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Offenbach ist Corona-Hotspot in Hessen – Das kommt auf die Stadt zu

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Von: Agnes Schönberger

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Offenbach ist Hessens Corona-Hotspot. In der Stadt sollen jetzt neue Maßnahmen ergriffen werden. © Boris Roessler / dpa / picture alliance

Offenbach hat die meisten Corona-Infektionen in Hessen. Der Krisenstab hat getagt und eine Strategie erarbeitet.

Offenbach - Offenbach ist zu Hessens Corona-Hotspot geworden. Trotzdem sprach sich der Krisenstab dagegen aus, die Stadt zum Risikogebiet zu erklären und Betriebe oder öffentliche Einrichtungen zu schließen. Das Leben in Offenbach kann also vorerst ohne drastische Einschränkungen weitergehen. Allerdings beschloss der Krisenrat mehr Kontrollen, um „Maskenverweigerer“ zu erreichen. Außerdem soll es ab sofort verpflichtende Tests für Rückkehrer aus Risikogebieten sowie ein Grill- und Picknickverbot auf öffentlichen Flächen geben.

Offenbach hat die nächste Eskalationsstufe in Hessen erreicht

Gemeinsamer Sport in Gruppen über zehn Personen ist nur noch kontaktlos und mit anderthalb Metern Abstand erlaubt. Bei städtischen Veranstaltungen und in Räumen der Stadt gilt wieder die Fünf-Quadratmeter-Regel. Diese Regelungen gelten vorerst für die nächsten zwei Wochen.

Die Stadt war in die Schlagzeilen geraten, nachdem die Warnstufe Drei des hessischen Eskalationskonzepts mit 35,6 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen erreicht worden war. Am Sonntag waren 65 Bürgerinnen und Bürger mit dem Virus infiziert, so viele zur gleichen Zeit wie nie zuvor. Ab 50 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner käme es zu weiteren Beschränkungen. Danach sieht es aktuell nicht aus; seit Sonntag wurde in Offenbach keine Neuinfektion gemeldet. Die Zahl der Infizierten sank auf 63.

Notfalls soll Offenbach dicht gemacht werden

Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD) hatte vor der Sitzung erklärt, die Stadt sei bereit, ohne zu zögern alles dichtzumachen, wenn es nötig sei. Aber man gehe auch mit Augenmaß vor, betonte er. Das Infektionsgeschehen lasse sich sehr gut zurückverfolgen. Nur bei sechs der 46 positiv Getesteten wisse man nicht, wo es zur Ansteckung gekommen sei.

Der OB appellierte er an alle Offenbacherinnen und Offenbacher, Kontakte zu anderen Menschen in den nächsten 14 Tagen möglichst zu vermeiden und nur das Notwendigste zu unternehmen. Grund für die neuen Ansteckungen waren vor allem Urlaubsrückkehrer aus den Risikogebieten Serbien, Kosovo und Albanien. Eine private Busfahrt zur Besichtigung einer Käsefabrik in den Niederlanden trug weiter zur Verschärfung der Situation bei.

In Offenbach werden Verstöße gegen die Corona-Maskenpflicht per Bußgeld geahndet

Wie Stadtsprecher Fabian El Cheikh mitteilte, hatten zwei Personen die Fahrt nach Holland erkrankt angetreten. Sie steckten während der Reise sechs weitere Leute an, die wiederum sieben Personen aus ihrem familiären Umfeld infizierten, die schon unter Quarantäne standen. Es handle sich also um ein klar eingegrenztes Infektionsgeschehen.

Bereits am Freitag hatte die Stadt auf die neuen Corona-Fälle reagiert und eine Informationskampagne in mehreren Sprachen für Reiserückkehrer angekündigt. Zudem sollten Ordnungsamt und Polizei das Gesundheitsamt bei der Verfolgung von Infektionsketten unterstützen. Verstöße gegen die Maskenpflicht werden sofort mit 50 Euro Bußgeld geahndet. Restaurants und Betriebe, die sich nicht an die Hygienevorgaben halten, müssen je nach Ausmaß mehrere tausend Euro zahlen.

Ist die Bevölkerungsstruktur der Grund für die hohe Zahl der Corona-Neuinfektionen in Offenbach?

Offenbach war zu Beginn der Pandemie mit sehr niedrigen Fallzahlen aufgefallen. Erklärt wurde dies mit der Sozialstruktur der armen Stadt. Die Menschen hätten halt kein Geld, um zum Skifahren nach Österreich oder Italien zu fahren, wo sich viele Urlauber infiziert hatten.

Der Anstieg der Corona-Neuinfektionen dürfte nun eher mit der Bevölkerungsstruktur zusammenhängen. In Offenbach leben Menschen aus 155 Nationen, zwei Drittel der Einwohner haben einen Migrationshintergrund. Viele machen Urlaub im Herkunftsland. Nach Auffassung von Stadtrat Paul-Gerhard Weiß (FDP) ist nicht der Urlaub das Problem, sondern wie man sich dort verhält.

In der Fußgängerzone von Offenbach bleibt man optimistisch

In der Offenbacher Fußgängerzone herrschte gestern reger Betrieb. Unsicherheit wegen eines drohenden Lockdowns war nicht zu bemerken. Etliche Passanten trugen eine Maske, vielleicht etwas mehr als noch vor kurzem. Lisa Schumacher, Inhaberin der Steinmetzschen Buchhandlung, sagte, sie sei positiv gestimmt und hoffe, dass es keine weiteren Schließungen gebe. Alles steht und fällt jetzt mit der Entwicklung der neuen Corona-Infektionen. Fünf Wochen sei der Buchladen zu gewesen. Doch jetzt laufe das Geschäft sehr gut.

Ähnlich äußerte sich Peter Krenzer von der Brasserie Beau d’eau am Wilhelmsplatz. Er gab zu bedenken, dass ohne den Besuch der Käsefabrik die Corona-Zahlen bei weitem nicht so hoch wären.

Ständige Diskussionen über die Maskenpflicht beklagte Matthias Wörner, der Vorsitzende des EOSC, der das Waldschwimmbad betreibt. Mitarbeiterinnen seien deshalb sogar angepöbelt worden. Er habe deshalb entschieden, den Sanitärtrakt zu schließen. Besuchern stehen jetzt nur mobile WCs und Kaltduschen zur Verfügung. (Von Agnes Schönberger)

Offenbach unternimmt Schritte gegen eine weitere Corona-Ausbreitung. Irritationen gibt es wegen kostenloser Tests, da in Hessen nicht die selben Regeln wie in anderen Bundesländern herrschen.

Neue Corona-Infektionen in Offenbach: Der Krisenstab hat beschlossen, Besuche in Altenheimen nur noch im Freien und in großen Räumen zu erlauben. Derweil wurde für mehrere Kita-Gruppen Quarantäne angeordnet.

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