Nicht nur für Bedürftige

Caritas-Laden ist nun Secondhand-Geschäft / Neue Räume gesucht
BAD HOMBURG - Ich frage mich, ob sie noch da ist“, sagt Andrea Drümmer. „Sie“ ist eine graue Lederjacke, die am Morgen gespendet wurde. Nun ist es kurz vor Ladenschluss, und Drümmer ist gespannt, ob sie die Jacke gleich beim Gang durch den Caritas-Laden, dessen Koordinatorin sie seit acht Jahren ist, noch entdecken wird.
In dem Geschäft in der Doro-theenstraße 11 werden gebrauchte Kleidung, Schuhe, Küchenutensilien, Taschen, Schmuck und Spielsachen angeboten. Zielgruppe sind vorrangig bedürftige Menschen. Bedürftig ist laut Drümmer, wer Sozialleistungen bekommt oder wer eine körperliche, geistige oder seelische Hilfebedürftigkeit nachweisen kann. Zu den Kunden zählten viele Menschen mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende und Rentner. Der Laden wird vorrangig von Ehrenamtlichen betrieben. Rund 30 gehören zum Team. Andrea Drümmer ist die einzige Festangestellte. In jeder Schicht arbeiten fünf bis sechs Mitarbeiterinnen.
Andrea Drümmer läuft vorbei an dem Raum, in dem vor allem Kleidung und Kuscheltiere für Kinder gesammelt werden. Die Kleiderstapel sind zum Teil farblich sortiert. Auch Schwangerschaftshosen werden angeboten. An der Wand stehen viele bunte Gummistiefel in verschiedenen Kinderschuhgrößen. Weiter geht es vorbei an roten Cowboystiefeln und einem Ständer, an dem verschiedene, auch hochwertige, Taschen hängen.
Es gibt ausgefallene Stücke, aber auch einfache dunkle Mäntel und alltagstaugliche Hosen und Oberteile. Eine mehrstöckige Autorennbahn und der rosafarbene Turm von Rapunzel thronen auf einem Regal gegenüber der Kasse. An einem kleinen Schmuckbaum baumeln kleine und große Ohrringe. Und es gibt Kostüme für Kinder. Fastnacht naht, und auch mit wenig Geld sollen die Familien Kostüme kaufen können. „Die Sachen sind noch völlig in Ordnung“, sagt Drümmer und betont, dass die Spenden selbstverständlich auf Qualität geprüft werden, bevor sie in den Verkauf gehen. Die Bad Homburger spenden teilweise sehr hochwertige Dinge. „Das sind Stücke, die die Kinder neu gekauft bekamen, einmal trugen und aus denen sie im nächsten Jahr herausgewachsen sind.“
Passende Fläche für Erweiterung gesucht
Vieles sieht aus wie in jedem anderen Secondhandladen, und seit dem vergangenen April kann in dem Caritas-Laden auch jedermann einkaufen: „Wir haben das Konzept erweitert“, sagt Drümmer. Der Laden ist seither nicht mehr bloß für Bedürftige geöffnet, sondern soll als Secondhandladen betrachtet werden, von denen es in der Kurstadt, wie Drümmer feststellt, bislang nur zwei Stück gebe. Sie wünscht sich, dass gerade auch mit Blick auf Ressourcenschonung mehr Leute das Angebot nutzen. Schon seit Längerem plant der Laden eine Vergrößerung, doch nach wie vor werden noch passende neue Räumlichkeiten gesucht.
Drümmer geht weiter. Im nächsten Raum hängen Kleider, Sakkos für Männer und jede Menge Lederjacken. An der gegenüberliegenden Wand ist ein Schrank voller Teetassen, Gläser und Vasen. Und links neben der Umkleidekabine hängt sie: Die graue Lederjacke ist noch da. Drümmer scheint sie zu mögen. Sie hat auffällige Taschen und hebt sich auch preislich von den anderen Stücken ab: Sie kostet nämlich 30 Euro. Wintermäntel gibt es hingegen schon für 10 Euro, Stiefel für 7 Euro und Blazer für 8 Euro. Es gilt ein „Zwei-Preis-System“. Alle zahlen einen Grundpreis. Bedürftige aber, die eine Kundenkarte vorweisen können, bekommen immer 50 Prozent Rabatt.