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Keine Angst vorm Tod

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Von: Danijel Majic

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Ernstes Thema, bunte Bilder: Shayan, Lukas, Neda, Alisha-Lane und Lara (von links) präsentieren ihre Werke.
Ernstes Thema, bunte Bilder: Shayan, Lukas, Neda, Alisha-Lane und Lara (von links) präsentieren ihre Werke. © Danijel Majic

Hospizhelfer der Johanniter sprechen mit Schülern über ein tabuisiertes Thema

Vor dem dritten Tag der Projektwoche, habe er dann doch ein bisschen Angst gehabt, sagt Shayan. Das Thema des Tages ist auch zum Angst machen, selbst wenn man älter ist als der neunjährige Schüler der Nieder-Rodener Gartenstadtschule. „Sterben und Tod“ lautet es. In gut lesbaren Lettern prangt das Motto über der Tafel im Klassenraum Mausklasse, eingerahmt von anderen Stichworten wie „Krankheit und Leid“ (Tag 2) oder „Vom Traurig-Sein“ (Tag 4). Fünf Tage lang beschäftigen sich die Drittklässler mit dem Leben an sich und seinem Ende.

„Hospiz macht Schule“ nennt sich das Projekt, das im dritten Jahr in Folge vom Offenbacher Regionalverband der Johanniter organisiert wird. Begleitet werden die Drittklässlern von Menschen, die einen Teil ihrer Zeit anderen Menschen gewidmet haben, die im Sterben liegen: ehrenamtliche Hospizhelfer. „Es geht uns darum, das Thema Tod und Sterben zu enttabuisieren“, sagt Winfried Schoßer, Pflegefachkraft bei den Johannitern und einer von fünf Projektleitern an der Gartenschule. „Den Dingen vor denen wir Angst haben, wird ein wenig die Angst genommen, wenn wir darüber sprechen.“

Shayan scheint das zu bestätigen. Der Mittwoch, vor dem er Angst hatte, hat sich für ihn im Nachhinein als interessantester Tag herausgestellt. Die Projektbegleiter nähern sich dem komplexen Thema des Wachsens und Vergehens auf verschiedensten Wegen. Durch Gespräche in der Großgruppe und die Arbeit in kleineren Einheiten. Mal sehr anschaulich, mal kreativ.

"Es ist gut, darüber zu reden"

Unter der Decke des Klassenraumes baumeln, an Wäscheleinen befestigt, Bilder, die die Acht- bis Neunjährigen im Laufe der vergangenen Tage gezeichnet haben. Schmetterlinge, als Symbole der Entwicklung und Transformation, sind oft vertreten, Regenbogenbilder, die das Paradies beziehungsweise den Himmel darstellen sollen, aber auch Grabsteine haben einige Kinder gezeichnet oder einen aufgebahrten Toten.

„Der Tod nimmt keine Rücksicht auf das Alter“, sagt Heike Griem, eine weitere Hospizhelferin. Tatsächlich mussten einige der Schüler bereits Erfahrungen mit dem Abschiednehmen machen. Alisha-Lane beispielsweise hat bereits zwei Beerdigungen mitgemacht. Die ihrer Uroma und eines Großvaters. Trotzdem fällt ihr Resumee überraschend positiv aus: „Das hier ist sehr spannend. Und es ist einfach gut, darüber zu reden.“

Auch das Fazit der Schulleitung nach drei Jahren ist sehr positiv. „Dadurch, dass die Kinder ganz viel theoretisch-praktisch arbeiten, können sie sich gut mit dem Thema auseinandersetzen“, sagt Schulleiterin Ariane Lerch. Zumal sie die ganze Zeit über begleitet werden.

Das schwierigste Thema, das Sterben, ist zeitlich in der Mitte der Woche verankert, damit sich die Kinder zum Wochenausklang wieder mit positiveren Dingen befassen. Der letzte Projekttag am heutigen Freitag, steht unter dem Motto „Trost und trösten“ und wird mit einem Elternfest begangen. „Eine Sache aber macht mich doch traurig“, sagt der neunjährige Lukas, „dass das alles schon bald vorbei ist.“

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