Große Mehrheit will Wiederwahl
Der parteilose Martin Burlon soll Erster Stadtrat bleiben
Den 16. Dezember 2009 dürften die Dreieicher Stadtverordneten immer noch nicht vergessen haben. Denn die Parlamentssitzung, in der ein neuer Erster Stadtrat gewählt werden sollte, war ungewöhnlich spannend. Im ersten Durchgang der geheimen Wahl lag noch der SPD-Kandidat mit 21 Stimmen vorne, drei Stimmen holte der FWG-Mann, und der von CDU und FDP vorgeschlagene parteilose Martin Burlon, Jurist und zu diesem Zeitpunkt beim Hauptzollamt im Hamburger Hafen arbeitend, kam auf 19.
Im zweiten Wahlgang hingegen reichte es schließlich doch knapp für Burlon – obwohl die FWG, Zünglein an der Waage, sich einige Tage vor der Wahl noch für den SPD-Kandidaten Matthias Bergmeier ausgesprochen hatte.
Tempi passati: Nun neigt sich Burlons erste Amtzeit schon dem Ende zu, und dieses Mal scheint eine Wiederwahl mit diesmal überwältigender Mehrheit schon beinahe beschlossene Sache zu sein. In der Stadtverordnetenversammlung am kommenden Dienstag beantragen CDU, SPD, Grüne und FDP gemeinsam die Wiederwahl Burlons in der Sitzung am 17. September.
Lob für Professionalität
Die SPD-Fraktion habe schon vor Monaten als erste Fraktion beschlossen, einen Wiederwahlantrag zu unterstützen, sagt Fraktionsvorsitzender Rainer Jakoby. CDU-Vorsitzender Hartmut Honka lobt besonders die Professionalität und den angenehmen Umgang. Roland Kreyscher von den Grünen kann sich die Spitze nicht verkneifen, dass seine Fraktion mit den Vorgängern Burlons „inhaltlich, vor allem aber bezüglich Kommunikation und Stil nun wirklich nicht verwöhnt“ gewesen sei. „Da hebt er sich wohltuend ab“, sagt Kreyscher. Auch Christel Fritzschner von der FWG sagt: „Ich kann nicht für meine Kollegen sprechen, aber meine Stimme hat Herr Burlon auf jeden Fall.“ Bei den Freien Wählern gebe es aber keinen Fraktionszwang. Und Natascha Bingenheimer (Linke) sagt kurz und knapp: „Ich wähle ihn auch.“
Bürgermeister Dieter Zimmer (SPD) und sein Erster Stadtrat sind ein gutes Team. Gerangel um Kompetenzen oder den besten Platz auf dem Presse-Foto sind hier nicht zu spüren – und das ist gar nicht so selbstverständlich. „Bei uns funktioniert das hervorragend“, sagt Burlon. In anderen Kommunen ist das Verhältnis zwischen Bürgermeister und Erstem Stadtrat längst nicht so harmonisch wie zurzeit in Dreieich.
„Mir macht es großen Spaß“
Ja, und was meint der so vielfach Gelobte selbst? „Bei der ersten Wahl war ich jung und mutig“, sagt Burlon, inzwischen 40, verschmitzt. „Jetzt habe ich mit meiner Frau mal Rückblick gehalten. Passen Beruf und Privates? Können wir uns das noch mal vorstellen? Das gilt ja wieder sechs Jahre! Aber der Job macht mir doch großen Spaß. Da bin ich gerne bereit, mich noch mal zur Verfügung zu stellen. Und eine so breite Rückendeckung, wie sie sich jetzt für die Wiederwahl andeutet, würde mich sehr freuen.“
Burlon kennt Dreieich gut und lange. Er ist hier aufgewachsen, hat 1994 sein Abitur auf der Ricarda-Huch-Schule gemacht und lange in Darmstadt gearbeitet. Hamburg, wo er vor seinem Amt als Erster Stadtrat tätig war, war da nur ein kurzes Intermezzo. „Trotzdem glauben viele Leute, ich würde aus Hamburg stammen“, sagt er lächelnd. „Es hat mir aber auch sehr gut dort gefallen.“
„Burlon sucht das Miteinander“, titelte die FR im Dezember 2009 nach der damals so knappen Wahl – wer Burlons erste Amtszeit verfolgt hat, wird bestätigen: Dieses Versprechen hat er eingelöst.