Wohnraum oder Wiederaufbau der Burg?
Parlament beschließt Vorkaufsrecht für Moos-Grundstück / Unternehmen schließt Ende April
Schwalbach - Mehrfach war die Rede von einem „Mega-Projekt“ und einer „historischen Chance“ für die Stadt Schwalbach: Die Geschäftsaufgabe des Baustoffhandels Moos nach 125-jähriger Firmentradition und der damit verbundene Verkauf des 10 300 Quadratmeter großen Grundstücks an der Burgstraße war eines der großen Themen in der jüngsten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung. Dabei haben die Parlamentarier eine Satzung für das so genannte besondere Vorkaufsrecht im „Alten Ortskern“ Schwalbachs beschlossen.
Der räumliche Geltungsbereich liegt laut Satzungsbeschluss zwischen der Burg- und der Hauptstraße. Das Gebiet werde durch den Waldbach und teilweise auch durch den Sauerbornsbach begrenzt, heißt es. Dort soll laut Magistratsvorlage neuer, bezahlbarer Wohnraum für Menschen mit mittleren Einkommen entstehen. Zudem seien Wohnraum für Senioren sowie Betreuungsplätze für Kinder und Senioren angedacht, heißt es.
Eine weitere Vorlage des Magistrats, nach der die Stadtverwaltung der Familie Moos wie berichtet ein Kaufangebot für das Grundstück in Höhe von rund 6,9 Millionen Euro machen wollte, haben die Koalitionsparteien SPD und CDU wie erwartet abgelehnt. Die Fraktionen von FDP & Freie Bürger und der Grünen haben der Vorlage hingegen zugestimmt.
Der Vorstoß der Liberalen, durch die Geschäftsaufgabe des Baustoffhandels auf dem Grundstück die benachbarte Feuerwehr zu erweitern statt sie, wie aktuell geplant, auf das Gelände des städtischen Bauhofs umsiedeln zu lassen, ist unterdessen vom Tisch. Für dieses Vorhaben fand sich keine Mehrheit im Parlament.
Beschlossen hat die Koalition stattdessen ihren eigenen Antrag zur künftigen Gestaltung des Moos-Geländes. Dieser sieht im Kern, wie berichtet, den Wiederaufbau der Schwalbacher Burg vor, die vor mehr als 70 Jahren abgerissen worden ist. „Idealerweise mit öffentlich nutzbaren Räumen zum Beispiel für Ausstellungen, Veranstaltungen und auch private Feierlichkeiten“, heißt es in dem Antrag, der mehrheitlich beschlossen wurde. Außerdem sehen die SPD und die CDU dort „öffentliche Begegnungsräume rund um die Burg“.
Für ihre Pläne erntete die Koalition allerdings viel Kritik von den beiden Oppositionsparteien der Grünen und der FDP & Freien Bürger. „Als ich das gelesen habe, dachte ich, es sei ein Scherz“, sagte etwa Grünen-Fraktionsvorsitzende Barbara Blaschek-Bernhardt. „Wir sind doch nicht in Disneyland.“ Ihre Fraktion sprach sich vielmehr für die Schaffung von Wohnraum aus statt für einen lebendigen Ortskern, den die SPD und CDU sehen. „Wir haben in Schwalbach schon zwei Ortskerne. Das sollte doch reichen“, befand auch ihr Parteikollege Thomas Nordmeyer.
Der ganzen Debatte vorangegangen war, dass die Familie Moos die Aufgabe ihres Baustoffhandels bekanntgegeben und angekündigt hatte, das Grundstück verkaufen zu wollen. Wie berichtet, zum einen aus Altersgründen, und ein weiterer Grund sei der Mangel an Fachpersonal, da der Betrieb von einer Rentenwelle betroffen war und ist. Entgegen früherer Berichte wird die Familie Moos ihren Betrieb allerdings nicht erst zum Jahresende aufgeben, sondern bereits Ende April.