Corona war ihre größte Herausforderung

Anke Kracke blickt auf 25 Jahre als Geschäftsführerin beim Kulturkreis zurück
Schwalbach - Ich habe immer gesagt: Ich mache so lange Kultur, bis man es mir verbietet“, erklärt Anke Kracke. Dieses Versprechen hat sie auch eingehalten - und zwar während der langen Zeit des Corona-Lockdowns. „Als wir so gut wie keine Veranstaltungen durchführen durften“, sagt sie. Seit genau 25 Jahren ist Kracke Geschäftsführerin der Schwalbacher Kulturkreis GmbH, und die Pandemie war in dieser Zeit ihre wohl größte Herausforderung. Doch die hat sie meistern können - nicht zuletzt durch die tatkräftige Unterstützung ihrer zwei Mitarbeiterinnen und der zahlreichen Ehrenamtlichen, die sich für die Schwalbacher Kulturvielfalt einsetzen.
„Wir haben alles, was machbar war, als Online-Veranstaltungen angeboten“, erinnert sich Kracke. So habe sie im Jahr 2021 trotz des monatelangen harten Lockdowns ganze 88 Konzerte, Lesungen und Co. auf die Beine gestellt. „Normalerweise führen wir pro Jahr 110 durch“, sagt die 56-Jährige. In 25 Jahren kommt Kracke damit auf mehr als 2700 Veranstaltungen, die sie geplant, organisiert und durchgeführt hat. „Ein besonderer Höhepunkt war der 40. Zulu’s Ball im Jahr 2020“, erklärt sie. Mit 700 Besuchern war das der publikumsstärkste Zulu’s Ball überhaupt in der langen Geschichte des so genannten „Jazzer Karnevals“. „Darauf wollten wir gern aufbauen, aber Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Kracke. Nach dreijähriger Pause hat die beliebte Tanz- und Musikveranstaltung in diesem Jahr wieder stattgefunden - und mit mehr als 400 Gästen war es auch diesmal ein voller Erfolg.
„Man merkt einfach, dass die Leute wieder richtig Lust auf Kultur haben“, so Kracke. Und damit meint sie nicht nur das Publikum, sondern auch die Künstler selbst. Diese habe die Kulturkreis GmbH in der Lockdown-Zeit unterstützt, indem Kracke und ihr Team für ausgefallene Veranstaltungen Ausfallhonorare vom Bund beantragt und diese eins zu eins weitergegeben haben. Und als nach dem Lockdown wieder langsam das kulturelle Leben losgehen konnte, hat die Kulturkreis-Geschäftsführerin nicht lange gezögert: „Wir haben mit Open-Air-Veranstaltungen begonnen“, sagt sie. Es sei schwierig gewesen, immer nur wenige Wochen oder teils sogar nur Tage im voraus zu planen. „Denn oft haben sich die Beschränkungen sehr schnell geändert“, erinnert sich Kracke. Doch gar keine Veranstaltungen in Schwalbach - das sei für sie nicht infrage gekommen. „Es war zwar anstrengend, aber diese Anstrengung hat wiederum Energie freigesetzt“, erklärt die 56-Jährige und lächelt.
Seit 25 Jahren prägt Kracke nun schon das kulturelle Leben in Schwalbach. Dabei liegen ihr auch die Jüngeren am Herzen. So hat sie zum Beispiel das Kindertheater als feste Reihe etabliert. „Mir ist es ein Anliegen, dass Kindern Kultur zugänglich gemacht wird“, sagt sie. Ihr Ziel: „Jedes Kindergarten- oder Schulkind aus Schwalbach soll mindestens einmal im Jahr ins Theater gehen.“ Im Bereich Jugendtheater arbeitet Kracke eng mit den Schwalbacher Schulen zusammen. So gibt es etwa einmal im Jahr eine Projektwoche an der Friedrich-Ebert-Schule, bei der Jugendliche über eine Woche hinweg ein Stück einstudieren. „Es ist immer wieder schön zu sehen, wie kreativ die Schüler sind“, sagt Kracke.
Mit der Kulturkreis GmbH organisiert sie aber nicht nur Konzerte, Lesungen und Theater, sondern auch Feste wie etwa das Altstadtfest, den Weihnachtsmarkt oder die beliebten Sommertreffs auf dem Marktplatz. Dabei arbeitet sie mit zahlreichen Künstlern, aber auch Veranstaltern zusammen. „Kultur kann richtig toll sein, wenn man die richtigen Partner an seiner Seite hat“, ist sie sicher.
Geboren und aufgewachsen ist Anke Kracke in Hannover. Ihr Studium hat sie in Göttingen absolviert, anschließend beim Kulturamt der Stadt Hannover gearbeitet. Ins Rhein-Main-Gebiet kam sie durch ihren Mann: „Er hat hier einen Job gefunden und da habe ich mich auch nach Stellen umgeschaut.“ In Schwalbach wurde sie fündig - und bereut diesen Schritt nicht. „Die Idee, die Kulturarbeit in einer eigenen Gesellschaft und nicht in einem städtischen Amt zu bündeln, finde ich sehr gut“, sagt sie. Dieses Konzept sei es auch gewesen, dass sie vor 25 Jahren besonders angesprochen hat. Denn in der Kulturkreis GmbH könne sie unabhängiger und vor allem sehr bürgernah arbeiten.