Museum wird fit für die Zukunft

3000 Grafiken digitalisiert / Industrie-Historie künftig auch im Gotischen Haus
BAD HOMBURG - Auch wenn derzeit das Gotische Haus saniert wird und das Horex-Museum seit Weihnachten auch nicht regulär geöffnet hat, ist die Kurstadt nicht museumslos: Nach Anmeldung unter Telefon (0 61 72) 100-41 33 oder Mail an museum@bad-homburg.de werden Interessierte durchs Schau-Depot in der Horexstraße geführt. Langfristig will die Stadt den Standort Horex-Museum aus Kostengründen aufgeben. Der Mietvertrag läuft noch bis 2032.
Derzeit fungiert das Schau-Depot als „Scan-Depot“. Das Museumsteam erfasst mit einem besonderen ausgeliehenen Scanner rund 3000 Grafiken - das geht mit diesem Gerät kontaktlos und ohne UV-Licht, ohne Gefahr des Abriebs oder Kontakts mit Glasreiniger und ohne die Grafiken transportieren zu müssen.
Die Digitalisierung der Werke ist für das Museum wichtig, um von Wissenschaftlern „gesehen“ zu werden. „So können wir auch an Ausstellungen anderer Häuser teilnehmen und andere Sammlungen für künftige Ausstellungsideen nutzen“, so Museumsleiterin Dr. Ursula Grzechca-Mohr. Langfristig können die Daten zu Kontakten mit weiteren Sammlungen führen. Für die eigene Recherche können die Exponate vergrößert werden.
Ausstellungen sollen Geschichten erzählen
Die Museumsleiterin schätzt den Grafik-Bestand der städtischen Sammlung auf rund 20 000 Blätter. Darunter „wunderbare“ Grafiken von Landgräfin Eliza, die selbst malte. Eingescannt werden müssen aber nur etwa 3000 Stücke, da die anderen schon digital vorlägen. Die Zukunft des Bad Homburger Museums liegt allein im Gotischen Haus, das derzeit von Grund auf saniert wird. Dort wird aber nicht wie bisher ein Überblick über die komplexe Stadtgeschichte zu sehen sein, wie Grzechca-Mohr präzisiert. Sie hat schon eine genaue Vorstellung, wie die Räume - wenn sie denn einmal fertig sind - genutzt werden können. „Wir werden viele kleine Ausstellungen zu wechselnden Themen haben“, kündigt sie an.
Die Sammlung werde, immer nur in Teilen, „in verschiedenen Kontexten“ präsentiert - und nicht einfach nur gezeigt; um sie herum werden „Geschichten erzählt“. Auch zur Industriegeschichte, die eigentlich im Horex-Museum aufbereitet werden sollte. Was dort sieben Jahre lang gezeigt wurde, war meist geliehen. Und die beiden Motorräder, die der Stadt gehören - eine Vorkriegsmaschine und eine Horex Regina - werden wieder einen Platz im Gotischen Haus bekommen, wie früher. Wann alle 40 000 Objekte, die jetzt in Depots oder eng gehängt im Schau-Depot lagern, zurück ins Gotische Haus ziehen können, hängt davon ab, wie schnell dort die neu verputzten Wände trocknen. Denn Bau-Feuchte ist fatal für historische Exponate, wie die Museumsleiterin weiß: Schon in der Vergangenheit hätten die Exponate unter den nichtmusealen Bedingungen in dem Schlösschen gelitten.
Bau-Feuchte muss erst entweichen
„Wir haben zu 80 Prozent licht- und luftempfindlichen Stücke“, so Grzechca-Mohr. Hüte und Stoffe seien ausgeblichen. Wenn das Gebäude fertig ist - das soll Ende 2023 der Fall sein - müsse es ein weiteres Jahr zum Trocknen leer stehen. Lieber würde Grzechca-Mohr aber schon Anfang 2024 Museum und Café öffnen, eine Skulptur in die Halle stellen und die Besucher die noch leeren Räume erkunden lassen. Ein weiteres halbes bis Dreivierteljahr werde es dauern, bis das Klima vernünftig und die Luftfeuchtigkeit bei etwa 50 Prozent sei. „Dann können wir mit dem aufwendigen Rücktransport beginnen.“ Dann sollten die Licht- und Luftverhältnisse so sein, dass auch andere Museen ihre Stücke ausleihen mögen. Im Obergeschoss können die Räume abgedunkelt werden. Es wird klimatisierte Depots geben.
Allererste Themenwelt, so Grzechca-Mohr, werde 2025 die Gründung des Hauses an sich sein - die Grundsteinlegung vor genau 200 Jahren kann ja nun auf der Baustelle nicht gefeiert werden. Da kommen dann auch wieder die Grafiken von Eliza ins Spiel: „Sie war es ja wahrscheinlich, die die Pläne entworfen hat.“