Bietergefecht um Ladenzentrum

Die Forsthaus-Galerie im Neu-Isenburger Stadtteil Gravenbruch wird im zweiten Anlauf zwangsversteigert. Der Käufer hat nach eigenen Angaben noch keine konkreten Pläne für das Areal.
Die heruntergekommene Forsthaus-Galerie im Neu-Isenburger Stadtteil Gravenbruch hat einen neuen Eigentümer. Ein Unternehmer aus dem mittelhessischen Lollar, dem dort eine Firma für Metall- und Anlagenbau gehört, ersteigerte die Immobilie am Dreiherrnsteinplatz 14 bis 19 gestern Mittag vor dem Amtsgericht Offenbach nach einem spannenden Bietergefecht für 3 560 000 Euro. Er habe mit dem Areal noch keine konkreten Pläne, behauptete er nach der Versteigerung. Allerdings werde er die Gebäude auf jeden Fall bald sanieren und mit den Mietern reden. Der Kauf sei für ihn eine Kapitalanlage.
Vor allem mit einem Langener Unternehmer hatte sich der neue Besitzer ein heftiges Duell geliefert, bei dem offenbar heftig gepokert wurde. Grundlage für die Versteigerung war ein Gutachten aus dem Jahr 2010, das den Wert auf 5 080 000 Euro schätzte – damals war allerdings die Bausubstanz noch deutlich besser in Schuss und der Schlecker-Markt vermietet.
Sehr hohe Grundschuld
Auf dem Areal lastet eine Grundschuld von neun Millionen Euro, auf die die Deutsche Pfandbriefbank in München einen Anspruch erhebt. Die drei bisherigen Eigentümer leben in Mexiko und Israel, sie waren gestern nur durch einen Anwalt vertreten.
Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatten die Gläubiger versucht, die Immobilie loszuwerden; der erste Anlauf scheiterte allerdings an der Höhe der Gebote. Bei der damaligen Zwangsversteigerung hätte mindesten siebzig Prozent des Schätzpreises geboten werden müssen – das sind 3 556 000 Euro. Beim gestrigen zweiten Versuch hätten auch mindestens 50 Prozent genügt. Doch es kam dann gestern ganz anders.
Vor einem vollen Saal bekundeten drei Gruppen Interesse an der Immobilie. Nach einem schleppenden Anfangsgebot von 2 540 000, genau 50 Prozent des Verkehrswertes, boten drei Bieter in 10 000-Euro-Schrittchen. „Das ist ein Pokerspiel“, sagte einer von ihnen. Schließlich wurde die Auktion kurz unterbrochen, damit die Bieter mit dem Vertreter der Pfandbriefbank ein Gespräch im Nebenraum führen konnten.
Offenbar machte dieser aber klar, dass die Bank weiterhin auf 70 Prozent des im Gutachten ermittelten Wertes besteht. Der wurde schließlich sogar knapp überschritten. Kopfschütteln schließlich beim überbotenen Gegner über den rüden Satz des Siegers: „Sie können ja aus dem Fenster springen, es ist offen“, sagte der Lollarer Unternehmer. Der Gerichtssaal liegt im zweiten Stock. Ja, die Immobilienbranche gilt als rau.
Die Versteigerung sei ja „spannend wie ein Krimi“ gewesen, bemerkte ein Zuschauer. Neu-Isenburgs Bürgermeister Herbert Hunkel (parteilos), der mit Wirtschaftsförderin Andrea Quilling ebenfalls im Zuschauerraum saß, seufzte schließlich nur: „Jetzt hat wenigstens die Agonie ein Ende.“ Er werde versuchen, mit dem Käufer Kontakt aufzunehmen und mit ihm über dessen Pläne mit der Immobilie zu reden.