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Menschen flüchten vor Sturm

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Mit einem Radlader sind Mitglieder des Technischen Hilfswerks am Samstag im Einsatz und räumen die Zufahrt zum Herzberg frei. Privat
Mit einem Radlader sind Mitglieder des Technischen Hilfswerks am Samstag im Einsatz und räumen die Zufahrt zum Herzberg frei. Privat © Privat

Umstürzender Baum zerstört Auto im Wald auf dem Herzberg

HOCHTAUNUS - Dramatische Stunden haben sieben Ausflügler am Freitagabend auf dem Herzberg erlebt. Sie wurden vom Sturm überrascht, ein entwurzelter Baum stürzte auf eines ihrer Autos. Die Menschen flüchteten in den Berggasthof auf dem Gipfel und alarmierten die Leitstelle, berichtet der Bad Homburger Stadtbrandinspektor Daniel Guischard. Glücklicherweise wurde niemand verletzt.

Ein weiterer glücklicher Zufall: Am Freitagabend hatte die Freiwillige Feuerwehr Dornholzhausen ihre Jahreshauptversammlung im Feuerwehrhaus, Beginn 20 Uhr. „Um 20.36 Uhr ging der Alarm ein“, so Guischard weiter. Sofort eilten alle verfügbaren Einsatzkräfte in Richtung Herzberg und versuchten, schnellstens zur Unglücksstelle zu gelangen. Zu diesem Zeitpunkt musste noch davon ausgegangen werden, dass Menschen in Gefahr waren.

Doch der Weg zur Einsatzstelle war versperrt. „Überall lagen umgestürzte Bäume“, berichtet Guischard. „Und im Wald herrschte ein infernalischer Krach. Brechendes Holz knackte, immer wieder fielen Bäume um. Überdies war es stockfinster.“ Die Feuerwehrleute, die in fieberhafter Eile begonnen hatten, den Weg mit Motorkettensägen freizuschneiden, gerieten selbst in Gefahr. „Vor und hinter ihnen fielen Bäume auf die Straße.“ Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis einer der Retter oder das Feuerwehrauto von einem Baum getroffen worden wären. „So brachten sich die Kameraden zuerst selbst in Sicherheit, dann rückte ein Fußtrupp zu dem verunglückten Auto vor. „Glücklicherweise war dort niemand zu Schaden gekommen. Und die Ausflüglergruppe war im Berggasthof in Sicherheit“, so Guischard.

Normalerweise hätten die Leute nun einfach warten können, bis die Gefahr vorüber gewesen wäre. „Aber einer der Ausflügler hatte eine Lungenerkrankung und war, zur Atem-Unterstützung, auf ein tragbares Sauerstoffgerät angewiesen. Und der Sauerstoffvorrat und der Ladezustand des Akkus verringerten sich zusehends“, berichtet Guischard. So suchten Feuerwehrleute gemeinsam mit der Bergwacht eine Möglichkeit, abseits der blockierten Wege nach oben zu gelangen. Das Vorhaben glückte. „Der Patient wurde dann oben im Berggasthof versorgt und stabilisiert und anschließend nach unten begleitet. Glücklicherweise brauchte er nicht ins Krankenhaus.“

Die sechs anderen Ausflügler unterdessen mussten im Berggasthof übernachten. „Der Wirt hat sich hervorragend um die Leute gekümmert. Sie haben dort auf den Bänken geschlafen“, berichtet Guischard. In der Nacht beruhigte sich der Sturm, und am Samstagmorgen machten sich die gestrandeten Ausflügler zu Fuß auf den Weg bergab. An der Saalburg wurden sie von der Feuerwehr in Empfang genommen, die sie schließlich nach Hause brachte. Denn ihre Autos hatten die Leute auf dem Berg lassen müssen.

Inzwischen war auch das Technische Hilfswerk mit zwei Bergungsgruppen und einem großen Radlader angerückt, so Guischard weiter. Fünf Stunden brauchten die Helfer, bis die Herzberg-Zufahrt wieder frei geräumt und das von dem Baum zerstörte Auto aus dem Wald geholt war.

Wenn das Holz knackt, besteht Lebensgefahr

„Bei einer Sturmwarnung dieser Ausprägung besteht Lebensgefahr“, betont Guischard. Wer im Wald sei und merke, dass das Holz im Wind knacke und breche, der müsse sich schleunigst in Sicherheit bringen. Durch die schon älteren Schäden und die damit verbundene Erosion sei die Gefahr, dass Bäume umstürzten, noch größer geworden. „Daher haben wir mehrere Warnmeldungen abgesetzt.“ Auch am Morgen nach einem Sturm könne es im Wald noch sehr gefährlich sein.

Die Gefahr am Freitagabend sei in Wesentlichen auf den Höhenzug begrenzt gewesen. Autofahrer wurden aufgefordert, das Feldberggebiet weiträumig zu umfahren. Eine weitere Einsatzstelle war die Obeliskenschneise. Dort, in der Nähe des Forellenguts, war ein Baum umgestürzt. Ein weiterer Baum blockierte die Kreuzallee an der Zufahrt zum Sportplatz Oberstedten. An der Karlsbrücke nahe der Saalburgchaussee musste die Feuerwehr ebenfalls einen umgestürzten Baum beseitigen. Auch die Oberurseler Feuerwehr musste am Freitag zwischen 20.30 und 23 Uhr Bäume von Straßen und Wegen räumen. „Wir hatten sechs Einsätze, vor allem zwischen Hohemark und Sandplacken“, berichtet der stellvertretende Stadtbrandinspektor Oberursels, Andreas Ruhs. „Wir haben dann veranlasst, dass die Straße in Richtung Sandplacken gesperrt wurde.“ Gesperrt waren zudem die Landstraßen zwischen Sandplacken und Oberreifenberg, zwischen „Rotem Kreuz“ und Bundesstraße 8 sowie die Kreisstraße zwischen Gemünden und Emmershausen. Zeitweise gesperrt waren laut Polizei die Straße durchs Köpperner Tal und die Weilstraße bei Weilrod-Winden.

Im Bad Homburger Stadtgebiet kontrollierten Bauhofmitarbeiter die Straßen und sammelten herabgefallene Äste, Leuchtreklamen und Schilder ein. In Oberursel wurde unter anderem ein Leitungsträger umgeworfen, so dass das Stromkabel auf der Straße lag und der Stromversorger alarmiert werden musste.

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