Eltern halten nichts von Betreuungsplänen
Proteste gegen Vorhaben der Kommunalpolitik
Sulzbach - Derzeit ist die Gemeinde Sulzbach für die Betreuungseinrichtungen für Kinder im Grundschulalter zuständig. Dies soll sich ändern. Es liegt eine Vorlage auf dem Tisch, nach der die Gemeindevertretung am Donnerstag dieser Woche beschließen soll, die Trägerschaft der Betreuungseinrichtungen für Schulkinder mit einer Verwaltungsvereinbarung an den Main-Taunus-Kreis zu übertragen. Ein Vorgang, den es in vielen anderen MTK-Kommunen bereits gab oder noch gibt.
Während die Sulzbacher Kommunalpolitiker in der ausgehandelten Vereinbarung viele Vorteile für Sulzbach sehen, sind die betroffenen Eltern anderer Meinung. Sie sprechen von gewaltigen Gebührenerhöhungen und gehen deshalb auf die Barrikaden. Dies brachten sie in der gemeinsamen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses und des Sozial-, Umwelt- und Kulturausschusses demonstrativ zum Ausdruck.
72 Eltern und ein Baby kamen in den Saal des Bürgerhauses am Platz an der Linde. Immer wieder wurden Stühle für diese außergewöhnlich große Zuhörerkulisse herbeigeschafft. Einige mussten dennoch mit Stehplätzen vorlieb nehmen.
Trotz der Ermahnungen des Sitzungsleiters Dieter Geiß (CDU) von Beifallsbekundungen abzusehen, gab es immer wieder Missfallensäußerungen und Applaus. Applaus besonders, als dem Vorsitzenden des Gesamt-Elternbeirats, Timothy Davies, ausnahmsweise Rederecht eingeräumt wurde, um die Sichtweise der betroffenen Eltern zu schildern.
Davies sprach von massiven Gebührenerhöhungen nach der Übertragung an den Kreis in einigen Modulen. Manche Eltern müssten sogar das Doppelte zahlen. Er fragte „warum, wieso, weshalb?“ Und er warnte davor, die Sache übers Knie zu brechen.
Der Gesamtelternbeirat fordert unter anderem eine Übernahme der beiden Horte und der Schulkinderbetreuung durch den Kreis frühestens ab 2024/25 durch den Kreis. Zudem eine jährliche Erhöhung der Gebühren (Schul- und Ferienzeit) von maximal zehn Prozent bis zum Erreichen der anvisierten Kreis-Gebühren und nicht darüber hinaus.
Bürgermeister Elmar Bociek (CDU) und etliche Parlamentarier plädieren derweil für einen raschen Beschluss der aus ihrer Sicht für Sulzbach günstigen Verwaltungsvereinbarung, damit die Gemeinde bis zum 1. August dieses Jahres auf den Zug aufspringen kann. Wenn das nicht gelingt - so die Befürchtung - hängt Sulzbach zurück und muss schlechtere Bedingungen in Kauf nehmen.
Der Vorsitzende der Gemeindevertretung Matthias Brandt (CDU) erinnerte an eine Bemerkung des früheren Sulzbacher Bürgermeisters und späteren Landrat Berthold Gall: „Wenn es Brei regnet, muss man den Löffel raushalten.“ Bürgermeister Bociek hielt dem Sprecher des Gesamtelternbeirats entgegen, er argumentiere mit „extremen Zahlen“. Es gebe auch Eltern, die weniger bezahlen müssten als bisher: „Mir geht es um eine Solidarität der Elternschaft.“