Jugend forscht weiter

Mit diesem Schuljahr endet Ruthard Friedels Dienst an dem Neu-Isenburger Gymnasium, dem der promovierte Biologe mit seiner Chemie-AG in den vergangenen 33 Jahren zahllose Preise und Auszeichnungen beschert hat.
Heute feiert der Chemie- und Biologielehrer Ruthard Friedel seinen Abschied von der Goetheschule – der 65-Jährige tut das allerdings nur äußerst ungern. „Ich hätte gerne weitergemacht“, sagt er entschieden. Doch das Beispiel eines Frankfurter Lehrerkollegen, der den Renteneintritt gerne noch mal hinausgezögert hätte und vor Gericht gescheitert ist, hat ihn ernüchtert. „Aber verwunderlich ist das schon, dass man als deutscher Beamter nicht bis 66 arbeiten darf“, sagt er.
Mit diesem Schuljahr endet nun also Friedels Dienst an dem Neu-Isenburger Gymnasium, dem der promovierte Biologe mit seiner Chemie-AG in den vergangenen 33 Jahren zahllose Preise und Auszeichnungen beschert hat. Sechsmal waren Friedels Schüler allein bei „Jugend forscht“ bundesweit ganz vorne, dreimal erreichten sie sogar einen ersten Platz mit Forschungen über Viren, Abwasser und den programmierten Zelltod.
Schüler machen Karriere
Ehemalige Schüler seiner AG haben inzwischen Karriere in den Naturwissenschaften gemacht, sind heute selbst Professoren oder Fachärzte. Friedel ist stolz darauf, dass er zu vielen immer noch Kontakt hat. „Man darf den Unterricht nicht überbewerten“, sagt er. „Begabung und Engagement gehören auf jeden Fall dazu. Aber natürlich muss das gefördert werden.“
Er habe versucht, das besser zu machen als seine eigenen Lehrer. „Als ich 1969 in Amorbach Abitur machte, war der Unterricht schon noch autoritär. Da gab es nur Frontalunterricht und keine Arbeitsgemeinschaften oder ähnliches.“ Eine wissenschaftliche Karriere habe er aber nicht machen wollen, sagt er.
Auch in den 33 Jahren, in denen Friedel Lehrer in Neu-Isenburg war, hat sich einiges gewandelt. „Wenn man älter wird, ändert man sich ja sicherlich auch selbst“, sagt Friedel. „Da findet man zum Beispiel nicht mehr alle Schülerstreiche so lustig wie vor 30 Jahren.“ Er habe aber schon festgestellt, dass die Konzentrationsfähigkeit der Schüler abgenommen habe. Viele hätten heute auch viel weniger Zeit für die Schule als noch vor 30 Jahren. „Und manche denken, sie müssten nichts mehr lernen, weil alles im Internet steht.“
Friedel spricht von einem „Abgrund zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, der immer breiter wird“. Das sei ein bedauerlicher gesellschaftlicher Trend. Mit seiner Chemie-AG hat er versucht, da wenigstens ein bisschen gegenzusteuern.
So ganz geht Friedel der Goetheschule übrigens wohl nicht verloren. „So Gott will, bekomme ich einen Vertrag, damit ich die Chemie-AG auch im neuen Schuljahr noch einmal die Woche weiterführen kann“, erzählt er. Dazu würde er dann regelmäßig aus Heidelberg anreisen, wo er mit seiner Frau, einer Ärztin, lebt und auch studiert hat. „Sie hat mich auch fachlich immer bei den Projekten unterstützt“, sagt er. „Dafür bin ich ihr zu großem Dank verpflichtet.“