Immer im Einsatz

Neben rund 760 Bränden noch 744 Fehlalarme: In der Dietzenbacher Rettungsleitstelle klingelt rund 140 000-mal pro Jahr das Telefon. Doch in den wenigsten Fällen geht es wirklich um Leben und Tod.
Von Achim Ritz
Wenn in der zentralen Leitstelle des Kreises Offenbach im Dietzenbacher Gewerbegebiet das Telefon klingelt, rufen unter der Nummer 112 nicht immer nur Menschen an, die sich in großer Not befinden oder bei denen es um Leben und Tod geht. Manche Leute haben nach Darstellung von Frank Naujoks, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Kreis, hohe Ansprüche. Unter den jährlich rund 140 000 Telefonaten, die die Leitstelle aus den 13 Kommunen des Kreises erreichen, seien auch schon mal Notrufe, weil jemand einen Hexenschuss habe und möchte, dass sich sofort ein Arzt um ihn kümmere, sagt Naujoks und schüttelt den Kopf.
Für diese gesundheitlichen Probleme ist eigentlich der hausärztliche Notdienst zuständig. In solchen Fällen müssen nicht ein großer Rettungswagen und zusätzlich ein Notarzt im weiß-orangen Kombi mit Blaulicht über die Straßen rasen. Die Notarztwagen haben im Kreis drei Standorte und rücken rund um die Uhr von der Asklepios Klinik in Langen, von der Leitstelle in der Kreisstadt Dietzenbach (18 Stunden Bereitschaft) und vom Rasthof Weiskirchen an der A3 aus.
Welche Hebel nach einem Anruf in der Leitstelle in Bewegung gesetzt werden, entscheidet der Einsatzdisponent anhand eines Indikationskataloges. Im echten Notfall fahren der Rettungswagen und separat der Notarzt im sogenannte Rendevouz-Verfahren zu einem Menschen, der beispielsweise Kammerflimmern hat oder bei einen Unfall schwer verletzt wurde und eingeklemmt im demolierten Auto liegt.
Die Zahl der Einsätze der rund 100 Notärzte – viele arbeiten neben ihrem eigentlichen Job als Mediziner bei der Rettungsleitstelle – erhöht sich leicht. Im vergangenen Jahr mussten die Notärzte 6800-mal schnell raus, um zu helfen. Ähnlich ist die Tendenz bei den 31 Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Offenbach. Sie hatten bei 4400 Alarmierungen 2010 mehr zu tun als zuvor. Auch weil es im vergangenen Jahr neben den rund 760 Bränden noch 744 Fehlalarme gab.
Nach Auskunft von Kreisbrandinspektor Ralf Ackermann lag dies vor allem an den technischen Problemen der automatischen Brandmeldeanlagen in Firmen oder weil sich jemand fahrlässig unter einem Rauchmelder eine Zigarette angezündet hatte. In einigen Betrieben sei die Feuerwehr deshalb dazu übergegangen erst auszurücken, wenn zwei Rauchmelder einen Alarm auslösten, sagt der Feuerwehrchef mit gemischten Gefühlen.
Die Rettungs-Leitstelle in Dietzenbach gehört zum Gefahrenabwehr- und Gesundheitszentrum des Kreises. Dort sind neben dem Rettungsdienst auch der Brand- und Katastrophenschutz, die Gefahrgutüberwachung, die Gesundheitsaufsicht, die Suchtberatung, die Amtsärzte und der sozialpsychiatrische Dienst untergebracht. Insgesamt arbeiten rund 70 Fachleute wie etwa Architekten, Bauingenieure, Sozialpädagogen oder Schornsteinfeger unter einem Dach.
Zum Aufgabenspektrum gehören auch amtsärztliche Gutachten, etwa wenn es um Ansprüche von Arbeitnehmern nach Unfällen geht. 2010 mussten 600 Gutachten erstellt werden. Außerdem schaute sich der jugendärztliche Dienst des Gesundheitszentrums 3000 Kinder bei Einschulungsuntersuchungen an. Im Gesundheitsamt des Kreises werden auch Meldungen über übertragbare Krankheiten zusammengetragen, um Infektionsquellen zu identifizieren, zu isolieren und Ansteckungsgefahren zu vermeiden. 1100 Infektionsmeldungen liefen 2010 laut Kreis ein.
Rettungsleitstelle: 06074/3710781.