Der Kaffee des Bürgermeisters
Die Stadtverordnetenversammlung hat mehrheitlich beschlossen, dass Dietzenbach Interesse bekundet, den Titel Fair-Trade-Stadt anzustreben.
Wo der Kaffee, der im Rathaus gekocht und ausgeschenkt wird, herstammt, kann Bürgermeister Jürgen Rogg (parteilos) nicht sagen. „Da wir aus Spargründen auch kein Markenwasser haben, vermute ich, dass er aus dem Discounter stammt“, sagte er am Freitag auf Nachfrage der FR, „er schmeckt mir aber.“ Es kann jedoch gut sein, dass Rogg sich bald an einen neuen Geschmack gewöhnen muss: In der Stadtverordnetenversammlung wurde beschlossen, dass Dietzenbach Interesse bekundet, den Titel Fair-Trade-Stadt anzustreben.
Um den Titel zu erhalten, müssen unter anderem an mindestens einer Schule, einem Verein oder einer Kirchengemeinde Fair-Trade-Produkte vertrieben werden oder im Einzelhandel und Gaststätten angeboten werden. Auch bei allen Sitzungen des Magistrats und im Bürgermeisterbüro müsste dann Fair-Trade-Kaffee ausgeschenkt werden.
„Die Fair-Trade-Kampagne ist ein guter Werbeträger und diese kann Dietzenbach gut gebrauchen“, sagte René Bacher von den Grünen, die den Antrag einbrachten. Dass Dietzenbach ein besseres Image brauche, bestätigte auch Manuel Salomon von der CDU, hatte ansonsten aber starke Vorbehalte zur Kampagne. „Mit dem schlechten Gewissen lässt sich gut Geld verdienen“, sagte er, Studien hätten gezeigt, dass bei den Bauern allen Versprechungen zum Trotz jedoch nur wenig von dem Geld ankäme.
Das wollte Ulrike Alex von der SPD nicht so stehen lassen: „Fair-Trade hat einen guten Ruf“, sagte sie, aßerdem würden Kommunen, die der Kampagne folgen, als fortschrittlich gelten. Dass die Kritik teilweise berechtigt sei, räumte ihr Parteikollege Cengiz Hendek ein, doch würden auf jeden Fall die Menschen dadurch sensibilisiert, woher die Lebensmittel stammen. Salomons Gegenvorschlag, wenn es schon um den Kaffee im Rathaus ginge, diesen lieber aus Dietzenbachs Partnerstadt Masaya zu importieren, fand kein Gehör.
Am Ende stimmten SPD, Grüne, Dietzenbacher Liste und Linke dafür, dass die Stadt Interesse an Fair-Trade bekunden solle, CDU, FDP und Jens Hinrichsen von FW-UDS dagegen, WIR-Bürger für Dietzenbach enthielten sich.