Montessori zieht weiter gen Westen

Wetterau - Der Montessori-Campus in Friedrichsdorf zieht wieder um. Erst im Sommer 2021 war die Privatgrundschule mit privater Kita von Friedberg dort hingezogen. Rund eineinhalb Jahre später entscheidet die Leitung, sich noch weiter von der Wetterau zu entfernen - diesmal nach Schmitten in den Taunus. Bei einigen Eltern stößt das auf Unverständnis.
Sowohl der Montessori-Verwaltung als auch den Eltern der betreuten Kinder ist schon lange bewusst: Das private Kinderhaus und die Privatgrundschule in der Färberstraße in Friedrichsdorf war nur eine Übergangslösung für etwa ein Jahr. Von Friedberg war die Einrichtung dort hingezogen. Nun steht ein weiterer Umzug nach Schmitten im Taunus an, der seit Februar in vollem Gange ist. Der Besitzer des Gebäudes habe laut Montessori-Leitung Eigenbedarf angekündigt. Er verlängerte das Mietverhältnis aber um rund ein halbes Jahr noch bis zum 31. Januar 2023.
Der aktuellste Eintrag auf der Internetseite von Montessori Wetterau (vom 14. Juli 2021) verkündet aber noch andere Pläne. Als Verfasser des Eintrages wird Monti angegeben, das Maskottchen von Schule und Kita. Dort steht, dass nach dem Übergangsjahr in Friedrichsdorf der finale Standort in der Wetterau bezogen werden könne. Zur Überraschung der Eltern wurde es aber nun Schmitten im Taunus - also eben nicht in der Wetterau. Ein Blick auf die Karte verrät schnell, warum einige Eltern mit dem Standortwechsel ein Problem haben: Schmitten ist mehr als 20 Kilometer vom ehemaligen Standort in Friedrichsdorf und fast 30 Kilometer von Friedberg entfernt, wo - laut Montessori-Leitung - die meisten betroffenen Familien leben. Das würde für Hin- und Rückweg zusammen eine Fahrzeit von rund einer Stunde bedeuten.
DAS ENDE IN FRIEDBERG
Der Anfang vom Ende des Montessori-Campus in Friedberg hat im Februar 2020 begonnen: Der private Schulträger, die Montessori-Fördergemeinschaft Wetterau mit Sitz in Friedberg, stellte einen Insolvenzantrag. Die benachbarte Montessori-Sekundarschule ist übrigens von der Insolvenz nicht betroffen und besteht bis heute.
Während des Insolvenzverfahrens wurde um die Aufrechterhaltung des Schul- und Kita-Betriebs gerungen. Im Mai 2021 protestierten etwa Eltern in Friedberg auf der Straße für den Erhalt des Montessori-Standortes. Die Gebäude im Gewerbegebiet West wurden jedoch zum Verkauf angeboten. Es kam zu einer Einigung im Bieterverfahren um die Gebäude der insolventen Montessori-Fördergemeinschaft.
Im Mai 2022 erhielt die Stadt den Zuschlag. Sie baut nun den ehemaligen Campus mit Kinderhaus und Grundschule zur Kita um. Die Eröffnung könnte dieses Jahr stattfinden und 200 Betreuungsplätze schaffen. zy
Erst kurz vor Weihnachten des vergangenen Jahres habe die Verwaltung diese Entscheidung mitgeteilt, wie eine Mutter eines betroffenen Kindes mitteilte. Viel Zeit für die Suche nach Alternativen sei da nicht geblieben, wenn Familien nicht bereit waren, beim Umzug nach Schmitten mitzuziehen.
Mittlerweile sei aber Martha Schäfer (Name geändert) darüber hinweg, sauer zu sein. Ihr Kind sei sogar mittlerweile in einem anderen Montessori-Kinderhaus untergekommen. Sie schätze zwar das Montessori-Konzept und die Belegschaft, sei aber darüber enttäuscht, dass die Montessori-Leitung beschlossen habe, nach Schmitten umzuziehen. „Wir Eltern wurden sehr kurzfristig vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagte Schäfer, auch wenn ihr klar gewesen sei, dass die Zeit in Friedrichsdorf ablaufen würde. „Wir haben zwar einen Shuttleservice nach Schmitten von Montessori angeboten bekommen, für den wir täglich hätten zahlen müssen, allerdings bleibt die Strecke einfach zu weit.“ Neben den zusätzlichen Kosten von 15 Euro pro Tag und der langen Fahrtzeit sei da aber auch noch ein Risiko zu beachten: „Schmitten ist im Taunus. Gerade im Winter ist die Strecke nicht ungefährlich.“ Doch die Entscheidung der Leitung steht, und der Umzug ist in vollem Gange. Für ihr Kind sei aber ein Platz in Schmitten reserviert worden, teilte Schäfer mit. Sie lehnte das Angebot schließlich ab.
Laut eigenen Angaben habe die Montessori-Leitung einige „üble Nachrichten“ von Eltern erhalten. Dennoch seien auch rund 30 Kinder und mehr als die Hälfte der Mitarbeiter in Schmitten wieder dabei. Hier seien auch Fahrgemeinschaften zum neuen Standort gegründet worden. Grundsätzlich verstehe die Verwaltung den Unmut der Eltern. Sie habe sich aber auch bemüht, so früh wie möglich über einen Umzug zu informieren. Zudem habe keine Alternative zu Schmitten gefunden werden können. Bei der Einrichtung in Friedrichsdorf sei Platz für bis zu 50 Grundschul- und rund 60 Kita-Kinder gewesen. Über eines sind sich Eltern und die Montessori-Leitung einig: Es fehlt derzeit an Kita-Plätzen in der Wetterau. Die städtische Kita auf dem ehemaligen Montessori-Campus in Friedberg mit Platz für etwa 200 Kinder lässt noch auf sich warten. Die Montessori-Leitung bemühe sich, ein weiteres Kinderhaus in der Wetterau zu eröffnen. Konkrete Pläne gebe es aber nicht.