Die meisten Beißattacken durch Schäferhunde

Pro Jahr werden über 300 Menschen in Hessen von Hunden verletzt - meistens nicht von Tieren, die als gefährlich eingestuft sind. Das führt zu politischen Forderungen.
Die gute Nachricht zuerst: In Hessen gab es weder 2016 noch 2017 tödliche Beißattacken von Hunden.
Doch dann folgt die schlechte Nachricht: Weiterhin werden viele Menschen durch Vierbeiner verletzt. Das geht aus der Beißstatistik des Innenministeriums hervor, die Minister Peter Beuth (CDU) jetzt auf eine Anfrage der Linken veröffentlichte.
Danach trugen 14 Menschen im Jahr 2016 und sogar 18 Menschen 2017 schwere Verletzungen nach Hundebissen davon. Insgesamt wurden jeweils rund 300 Menschen pro Jahr verletzt. 2016 waren es genau 297 Personen gewesen, im Jahr danach 309.
Die Statistik zeigt auch auf, wie viele Hunde sich gegenseitig verletzten und töteten. 2016 wurden demnach 36 Vierbeiner durch Artgenossen zu Tode gebissen, im Jahr 2017 waren es 26. In einigen Fällen wurde die Tötung von gefährlichen Tieren angeordnet, weil sie einen Menschen ernstlich verletzt hatten. Das betraf nach Beuths Angaben vier Hunde im Jahr 2016 und zwei Tiere im Jahr 2017.
Besonders viele Verletzungen von Menschen und von Hunden werden durch Schäferhunde verursacht. Sie führen die Liste mit weitem Abstand an. Die sogenannten Listenhunde, die nach der hessischen Verordnung als gefährliche Hunde gelten, spielen dagegen nur eine geringe Rolle. Im Jahr 2016 wurden gut zwölf Prozent der Vorfälle von Listenhunden wie dem Rottweiler oder dem American Staffordshire Terrier verursacht, im Jahr 2017 sogar nur gut acht Prozent.
Für Listenhunde ist in Hessen eine sogenannte Wesensprüfung vorgeschrieben. Halter müssen sie bei den Behörden ablegen, eine Haftpflichtversicherung für die Tiere abschließen und sie mit einem Chip kennzeichnen. Für Halter anderer Hunderassen, auch von Schäferhunden, gelten solche Verpflichtungen nicht. Allerdings wurden die Kommunen mit einem Gesetz, das im Juni vom Landtag verabschiedet wurde, ermächtigt, derartige Regelungen für ihren jeweiligen Ort zu treffen.
Die Linken-Abgeordnete Gabi Faulhaber nannte es „verantwortungslos“, dass die Landesregierung Hundehalter nicht grundsätzlich zum Nachweis ihrer Sachkunde verpflichte, unabhängig davon, welche Hunde sie besäßen. Mit der „völlig unwissenschaftlichen Rasseliste“ schütze sie „nicht wirksam vor Beißvorfällen“, fügte Faulhaber hinzu.
Die Tierschutzorganisation Tasso hieb in die gleiche Kerbe. Mit der Rasseliste werde „eine Scheinsicherheit vorgegaukelt, denn die Gefährlichkeit eines Hundes lässt sich nicht durch seine Rassezugehörigkeit begründen“, sagte Mike Ruckelshaus von Tasso.