Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim: Deutsche Bahn macht Ernst und drückt aufs Tempo

Drei Projektbeiräte, virtuelle Inforunden für Betroffene, erste Planfeststellung - die Bahn bringt ihre Neubaustrecke Frankfurt - Mannheim aufs Gleis.
Frankfurt am Main - Die Deutsche Bahn verstärkt in den kommenden Monaten den Austausch mit den Menschen der Region über ihre geplante Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim. Drei Projektbeiräte sollen im Juni ihre Arbeit aufnehmen – darunter einer, der sich um die bestehenden Strecken kümmert.
Geplant sind zudem „digitale Informationsveranstaltungen für Anwohner:innen an der Neubaustrecke“. Das wurde im jüngsten virtuellen Treffen des Beteiligungsforums bekannt.
Zugleich kündigte die Bahn einen entscheidenden Schritt zur Umsetzung des seit Jahrzehnten diskutierten Milliardenprojekts an: Während der Sommerferien will sie für den ersten Abschnitt zwischen Zeppelinheim und Darmstadt-Nord ihren Antrag für das Planfeststellungsverfahren einreichen.
Projektseite der Bahn
Die Deutsche Bahn informiert über die geplante Neubautrasse detailliert auf einer Projektseite. Auch die Präsentationen aus den Beteiligungsforen sind einsehbar.
Die beiden bestehenden Strecken durch das Ried und entlang der Bergstraße sind das große Nadelöhr im Bahnnetz. Zwischen Frankfurt und Mannheim treffen alle wichtigen Nord-Süd-Verbindungen im ICE-Netz zusammen – genauso wie der internationale Güterverkehr zwischen Nordsee, Rheintal, Gotthardtunnel und Mittelmeer. Auf den neuen Gleisen sollen tagsüber die ICE rollen, nachts dann Güterzüge.
Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim: Projektbeiräte bündeln regionale Interessen
In den regionalen Projektbeiräten werden Bahn, Politik, Initiativen und Verbände über die Pläne diskutieren. Münden soll das in einer Beschlussvorlage für den Deutschen Bundestag, der über die Forderungen und deren Finanzierung entscheidet. Festgezurrt waren solche Gremien bereits für den nördlichen Abschnitt (Zeppelinheim bis Gernsheim sowie die Rhein-Bahn) und den südlichen Teil der Neubaustrecke (Bensheim-Langwaden bis Mannheim-Waldhof).
Beschlossene Sache ist inzwischen darüber hinaus ein Beirat, der die Auswirkungen des künftig umorganisierten Zugverkehrs auf die Bestandsstrecken betrachtet. Das Bundesverkehrsministerium habe dem im März zugestimmt, berichtet die Bahn.
Aufgabe der Projektbeiräte wird sein, jene Forderungen zu bündeln, die über das gesetzliche Mindestmaß hinausgehen. Das betrifft vor allem den Lärmschutz. Es geht also an die Details – und nicht mehr ums große Ganze. Im Februar hatten Landräte und Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) noch eine komplette Neuplanung mit vier statt zwei Gleisen gefordert. Nur so werde man dem wachsenden Verkehr über das Jahr 2030 hinaus gerecht.
Der konkrete Verlauf der Strecke wird zwar in den Projektbeiräten noch einmal aufgerufen. Doch die Bahn macht klar, dass sie Änderungswünsche zur im November verkündeten Trasse zwar dokumentieren, aber nicht weiter untersuchen würde.
Auswirkungen der Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim auf die Bestandsstrecken
Mit der Neubaustrecke wird sich der Verkehr auf den bestehenden Gleisen zwischen Frankfurt und Mannheim verändern. Die Deutsche Bahn hat nun konkrete Prognosen vorgelegt. Das ist vor allem wichtig für den nächtlichen Güterverkehr.
- Riedbahn: Von 22 bis 6 Uhr rollt künftig ein Großteil der Güterwagen über die Neubaustrecke, etwa 130 Züge. Davon profitieren jene Menschen, die entlang der Riedbahn (über Biblis) leben. Dort soll die Zahl der Güterzüge von bisher 53 auf zwölf sinken.
- Main-Neckar-Bahn: Durch Darmstadt und entlang der Bergstraße gibt es mit 52 statt 57 nächtlichen Güterzügen kaum Entlastung. Die Wagen steuern in der Regel den großen Rangierbahnhof im Osten von Mannheim an.
- Rhein-Main-Bahn: Mit deutlichen Zuwächsen (von 69 auf 131 Zügen) ist gar zwischen Groß-Gerau und Darmstadt zu rechnen. Der Grund: Über diese Querverbindung der künftig drei Nord-Süd-Strecken verteilt sich der Verkehr, der über Mainz-Bischofsheim aus dem Rheintal kommt.
- Frankfurt: Weil in Darmstadt eine Anbindung aus östlicher Richtung auf die Neubaustrecke fehlt, könnte das mehr Güterverkehr für den Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen bedeuten.