Endlich Platz für alle
Am Samstagnachmittag haben Erzieherinnen, Eltern, Mitarbeiter der Volkshochschule (VHS) und andere Interessierte das neue Familienzentrum im Rodgauer Stadtteil feierlich eingeweiht.
Von János Erkens
Für Michael Schüßler ist es ein glückliches Ende, für die Bürgerinnen und Bürger von Jügesheim ist es eher ein glücklicher Anfang: Am Samstagnachmittag haben Erzieherinnen, Eltern, Mitarbeiter der Volkshochschule (VHS) und andere Interessierte das neue Familienzentrum im Rodgauer Stadtteil feierlich eingeweiht. „Wir waren uns von Anfang an einig, dass wir mehr als eine Kindertagesstätte bauen wollten“, berichtet der Erste Stadtrat Michael Schüßler (FDP) von den Anfängen des Projekts im Jahr 2008. Einen „Begegnungs-, Bildungs- und Erfahrungsort für Familien“ wollte die Stadt schaffen, in dem Beratungen, Eltern-Cafés und Informationsveranstaltungen ebenso Platz finden wie Themenelternabende und VHS-Kurse.
Weil dafür ein „Schuhkarton mit Fenstern“ architektonisch zu anspruchslos gewesen wäre, wie Schüßler sagt, hatte die Stadt ihren ersten Architektenwettbewerb ausgeschrieben und den Auftrag schließlich an das Berliner Büro TMES Architekten vergeben. „Wir haben uns mit dem Entwurf an der kleinteiligen Bebauung der Umgebung orientiert“, sagt Doreen Ebert von TMES. Das Erdgeschoss des unauffälligen Gebäudes ist dabei für die insgesamt 36 Kinder der Kita 11 reserviert, die dort bis zum Alter von drei Jahren spielen, schlafen und essen können. Im Obergeschoss sind Verwaltungs- und VHS-Räume untergebracht.
Doch nachdem die Bauarbeiten im April 2013 begonnen hatten, wurde das Projekt im März vergangenen Jahres jäh zurückgeworfen. Ein Brand an der Baustelle verursachte einen Schaden, der höher war, als die Bauherren zunächst gehofft hatten: „Durch den Ruß waren größere Teile des Gebäudes beschädigt“, berichtet Ebert.
Interimslösung nötig
Für die Planer bedeutete das vor allem, dass sich die Bauarbeiten um zirka ein dreiviertel Jahr verlängerten und etwa der Sichtbeton im Inneren des Gebäudes letztendlich doch verputzt werden musste. Die Stadt musste ihrerseits eine Interimslösung suchen, um die bereits in der neuen Kita angemeldeten Kinder andernorts betreuen zu können.
Um so zufriedener gibt sich Schüßler, das Familienzentrum nun vollständig präsentieren zu können. Zur Ausstattung der drei Gruppenräume gehören Schlafräume mit mehreren Betten und Badezimmer, deren chromglänzende Armaturen auf die Größe ihrer sehr jungen Benutzer zugeschnitten sind. Davon abgesehen haben die Planer bei der Einrichtung allerdings auf Naturmaterialien gesetzt und sind mit Farben eher sparsam umgegangen. „Eine zu bunte Einrichtung würde die Kinder überreizen“, erklärt Natalie Fischer. Sie leitet die Kita 11, die Hauptnutzerin des Neubaus ist, darüber hinaus nutzen auch die Kita 7 und 10 das neue Familienzentrum. In jedem der drei Gruppenräume steht eine kleine hölzerne Spielhütte und auch das Spielzeug besteht aus Baumwolle und Holz. Außerdem steht in der zugehörigen Ton-Werkstatt ein weiteres Naturmaterial zur Verfügung, mit dem die Kleinen töpfern oder einfach herumexperimentieren können.
Viele kleine Gäste sind allerdings nicht zu dem Fest ins Familienzentrum gekommen, die Schminkwerkstatt und die Hüpfburg bleiben überwiegend leer. „Dafür ist es einfach zu heiß“, stellt Nicole Höfer fest, die das Familienzentrum koordiniert. „Dann müssen die Eltern eben allein die Häppchen essen.“ Das Catering beim Eröffnungsfest stammt von dem Caterer, der die Kita mit dem Mittagessen versorgt und passt in das Konzept der Einrichtung: Das Essen ist – wie das Spielzeug – frei von Farb- und Zusatzstoffen.