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Neues Apotheken-Versandzentrum

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Projekt soll Ende Juli starten / Hochregale und 200 Meter lange Förderbänder

STEINBACH - Revolutionär, urban, schnell und grün“ - unter dieser Prämisse sieht Marc Schrott, Inhaber der Central-Apotheke, mit der er bereits seit Jahren konzeptionell ausgetretene Pfade bei der Versorgung der Bevölkerung mit Arznei verlässt, die „Medikamentenversorgung der Zukunft“. Das neue regionale Automatisierungskonzept „Apotheke prime“ im Gewerbegebiet „Im Gründchen“ geht seiner Vollendung entgegen. Es soll Ende Juli „ans Netz gehen“ und dann die Lieferfähigkeit von Medikamenten im Taunus und darüber hinaus sicherstellen.

Das Herzstück, das Hochregallager und die 200 Meter langen Förderbänder, laufen bereits im Probebetrieb, wovon sich am Mittwoch auch Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) überzeugen konnte. Rhein zeigte sich vom unternehmerischen Mut Schrotts, den er als Visionär und „Gesundheitsgaranten“ bezeichnete, beeindruckt. Mit dem Logistikzentrum gebe er die richtigen Antworten auf die Wirtschaftskrise und die Globalisierung, die gerade auf dem Pharmasektor wegen der Abhängigkeit von den Herstellern in Südostasien nicht nur Vorteile habe, sondern die Welt verwundbar mache.

Schrott sprach von der „Apotheke der Zukunft“, ausgerichtet auf die nächsten 30 bis 50 Jahre. Er wisse, dass er sich mit Zuversicht an ein Projekt eines automatisierten Versandzentrums für Pharmaprodukte heranwage, das er ohne Partner kaum würde stemmen können. Diese habe er in dem Gesundheitsdienstleister Noventi, dem Software-Anbieter Pulse und dem Logistikunternehmen Knapp gefunden. Zur Höhe der Investition wollte Schrott nichts sagen, zumal er auch nicht wisse, wie sich die Baukosten entwickeln.

DIE ZAHLEN

Das Pharma-Logistikzentrum steht auf einem 13 000 Quadratmeter großen Grundstück. Die Fläche ist das größte Baugrundstück, das je in Steinbach verkauft wurde. Die Nutzfläche liegt bei 17 000 Quadratmetern.

Das Hochregallager, das Plätze für 20 000 Pharma-Artikel vorhalten wird, wurde sechs Meter tief eingegraben und mit einer „aktiven Bodenplatte“, die im Winter Erdwärme puffert und im Sommer kühlt, versehen.

Der Energieversorgung des Mammutkomplexes dienen bis in eine Tiefe von rund 120 Meter reichende Geothermie-Bohrungen. Zum Energiemix beitragen werden Wärmepumpen und eine großflächige Photovoltaik-Fassade sowie PV-Anlagen auf den Dächern.

Die Lagerhaltung wird „chaotisch“ sein: Nur der Computer weiß, wo die gesuchten Artikel liegen, und sortiert sie beim Nachfüllen immer dort ein, wo Platz ist. Zur Sicherheit wird es zwei getrennte, redundante Rechner geben; bei einem Stromausfall hilft ein sofort einspringendes Notstromaggregat. as

Stadt als innovativer Wirtschaftsstandort

Eine „Hausnummer“ der zweistelligen Millionen-Investition ist beim geführten Rundgang mit Boris Rhein dann aber doch durchgesickert: Vorne stehen werde am Ende wohl eine „4“, so dass die „Apotheke Prime“ zu einem der teuersten je in Steinbach verwirklichten privatwirtschaftlichen Projekte werden dürfte. Marc Schrott betonte mehrfach, dass es immer Maßstab seines Handelns sein werde, „Apotheker zu bleiben“ und damit Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen. In früheren Jahrhunderten seien seine Branchenvorväter hoch angesehene „Pillendreher“ gewesen - damals schon als Vollsortimenter. In jüngerer Zeit und angesichts wachsender Globalisierung sei sein Berufsstand dann aber als „Marionetten der internationalen Pharmaindustrie“ und „Schubladenzieher“ weniger schmeichelhaft tituliert worden. Sein die regionale Versorgung mit Arznei sicherstellendes Projekt, in dem er keinen Verdrängungswettbewerb den Kollegen gegenüber sehe, sondern die Bekämpfung des globalen Internethandels aufnehme, könne so vielleicht das Bild des Apothekers in der Öffentlichkeit wieder zurechtrücken. Die Regionalität in der Versorgung liege ihm besonders am Herzen, dafür sorgten bereits jetzt 60 Auslieferungsfahrer, die mit 40 E-Autos unterwegs sein werden. Wenn alles fertig sei, würden sicher weitere 100 Fahrer gebraucht.

Er wisse zwar, dass er mit seinem Konzept derzeit der Erste ist, würde sich aber im Gesamtinteresse aller freuen, wenn sein Unternehmen zur Pilotanlage in Deutschland und der Welt würde. Bürgermeister Steffen Bonk (CDU) erinnerte daran, dass man in Steinbach vor 15 Jahren beim Bau der Central-Apotheke, der dritten in der Stadt, skeptisch war; auch der Verkauf des größten Gewerbegrundstücks an Marc Schrott habe anfangs nicht nur Befürworter gehabt.

Inzwischen habe sich aber der Glaube an die Visionen Schrotts in der Politik und in der Bevölkerung durchgesetzt, spätestens nachdem er das erste Corona-Testzentrum im Hochtaunuskreis an den Start gebracht habe, sagte Bonk. Wenn er nun Maßstäbe in der medizinischen Versorgung einer ganzen Region setze und dazu beitrage, dass „Hustensaft für Kinder“ nicht länger Mangelware bleibe, könne dies das Ansehen der Stadt als innovativer Wirtschaftsstandort nur fördern.

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