Neuer Missbrauchsverdacht gegen Priester

Ein Priester des Bistums Limburg soll einen minderjährigen Jungen zwischen 1986 und 1993 mehrfach missbraucht haben. Auch ehemals Verantwortliche geraten als mutmaßliche Mitwisser in Verdacht.
Ein möglicher neuer Fall von sexuellem Missbrauch erschüttert das Bistum Limburg. Als mutmaßliche Mitwisser geraten ehemals Verantwortliche des Bistums in den Blick. Darunter der langjährige Bischof Franz Kamphaus.
Wie das Bistum am Montag mitgeteilt hat, richtet sich der Verdacht gegen einen Priester aus dem Raum Marburg. Er soll in den Jahren 1986 bis 1993 einen minderjährigen Jungen mehrfach sexuell missbraucht haben. Der Geistliche war nach Angaben des Bistums mehrere Jahrzehnte in der Seelsorge tätig. Er befindet sich seit 2011 im Ruhestand und lebt inzwischen im nördlichen Bayern.
Von dort stammt auch die Anzeige gegen den Mann. Erstattet hat sie Ende Dezember das Erzbistum Bamberg. Das mögliche Opfer hatte sich kurz zuvor beim Missbrauchsbeauftragten des Erzbistums gemeldet und den Priester beschuldigt. Dieser soll dort gelegentlich Gottesdienstvertretungen übernommen haben. Den Ausschlag für den Kontakt mit dem Missbrauchsbeauftragen gab offenbar die Berichterstattung über die MHG-Studie zu sexuellem Missbrauch von Minderjährigen in der katholischen Kirche im Herbst vergangenen Jahres, die die Deutsche Bischofskonferenz in Auftrag gegeben hatte.
„Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst“, sagte ein Sprecher des Bistums Limburg auf Anfrage. Das Bistum habe einen unabhängigen Juristen damit beauftragt, den Vorgang zu untersuchen und die damals Verantwortlichen zu befragen. „Es geht unter anderem darum, zu klären, wer damals zuständig war und wer Verantwortung trug“, so der Sprecher. Das mögliche Opfer hatte beim Missbrauchsbeauftragten in Bamberg ausgesagt, die damals Verantwortlichen des Bistums hätten Kenntnisse über den Missbrauch gehabt.
Der vom Bistum beauftragte Jurist werde in nächster Zeit unter anderem den im Ruhestand lebenden Bischof Kamphaus zu den Vorkommnissen befragen. Der heute 86 Jahre alte Kamphaus war von 1977 bis 2009 Bischof von Limburg. Befragt würden auch der inzwischen emeritierte Weihbischof Gerhard Pieschl, der ehemalige Personaldezernent Helmut Wanka sowie weitere Personen.
Das Verfahren gegen den beschuldigten Priester wird bei der Staatsanwaltschaft Marburg geführt, wie deren Sprecher, Staatsanwalt Nicolai Wolf, bestätigte.
In der Personalakte des Beschuldigten, die in Limburg geführt wird, finde sich kein Hinweis auf sexuellen Missbrauch, heißt es in der Mitteilung des Bistums. Die Akten waren im Laufe der MHG-Studie auf solche Hinweise durchsucht worden. Der Bistumssprecher kündigte an, die Akten sollten nun nochmals von einer externen Kanzlei durchforstet werden. Im Erzbistum Bamberg gibt es nach Aussagen eines dortigen Sprechers keine Verdachtsfälle in Bezug auf den jetzt Beschuldigten.