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Ansturm und Alarmbereitschaft

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Von: Danijel Majic

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Großer Andrang im Strandbad Rodgau.
Großer Andrang im Strandbad Rodgau. © Annette Schlegl

Besucherrekorde bedeuten für die Seen und Freibäder im Kreis Offenbach auch Probleme. Sie müssen einen höheren Sicherheitsaufwand betreiben - nicht nur, um Badegäste vor dem Ertrinken zu bewahren.

Der Sommer schreibt manchmal zynische Geschichten wie zum Beispiel diese: Erst am Sonntag hatte das Strandbad Rodgau im Ortsteil Nieder-Roden Grund zum Feiern. Schließlich wurde an diesem Tag der 7 000 000. Besucher seit Beginn des Badebetriebs gezählt. Eine stolze Zahl, die am Montag jedoch von einer traurigen Meldung in den Schatten gestellt wurde. Am selben Sonntag ereignete sich hier auch der erste tödliche Badeunfall des Sommers. Die genaue Ursache, die zum Tod eines 40-Jährigen führte, ist noch unbekannt.

Ein Zufall, der jedoch sinnbildlich für den bisherigen Verlauf der Badesaison in den Strand- und Freibädern im Kreis stehen könnte. Auf der einen Seite sorgt die anhaltende Hitze im wärmsten Juli seit Jahren für Besucherrekorde. Der Andrang bedeutet jedoch zugleich, dass die Bäder einen höheren Sicherheitsaufwand betreiben müssen. Nicht nur um Badeunfällen vorzubeugen, sondern auch um erhitzte Gemüter zu beruhigen. Denn wenn die Temperaturen steigen und der Platz auf den Liegewiesen eng wird, kommt es erfahrungsgemäß auch leichter zu Konflikten. Am ersten heißen Wochenende des Jahres musste etwa im Waldschwimmbad Rosenhöhe in Offenbach an einem Tag 35 Hausverbote ausgesprochen werden. Zwei Besuchergruppen waren aneinandergeraten.

„Es ist leider so, dass sich unser Personal nicht nur mit dem, was im Wasser passiert, beschäftigen muss“, sagt Thomas Dursun, der bei der Stadt Rodgau für das Nieder-Rodener Strandbad zuständig ist. Alkoholisierte Besucher, die alle Vorsicht fahren lassen, Jugendliche, die den Sandstrand mit dem Boxring verwechseln, und natürlich der Klassiker: Zaunkletterer. Der Besucherandrang am Strandbad bedeutet für die Betreiber auch einen höheren Sicherheitsaufwand.

Würde man davon ausgehen, dass der Aufwand proportional zur Besucherzahl wächst, müsste in Nieder-Roden dieses Jahr höchste Alarmbereitschaft herrschen. In der gesamten letzten Saison belief sich die Zahl der Badegäste auf 102 561. In dieser Saison wurde die Hunderttausender-Marke bereits geknackt – und dabei haben die Sommerferien noch gar nicht begonnen. Mit Ausnahme des Badeunfalls vom Wochenende sei das Rodgauer Strandbad jedoch bislang von größeren Zwischenfällen verschont geblieben, sagt Dursun.

Ähnlich fällt die Sicherheitsbilanz in Langen aus. Auch hier starb ein Badegast, ein 66-Jähriger, der für den Ironman trainierte. Die Todesursache ist noch unklar. Außerhalb des Wasser musste der Sicherheitsdienst nach Kenntnis des stellvertretenden Sachgebietsleiters Bäder-Hallenmanagement, Michael Krauß, bislang nur einmal eingreifen. Grund war ein Diebstahl. Ähnlich ruhig war es im Langener Freibad, wo bislang lediglich zwei Hausverbote erteilt wurden.

Beide Strandbäder setzen in Stoßzeiten auf Unterstützung von außerhalb. Bei Bedarf werden Helfer aktiviert, die von den Ortsverbänden der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gestellt werden. Am Langener Waldsee sind sie regelmäßig an Wochenenden und Feiertagen im Einsatz – und wenn sich mehr als 10 000 Besucher an dem Gewässer einfinden.

Dass sich die Sicherheitslage an den beiden Strandbädern vergleichsweise entspannt darstellt, mag auch mit ihrer Weitläufigkeit zusammenhängen. Wo sich die Menschen selbst bei starkem Andrang nicht übermäßig auf die Pelle rücken, lassen sich Konfrontationen leichter vermeiden. Deutlich weniger Platz steht in den Freibädern zur Verfügung. Wenn sich etwa im Waldschwimmbad Dietzenbach bei Temperaturen jenseits der 30 Grad bis zu 5500 Besucher drängen, ist der Raum knapp, die Nerven sind gespannt. „Wir hatten aber nur ein paar Hausverbote am Beginn der Saison“, sagt Susanne Silz, Leiterin des Schwimmbads. Dabei habe es sich um sechs etwas aufmüpfige Jugendliche gehandelt „Manche Menschen muss man erst einmal daran erinnern, dass es so etwas wie eine Hausordnung gibt.“

Ein ähnlich entspanntes Bild von der Lage zeichnet die Chefin des Dreieicher Parkschwimmbads, Dalila Kahl. Auch hier herrscht an besonders heißen Tagen großer Andrang. Bis zu 4000 Besucher müssen sich dann den beschränkten Platz auf Liegewiesen und in den Becken teilen. Die meisten Konflikte entstünden, wenn Schwimmer auch bei vollem Haus darauf bestünden, ungestört ihre Bahnen ziehen zu können, oder wenn sich im Kassenbereich trotz zusätzlichen Personals längere Warteschlangen bildeten. „Manchmal bekommt das Personal dann die schlechte Laune ab“, sagt Kahl. „Aber damit können wir umgehen. Wichtig ist, dass nichts ernstes passiert“.

Und zumindest in dieser Saison musste das Dreieicher Parkschwimmbad bislang noch nicht wie sein Offenbacher Pendant gleich massenhaft Hausverbote erteilen. Das einzige Hausverbot der Saison hatte einen fast schon klassischen Grund. Ein Mann wurde dabei erwischt, wie er versuchte, umsonst ins Schwimmbad zu gelangen – über den Zaun.

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