend allen Grund zum Lachen. © Monika Müller

Der unterlegene Bürgermeisterkandidat, Dietmar Kolmer (CDU), zieht im Kreistag ein. Die geringe Wahlbeteiligung ist das bestimmende Thema nach der Bürgermeisterwahl.

Dietmar Kolmer (CDU) wird weiter auf der politischen Bühne tanzen. Schon gleich nach seiner herben Wahlniederlage gegen Amtsinhaber Jürgen Rogg (parteilos) hat sich der Dietzenbacher Bürgermeisterkandidat wieder gefangen, gibt sich kämpferisch und fast ein bisschen trotzig. „Es geht jetzt im Kreis weiter“, verkündet er. Er werde ab 8. Juli im Kreistag sitzen, weil der Rödermärker Alexander Sturm wegziehe und er selbst dann als Nachrücker ins Spiel komme.

Für den Kreistagsposten habe er eine entsprechende Mitteilung bekommen, erklärt der ehemalige Erste Stadtrat, der seit 1. Juni Pensionär ist und nach seiner sonntäglichen Wahlniederlage eigentlich „arbeitslos“ wäre, der Frankfurter Rundschau. „Ich habe diese Anfrage angenommen“, sagt Kolmer. Er bleibe somit politischer Mandatsträger.

CDU werde ihn in Ruhe lassen

Dem Wahlsieger bleibt dagegen wenig Zeit zum Feiern und noch weniger Zeit, um sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Nach der Sonntagabend-Wahlparty war am gestrigen Montag bereits um 8.30 Uhr die Gesellschafterversammlung der Stadtwerke zu besuchen. Die barg reichlich Konfliktpotenzial, weil weitreichende personelle Entscheidungen zu treffen waren. Um was es dabei genau gehe, sei aufgrund der Komplexität erst am heutigen Dienstag zu erfahren, machte er gestern klar.

Er müsse jetzt erst mal alles sacken lassen, hatte Rogg direkt nach seinem Wahlsieg erklärt. Er sprach von „viel Aufregung“, die er im Vorfeld durchzustehen hatte. Dass ihm die CDU auch in Zukunft mit einer Fülle von Anfragen das Leben schwer machen wird, glaubt er nicht. „Die Partei wird sich schnell darauf besinnen, dass sie mich in Ruhe lassen und sich auf die Kommunalwahlen konzentrieren muss“, ist er sich sicher.

Die sehr geringe Wahlbeteiligung sehen beide Kontrahenten als schlimm an. Von 21 432 Wahlberechtigten machten lediglich 7536 ihr Kreuzchen. Es sei bedauerlich, dass man bei Direktwahlen so wenige Bürger an die Urne bekomme, äußert sich Rogg, sieht das aber nicht allein als Dietzenbacher Problem. „Für die Demokratie ist das kein gutes Zeichen“, sagt er. Es liege an der Politik, „irgendwie einen anderen Weg zu finden“.

Der Herausforderer Kolmer erkennt „kein klares Meinungsbild“. Es sei für jeden Bürgermeister schwierig, wenn er mit so einer niedrigen Wahlbeteiligung gewählt werde, sagt er und rechnet vor: 35,5 Prozent Wahlbeteiligung, davon 4767 Stimmen oder rund zwei Drittel für Rogg, 2552 Stimmen oder rund ein Drittel für ihn selbst. Das heiße, dass somit „nur 24 Prozent der Bevölkerung hinter Jürgen Rogg stehen“.

Geringe Wahlbeteiligung keine Überraschung

Kolmer wollte selbst für mehr Wahlbeteiligung sorgen. Im Rennen um den Bürgermeistersessel schrieb er Erstwähler an und verfasste Wahlbriefe an Senioren. Warum es für ihn und seine CDU trotzdem nicht gereicht hat, müsse er erst anhand der Zahlen analysieren, sagt er nach der Wahlschlappe. Und auch mit seiner Partei sei erst noch zu reden.

Landrat Oliver Quilling (CDU) verliert im Capitol des Bürgerhauses ebenfalls ein paar Worte zur Wahlbeteiligung. Für ihn sind die vielen Nichtwähler nicht verwunderlich, „wenn nur zwei Kandidaten da sind und dabei auch noch der Amtsinhaber antritt“. Aus CDU-Sicht sei das Ergebnis sicher enttäuschend, aber für den Amtsinhaber „eine klare Bestätigung“.

Dem neuen Ersten Stadtrat Dieter Lang (SPD) steht die Freude ins Gesicht geschrieben. Die Bürger hätten eine „zutiefst richtige Entscheidung getroffen und den kompetenteren Kandidaten gewählt“, sagt er. Die Wiederwahl von Rogg sei eine gute Entscheidung für die Stadt gewesen. Er freue sich, dass er mit Rogg weiter zusammenarbeiten könne.

„Die Bürgermeisterwahl ging 2:1 für Rogg aus“, witzelt der FDP-Vorsitzende Artus Rosenbusch. Er hat dem Wiedergewählten noch am Sonntagabend ein kleines Glückwunschplakat mit der Hoffnung auf eine faire Zusammenarbeit überreicht. „Kommunalpolitik ist schwerer geworden als früher“, steht da zu lesen. Aber die FDP vertraue Rogg. Man habe ihn zwar im Gegensatz zu 2009 dieses Mal nicht werblich unterstützt, sich aber intern für seine Wahl eingesetzt, weil er aus dem unternehmerischen Lager komme.

Rogg habe „überwiegend die gleichen Interessen“ wie die FDP – wenn man sich auch kürzlich geärgert habe über die Entscheidung, dass drei Fraktionen in nunmehr zwei Kommissionen nicht mehr vertreten sind. „Das hätte er als Bürgermeister verhindern können.“ Siehe Kommentar

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