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Ende eines Erfolgsmodells

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Von: Annette Schlegl

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Das Projekt „Stark“ für Kinder aus suchtkranken Familien läuft aus. Grund: Es gibt kein Geld mehr. Jetzt werden Sponsoren gesucht, um das Erfolgsmodell fortführen zu können.

Binnen weniger Minuten werden in dem kleinen Raum im Dietzenbacher Europahaus Hoffnungen zunichte gemacht. Noch zu Beginn der Pressekonferenz hatte man den – wenn auch von vornherein wenig aussichtsreichen – Traum, das Projekt „Stark“ müsse nicht sterben. Doch dem Kreis-Sozialdezernenten Carsten Müller (SPD) sind die Hände gebunden: Das liebe Geld macht es für ihn unmöglich, das einzige Unterstützungs- und Beratungsangebot, das für Kinder und Jugendliche aus Suchtfamilien im Kreis Offenbach existiert, weiterleben zu lassen. Der Schutzschirm macht ihm und damit den Projektverantwortlichen einen Strich durch die Rechnung.

Noch klammern sich die Verantwortlichen der Aktionsgemeinschaft Soziale Arbeit – ein freier Träger der Jugendhilfe – an einen letzten Strohhalm: Wenn man Sponsoren finden könnte oder Stiftungen, die gut 30 000 Euro zur Verfügung stellen, um eine halbe Stelle zu finanzieren, könnte „Stark“ weiterlaufen. Wenn nicht, läuft die „Suchtprävention durch Trainings-Angebote zur Resilienzförderung von Kindern in suchtbelasteten Familien“, so der vollständige Name, im Kreis Offenbach zum 31. August aus – obwohl die Arbeit erfolgreich „und auch wichtig ist“, sind sich die Anwesenden einig.

Im September 2012 ermöglichten es Fördergelder der „Aktion Mensch“, „Stark“ auf den Weg zu bringen. Zwei Mitarbeiter teilten sich eineindrittel Stellen.

Projektleiterin Anja Lindner ist die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, als sie von erfolglosen Anfragen um finanzielle Unterstützung in den letzten Wochen berichtet, „bei einigen Stiftungen, bei der hessischen Landesregierung, bei der Bundesdrogenbeauftragten, bei einschlägigen Vereinen“. Was sie besonders frustriert: Von den beantragten 300 000 Euro sind erst 180 000 Euro aufgebraucht. „Der Rest kann nicht übertragen, der muss zurückgegeben werden.“

Es sei das Schicksal aller Projekte, dass sie nur auf eine bestimmte Zeit angelegt seien, erklärt Müller. Auch beim Kreis hätten schon einige erfolgreiche Projekte sterben müssen. „Vielleicht finden wir den einen oder anderen Ansatz für verlässliche Hilfsstrukturen, damit uns keiner verloren geht auf dem Weg“, sagt er.

Für die Verantwortlichen ist das ein schwacher Trost. Denn das, was sie erreicht haben, ist hart erarbeitet. In mühsamer Arbeit haben sie in den drei Jahren Netzwerke zu Schulsozialarbeitern, Kinderärzten, Entzugskliniken und zum Suchthilfezentrum Wildhof aufgebaut und Zugang zu Kindern von Suchtfamilien gefunden – obwohl diese Zielgruppe fast nicht erreichbar ist.

Sie sei „wütend“, erklärt die Schulsozialarbeiterin Bettina Schubert, die in engem Kontakt mit der Projektleiterin stand. „Weil etwas endet, was endlich auch mal was genutzt hat.“

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