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Kleingärten beliebt

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Die Wartelisten der Kleingärtenvereine sind voll: 40 bis 50 Offenbacher warten auf ihr kleines Stück Grün mitten in der Stadt.

Von Meike Hickmann

Kleingärten, in denen man eigenes Obst und Gemüse anbaut, werden immer beliebter.40 bis 50 Offenbacher warten auf ihr kleines Stück Grün mitten in der Stadt. Aber öfter frei werden sie dadurch noch lange nicht. „Wir haben ständig Bewerbungen, wissen aber gar nicht, wann mal wieder einer frei wird“, sagt Dieter Weppe, Vorsitzender des Offenbacher Kreisverbandes der Kleingärtner. Die meisten Kleingärten werden nur wegen hohen Alters, Krankheit oder Umzug abgegeben. „Da steckt man nicht drin, die Fluktuation ist eben niedrig“, sagt Weppe.

„Der Bedarf ist groß, weil das Grün aus den Städten verschwindet“, sagt Jens Walther, Vorsitzender des Kleingartenvereins (KGV) Marioth. Die Städte wachsen, jede Baulücke wird geschlossen. Auch das „Urban Gardening“- Projekt, wo Bürger Freiflächen am Main bepflanzt haben, muss im kommenden Jahr der Hafenbebauung weichen. „Es gibt so wenige Möglichkeiten für einen Flecken Grün und da ist es toll, so eine Oase zu haben wo man sich am Feierabend und Wochenende mal entspannen kann“, begründet er den großen Andrang. Auch bei ihm häufen sich die Anfragen, aber zurzeit ist kein Garten frei. Das komme nur so alle fünf bis sechs Jahre vor.

Auch im KGV Heylandsruhe sind momentan alle Gärten besetzt. „Es zeichnet sich gerade ein Wechsel ab“, vermutet Ulrich Krause, Vorsitzender des Vereins mit 30 Kleingärten. Es warten schon drei Leute auf einen Garten in dem Verein. Wer ihn dann bekommt, entscheidet neben der Wartezeit sein Bauchgefühl. „Ich verlange kein Führungszeugnis, aber einen geregelten Lebenslauf und einen Beruf sollte man haben“, sagt er.

„Der Kleingarten bildet das Leben in der Großstadt ab“, beobachtet Walther. Die Kleingärtner würden immer jünger und bunter; es seien nicht mehr nur Rentner. „Der Berufsalltag wird ja immer stressiger, immer muss man erreichbar sein“, sagt Walther. Deshalb kämen auch immer mehr junge Berufstätige, mit und ohne Kinder, die Erholung bei Gartenarbeit suchen.

Auch immer mehr Migranten zieht es ins Grüne. „So ein Gartenverein ist toll für die Integration“, sagt Walther. Bei 43 Gärten dicht nebeneinander sei man auf Harmonie angewiesen. „Da gibt es nur ab uns zu ein kleines Murren“, erzählt er. „Wir sind hier multikulturell“, sagt auch Rita Becker, Vorsitzende des KGV Bienenzucht-Schneckenberg. „Aber die Integration klappt hier super, die Leute sind einfach phantastisch“, schwärmt sie. Vielleicht hat der Kleingartenverein Schneckenberg auch deshalb besonders viel Andrang, die Warteliste liegt schon bei 10 Bewerbern für einen Garten. Letztes Jahr ist nur einer der 32 Gärten frei geworden, vielleicht dieses Jahr wieder einer.

Wer dann einen Kleingarten hat, muss sich an das Bundeskleingartengesetz halten, das vorschreibt, wie viel Obst und Gemüse angebaut werden muss und wie groß die Hütte sein darf. Jens Walther besucht dafür einmal im Jahr alle Gärten. „Aber wir laufen da nicht mit dem Maßband rum, wir wollen ja, dass die Leute hier Spaß haben“, sagt er. Wenn jemand wirklich gar nicht gärtnert, würde er immer mehrmals das Gespräch suchen, bevor er eine Mahnung schreibt.

Nach der dritten Mahnung kündigt Sirous Behnoud, Vorsitzender des KGV Feld- und Gartenbau, den Gartenbesitzern. Er verlangt sogar die Hälfte des Gartens für den Anbau, würde das aber auch nicht zu streng sehen. „Nur Streit, das wollen wir hier nicht“, sagt er. Im Verein Feld- und Gartenbau gibt es 50 bis 60 Gärten, bald ist vielleicht einer frei. Drei bis vier Leute stehen schon auf der Warteliste, Behnoud wird sie dann zum Gespräch einladen. Familien mit Kindern und Leute, die sich an der Vereinsarbeit beteiligen wollen, gehen dabei vor. „Wir wollen Kinder und junge Familien besonders unterstützen“, sagt er.

„Wir sind neben einem Neubaugebiet und das muss echt noch zusammenwachsen“, hofft Walther. Denn die dort Zugezogenen mit eigenen kleinen Gärten hätten nicht viel Verständnis für die Kleingärtner mit Grill und Rasenmäher nebenan. Obwohl Walther sie immer zu Gartenfesten einlädt, käme niemand. „Wenn ich in die Zukunft blicke, wird mir Angst um bange um die Kleingärten“, sagt Walther. Doch er will sich seine Gärten nicht zubauen lassen. „Wir behalten unsere Kleingärten.“

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